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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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bevorzugte originelles Klimperzeug aus Indien-Shops oder vom Flohmarkt.
    »Komm, lass uns an den Strand gehen, bevor du hier noch vollkommen durchdrehst«, lotste ich sie lachend weg. »Du bekommst auch eine schaumige Latte macchiato von mir als Belohnung. Das Grand Plage soll sehr schön sein, mit fantastischem Ausblick aufs Meer. Darauf stehst du doch.«
    »Okay, überredet!«, grinste Doro, und so ließen wir die Designer links liegen und gingen in Richtung des Szenerestaurants Sturmhaube, um kurz vorher den Weg in die Dünen einzuschlagen.
    Beim Anblick der weiten Felder mit blühendem Heidekraut schlug mein Herz augenblicklich höher. Die Weite, die würzige Luft, diese Natur. Der strahlend blaue Himmel, der sich heute extra für uns von seiner besten Seite zeigte. Dieses Fleckchen Erde war ein kleines Paradies, das ich von Tag zu Tag mehr lieben lernte.
    »Los, wer als Erster beim Leuchtturm ist«, rief ich, weil ich mich plötzlich unglaublich frei fühlte.
    Wie kleine Kinder rannten wir den hölzernen Weg die Dünen hinauf, der von Strandhafer gesäumt wurde. Vor einem weißgetünchten Kabinenhäuschen, vor dem ein Strandkorb stand, blieben wir schließlich stehen. Dahinter ragte ein Schild mit der Aufschrift
Letzter Fahrradständer vor dem Strand
aus dem sandigen Boden.
    »Hörst du das Rauschen der Wellen?«, fragte ich verzückt, nachdem wir beide unsere Kurkarten vorgezeigt hatten.
    »Ja, großartig«, antwortete Doro und beobachtete zwei Möwen, die über unsere Köpfe hinwegflogen. »Es ist wirklich atemberaubend schön hier. Was meinst du? Ob ich Thomas überreden kann, diesen Sommer hierherzufahren statt an die Schlei?«
    »Wenn ihr schon mal anfangt zu sparen, bestimmt«, sagte ich und konnte es kaum erwarten, bis wir endlich unten am Meer waren.
    Sobald das Wasser in Sicht war, krempelten wir die Hosenbeine hoch, zogen unsere Schuhe aus, banden die Schnürsenkel zusammen und warfen uns die Chucks über die Schultern.
    Dann rannten wir los, bis wir beide bis zu den Knien in der schäumenden Nordsee standen.
    »Brrr. Noch ganz schön frisch«, schimpfte Doro, doch ich merkte an ihrem Lachen, wie glücklich sie war.
    »Aber gut fürs Bindegewebe«, konterte ich und schirmte meine Augen gegen die Sonne ab, die gerade hinter den Wolken hervorgekommen war und den Strand in ein strahlendes Licht tauchte.
    Zwischen meinen Zehen verfingen sich grünlich schimmernde Algen, und ich glaubte für einen Moment, ich hätte eine Qualle entdeckt. Ich bekam unbändige Lust, Muscheln zu suchen, die ich später als Souvenir mit nach Hamburg nehmen konnte.
    »Können wir bitte für immer hierbleiben?«, bettelte Doro mit kindlicher Stimme, und ich wusste genau, was sie meinte. Die schier unendliche Weite der Nordsee ließ einen frei atmen und löste ungeahnte Glücksgefühle aus.
    Alles schien plötzlich möglich …
    »Okay, dann nehmen wir beide zusammen eine Auszeit. Hm, womit könnten wir hier unser Geld verdienen?«, sinnierte ich laut.
    »Brauchen die nicht noch kompetente Unterstützung im Büchernest?«, fragte Doro mit leuchtenden Augen. »Ich könnte in der Küche helfen, und du … ja, du …«
    »Ich glaube, als Kunstkennerin bin ich da wohl fehl am Platz, also vergiss es«, winkte ich ab und bewunderte einen bunten Drachen, der gerade in die Luft gestiegen war. »Lass uns also lieber diesen traumhaften Tag genießen, anstatt uns Gedanken über die Zukunft zu machen.«
    Nachdem wir fast zwei Stunden lang stramm am Strand spazieren gegangen und meine beiden Jackentaschen prall mit Muscheln gefüllt waren, kletterten wir erschöpft, aber glücklich die Stufen zum Strandrestaurant Grande Plage hinauf. Dort setzten wir uns in einen gerade frei gewordenen Strandkorb mit Blickrichtung Sonne.
    Doro studierte eifrig die Speisekarte, während ich überlegte, ob wir uns am nächsten Tag vielleicht in die Strandsauna direkt nebenan wagen sollten. Mittlerweile war ich eine begeisterte Saunagängerin.
    »Mmm, der Erbseneintopf klingt lecker«, freute sich Doro.
    »Und er duftet auch gut«, stellte ich fest, als eine junge, hübsche Kellnerin zwei Portionen am Nebentisch servierte.
    »Wozu braucht man eigentlich Männer?«, fragte Doro, nachdem wir ausgiebig gegessen und uns zum Abschluss noch Kaffee bestellt hatten. »Irgendwie machen sie nur Arbeit, sind häufig schlecht gelaunt, betrachten einen als eine Art Möbelstück und vergessen mit schöner Regelmäßigkeit Geburtstage. Mit Freundinnen ist das Leben viel

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