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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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fürchterlichen Baulärm.
    »Aber ist das denn überhaupt erlaubt?«, wandte ich ein und streichelte besänftigend Beas Arm. Ich fühlte, wie sie vor Wut am ganzen Leib zitterte, und hoffte, dass wenigstens Adalbert ein wenig gelassener reagierte. »Direkt gegenüber beginnt doch der Nationalpark Wattenmeer. Dort brüten Vögel und …«
    »Ach, das ist denen doch egal«, schimpfte Bea und stellte ihren Becher derart schwungvoll auf den Tisch, dass der Kaffee überschwappte. »Diesen geldgierigen Immobilienhaien ist nichts heilig. Weder die Natur noch die Menschen. Hauptsache, sie scheffeln ordentlich Geld. Sollen sie doch daran ersticken, diese Aasgeier!«
Oha!
So wütend hatte ich Bea noch nie erlebt. Sie schien sich persönlich angegriffen zu fühlen, als setze man ihr das Hotel vor die Nase.
    »Wollt ihr denn gegen die Pläne vorgehen?«, fragte ich vorsichtig. Wozu gab es denn die Initiative Zukunft Sylt? Bea schaute mich nur an, und ich konnte an ihren funkelnden Augen die Antwort ablesen. Sie würde kämpfen, und zwar mit aller Kraft!
    »Was ist passiert?«, wollte nun auch Larissa wissen, die plötzlich im Türrahmen stand. Bestimmt hatte Olli ihr Bescheid gesagt.
    Noch einmal machte Bea ihrem Ärger Luft.
    »Das ist doch nicht dein Ernst, oder?«, empörte sich nun auch Larissa. »Sind die noch ganz dicht? Wer soll denn bitte schön die Gäste bedienen, die dort wohnen werden? Es gibt jetzt schon kaum noch Wohnraum für die Saisonkräfte. Das Gebiet rund um Adalberts Haus sollte ein Ort der Stille bleiben. Man fühlt sich doch sofort in seiner Ruhe gestört, wenn man aus einer Yoga- oder Meditationsstunde kommt und als Erstes Autolärm hört. Und was geschieht mit den schönen alten Bäumen? Die kann man nicht einfach abholzen. Was sagt denn das Umweltamt dazu?«
    »Das steckt zusammen mit der Baubehörde in Husum unter einer Decke und wird den Teufel tun, sich einen so lukrativen Auftrag durch die Lappen gehen zu lassen. Diese Verbrecher halten doch alle zusammen wie Pech und Schwefel«, schnaubte Bea. »Aber eines kann ich euch sagen: Das lassen wir uns nicht gefallen. Es reicht doch, dass das alte Haus am Ortseingang abgerissen werden soll und alle Mieter, bevor sie auf die Straße gesetzt werden, horrende Preise zahlen müssen. Eine weitere Unverschämtheit in dieser Art können wir nicht dulden!«
    Wäre die Situation nicht so dramatisch gewesen, hätte ich gelacht. Bea war wirklich in Hochform und würde garantiert alles unternehmen, um sich dem Bauvorhaben zu widersetzen.
    »Wenn ich irgendwie helfen kann, gebt Bescheid. Ich male gern Demoplakate, halte Mahnwachen ab oder verteile Flyer. Diese Schweinerei muss unbedingt verhindert werden«, sagte ich.
    »Das ist wirklich lieb von dir, Paula«, antwortete Bea, nun deutlich leiser. Ich sah Tränen in ihren Augenwinkeln und hätte sie am liebsten in den Arm genommen. Ich verstand sehr gut, wie furchtbar es war, beinahe ohnmächtig zusehen zu müssen, wie der Ort, an dem man geboren und aufgewachsen war, sich zu einer Art Freizeitpark für Luxusurlauber entwickelte.
    Ohne Rücksicht auf Verluste.
    Und ohne jegliches Gespür für Menschlichkeit.
    »Ja, ja, lasst uns auf die Barrikaden gehen«, jubelte nun auch Olli, der ebenfalls in die Küche gekommen war. Arme Rieke, sie musste jetzt allein die Stellung im Büchernest halten. »Ich werde einen Flashmob organisieren, wie ihn die Insel noch nie gesehen hat. Wir könnten Transparente an den Segeln der Schulschiffe von Fabian anbringen und eine Protest-Regatta veranstalten.«
    Anstatt sich über unsere Vorschläge zu freuen, begann Bea zu schluchzen. Für einen Moment war es mucksmäuschenstill in der Küche. Keiner von uns hatte sie wohl je so verzweifelt gesehen.
    »Hey, lass den Kopf nicht hängen«, versuchte Larissa ihre Tante zu beschwichtigen. »Du hast doch gehört, dass wir all unsere Kräfte bündeln werden. Wie heißt es doch so schön?
Zusammen ist man weniger allein.
«
    Aber Bea schien immer noch untröstlich. Unterbrochen von Schluchzern sagte sie:
    »Ich weine gar nicht wegen Adalberts Haus, sondern weil ich so gerührt bin, dass ihr uns helfen wollt … und … und weil sich über kurz oder lang alles hier auflösen wird. Larissa zieht zu Leon nach Mallorca, Vero ist fast nur noch auf ihrem Hof, Paula wird nach Hamburg zurückkehren, und du, Olli, bist ja auch nur für die Sommersaison engagiert.«
    Larissa, Olli und ich sahen uns bestürzt an.
    »Aber das ist doch überhaupt nicht gesagt,

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