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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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verdienst gut, hast einen Job, der dich erfüllt, einen stabilen Freundeskreis, bist gesund und siehst gut aus. Es gibt eindeutig schwierigere Ausgangslagen für einen Neuanfang. Und warum soll es denn schiefgehen? Vielleicht braucht ihr beide nur eine längere Pause. Oder womöglich adoptiert ihr doch noch ein Kind. Im Übrigen ist ein Partner nicht dazu da, dich glücklich zu machen. Dieses Glück musst du in dir selbst suchen! Finde einen Weg, wie du mit deiner Kinderlosigkeit fertig wirst, damit das Thema nicht irgendwann dein Leben zerstört.«
    »Du hast ja recht«, schniefte ich. »Du bist und bleibst eine grandiose Analytikerin. Vermutlich sollte ich in den sauren Apfel beißen und eine Entscheidung treffen, denn so kann es mit Patrick und mir nicht weitergehen. Vermutlich muss ich einfach riskieren, am Ende vielleicht allein zu bleiben …«
    »Erstens ist das gar nicht gesagt, und zweitens: So schlimm ist Alleinsein nicht«, versuchte Helen mich zu beruhigen. »Schau mich an. Ich genieße das Leben und danke Gott jeden Tag aufs Neue, dass ich nichts mit all dem Mist zu tun habe, der mir täglich auf den Schreibtisch flattert. All die gescheiterten Beziehungen, all die unerfüllten Träume – das kann einen auf Dauer schon irre machen.«
    »Nun mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand!«, protestierte Doro. »Immerhin hast du es nur mit den Härtefällen zu tun, bei denen es zu Rechtsstreitigkeiten kommt. Gott sei Dank gibt es sehr viele glückliche Paare und Familien. Allerdings trifft das im Augenblick leider nicht auf mich zu. Also, Frau Anwältin, nun zu mir und meinem Schlamassel: Wozu rätst du mir?«

    Als ich weit nach Mitternacht nach Hause kam, blieb ich einen Moment vor dem Haus stehen, um mich zu sammeln. Ich konnte von der Straße aus sehen, dass Patrick noch wach war. Da wir – wie so viele Hamburger – keine Gardinen an den Fenstern hatten, sah ich, wie er in seinem Arbeitszimmer auf und ab ging und immer wieder nach draußen schaute. Offenbar wartete er auf mich. Doch er war nicht der Einzige.
    »Hallo, Paula«, hörte ich plötzlich Vincents Stimme neben mir. »Hattest du einen schönen Abend?«
    Ich erschrak und schlug mir reflexartig auf den Mund, um nicht laut loszuschreien.
    »Was machst du denn hier?«, flüsterte ich und zerrte Vincent in den Schatten der Straßenlaterne. Das fehlte gerade noch, dass Patrick uns um diese Uhrzeit zusammen sah.
    »Ob du es glaubst oder nicht. Ich war um die Ecke mit Freunden essen, erzählte von dir und bekam auf einmal Sehnsucht nach dir, obwohl du dich mir gegenüber ziemlich dämlich verhalten hast.«
    Mein Herz begann zu rasen, weil ich es so absurd fand, mitten in der Nacht mit Vincent, der offenbar ein bisschen zu viel getrunken hatte, vor meinem Haus zu stehen.
    »Tja, und dann fiel mir ein, dass du nur ein paar Straßen weiter wohnst. Ich wollte wissen, wo die Frau meiner Träume lebt. Doch das Einzige, was ich entdecken konnte, war die Silhouette eines Mannes. Wenn ich nach den Klingelschildern gehe, müsste das da oben Patrick sein, nicht wahr?«
    Mein Magen verkrampfte sich. Wie hatte ich es nur geschafft, mich in dieses Chaos zu manövrieren und gleich drei Menschen weh zu tun: Patrick, Vincent – und mir?
    Es war wirklich höchste Zeit, eine Entscheidung zu treffen!

21 . Kapitel
    P atrick saß mir Samstagmorgen am Frühstückstisch mit undurchdringlicher Miene gegenüber. Nur meine Stimme erfüllte das Esszimmer. Seit einer halben Stunde redete ich mich um Kopf und Kragen. Ich sprach von
Veränderung, langer Beziehung, Trauer
und
innerer Leere,
ohne die Dinge jedoch beim Namen zu nennen. Patrick hörte mir zu, ohne mich zu unterbrechen. Ich wurde immer wütender, weil er zuerst keinerlei Reaktion zeigte, als ich um eine Trennung auf Probe bat. Doch dann stellte er die alles entscheidende Frage:
    »Hast du dich verliebt?«
    Diese simplen vier Worte trieben mich in die Enge.
    Was sollte ich antworten?
    Helen hatte mir geraten, Vincent wenn möglich außen vor zu lassen. Gekränkte männliche Eitelkeit sei nicht zu unterschätzen!. Und Eifersucht sei natürlich ebenfalls keine gute Basis für eine spätere Versöhnung. Dennoch hatte ich mit einem Mal das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und an mir selbst zu ersticken, wenn ich nicht endlich ehrlich war. Außerdem war ich es Patrick schuldig, das fühlte ich deutlich. Ich hatte ihn lange genug angelogen, war ihm ausgewichen.
    Er verdiente die Wahrheit!
    »Ja, ich habe mich verliebt.

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