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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Häuschen in Rantum oder Hörnum gemietet, wobei ich persönlich Hörnum immer lieber mochte. Irgendwie hat der Leuchtturm mich magisch angezogen, keine Ahnung, weshalb. Rantum erscheint mir aber mittlerweile auch kein ganz günstiges Pflaster mehr zu sein, nicht wahr? Sind Sie denn auch Mitglied der Initiative Zukunft Sylt, Frau Hansen?« Bea nickte.
    »Ja, das bin ich, und zwar aus vollster Überzeugung! Mir ist zwar bewusst, dass wir kaum eine Chance gegen die zerstörerische Immobilienpolitik haben, aber irgendeiner muss sich schließlich dafür einsetzen, dass die Dinge wieder ins Lot kommen. Aber lassen Sie uns so kurz vor der Lesung über etwas Erfreulicheres sprechen. Welche Textpassagen haben Sie denn ausgewählt?«
    Ich bekam die Antwort nicht mehr mit, weil Patrick anrief. Er war für ein paar Tage in London bei einem Kunden gewesen. Ich nahm mein Handy und ging in den hinteren Teil des Gartens, um Bea und Corinna Hartmann nicht zu stören. Patricks Stimme kam mir plötzlich vor wie aus einem anderen Universum.
    »Du klingst, als seist du schon eine halbe Insulanerin«, bemerkte er, nachdem ich von der Lesung erzählt hatte. Er traf den Nagel auf den Kopf. »Wolltest du nicht abschalten? Die Betreuung einer Autorin ist doch auch wieder Arbeit.«
    »Ach was, das mache ich gern, du kennst mich doch«, versuchte ich abzuwiegeln.
    »Genau deswegen.« Patrick lachte. »Aber wenn’s dir Spaß macht. Scheinst dich ja richtig wohl zu fühlen, auch wenn ich fast befürchte, dass du gar nicht mehr zurück zu mir nach Hamburg willst.«
    »Das muss an der Sylter Luft liegen. Doro überlegt auch schon seit gestern, womit sie hier ihren Lebensunterhalt verdienen kann.« Dass Doro heute Abend eine Verabredung mit einem attraktiven und sympathischen Mann hatte, verschwieg ich wohlweislich. Patrick und Thomas waren zwar keine Freunde, trafen sich aber manchmal auf Partys und mochten sich.
    Nachdem wir eine Weile über London geplaudert und ich ihm von dem schönen Strand in Kampen vorgeschwärmt hatte, war es auch schon Zeit, Corinna Hartmann in ihr Hotel zu begleiten und anschließend ins Büchernest zu bringen.
    Wie zu erwarten, war sie vollkommen verzaubert von der heimeligen Atmosphäre des Buchcafés und vom herzlichen Empfang, den Larissa, Rieke und Vero ihr bereiteten. Larissa hatte einen gemütlichen Lesesessel auf ein Podest gestellt, das extra für Veranstaltungen aufgebaut wurde. Daneben stand ein hübsches Tischchen aus dem Café, darauf eine Leselampe mit einem Schirm, auf dem antike Bücher als Bildmotive gedruckt waren. Über der Lehne des Sessels lag eine Kuscheldecke, vor dem Sessel stand ein kleiner Hocker, beinahe so, als säße Corinna Hartmann in ihrem privaten Wohnzimmer. In der Nähe des Sessels waren an die hundert Exemplare des Romans auf einem Holztisch dekoriert.
    »Hätten Sie gern ein stilles Wasser oder lieber ein Glas Ingwertee mit Zitrone? Wir haben auch Salbei im Angebot«, zählte Vero auf. »Alle drei Getränke sind bestens geeignet, um die Stimme zu unterstützen.«
    Corinna Hartmann starrte uns beide mit schreckgeweiteten Augen an und begann plötzlich hörbar schneller zu atmen. Dann trat feiner Schweiß auf ihre Stirn, und sie klammerte sich an der Tischkante fest. Ich kannte diese Symptome in- und auswendig. Entweder begann sie gleich zu hyperventilieren, oder das Ganze mündete in eine schwere Panikattacke.
    Und das eine knappe halbe Stunde vor der Lesung.
    »Schnell, Vero, ich brauche eine kleine Tüte!«, ordnete ich an, nahm die Hand der Autorin und führte sie zum Lesesessel. »Atmen Sie bitte auf fünf durch die Nase ein und auf fünf durch den geöffneten Mund wieder aus«, sagte ich und legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. Corinna Hartmann tat, was ich sagte, während ich sicherheitshalber eine Tüte bereithielt. Erst zehn Minuten später war sie halbwegs in der Lage, wieder zu sprechen und entschuldigte sich sofort: »Oh, mein Gott, es tut mir so leid«, schniefte sie, während Tränen ihre blassen, hohlen Wangen hinunterrollten. »Ich dachte, ich hätte meine Angst besser im Griff. Sie haben sich so liebevoll um mich gekümmert und alles so toll vorbereitet, und nun sieht es so aus, als müsste ich die Lesung absagen. Ich befürchte, ich halte nicht den ganzen Abend durch. Haben Sie denn sehr viele Karten verkauft?«
    »Wir sind bis auf den letzten Stuhl ausgebucht«, antwortete Bea und musterte Corinna Hartmann besorgt. »Aber natürlich werden die Leute

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