Inselwaechter
in der Wiese geschnuppert. Die beiden anderen Hunde saßen neben ihrer Herrin und sahen Erich Gommerts Vorstellung zu. Der Beauceron legte den Kopf schräg, als verstünde er nicht, worum es ging.
»Ja Hundle!«, rief Gommert am Ende erschöpft und enttäuscht, »machst du mir eine solche Schand. Ja kommst net gleich aber sofort auch daher. Da gibt’s keine Wurst nicht, wenn du net gleich ganz schnell daherkommst.« Resigniert gab er auf und wendete sich Hilde zu. »Vielleicht ist es, weil er fremd ist.«
»Eher nicht«, lautete ihr trockener Kommentar, »lassen Sie nur. Gehen wir einfach weiter.«
Nach einer Weile fragte sie: »Was haben Sie da gerade gemacht?«
»Ich?«, fragte Gommi konsterniert.
Sie ging nicht auf seine Gegenfrage ein. Schließlich hatte sie sich verständlich geäußert.
»Ja, ich sollte doch es Hundle rufen«, meinte Erich Gommert.
»Und Sie sind der Meinung, dass Sie genau das gemacht haben?«
»Ja, aber Sie waren doch daneben gestanden.«
»Das schon. Ich habe auch gehört, was Sie sagten und gesehen wie Sie gewunken haben, und ich habe verstanden, was Sie wollten. Ich bezweifle aber, das Hundle wusste, worum es ging.«
Erich Gommert sah sie verständnislos an.
»Machen Sie es sich und Ihrem Hund leichter und geben Sie einfache Befehle. Egal, wie die lauten – komm, hier, stopp, bleib, lauf, Gabel, Tasse, Löffel, hurra … ganz egal was, einfach und kurz sollte es sein. Sie aber erzählen ganze Geschichten. Ihr Hund nimmt das nicht als Aufforderung wahr. Vielleicht kommt er dann und wann … vielleicht auch nicht. Das ist Glücksspiel. Und Glücksspiel geht mit Hunden nicht. Nicht mit den kleinen und mit so einem großen Hund schon gar nicht.«
»Mit einem Wort?«, fragte Erich Gommert ungläubig.
»Ja. Wir werden das jetzt üben. Wie soll der Befehl lauten, dass der Hund zu Ihnen kommt?«
Erich Gommert überlegte. »Hierher Hundle?«
»Okay. Wir machen es noch kürzer: hier!«
»Hier«, echote es ungläubig.
Sie blieb stehen und forderte ihn auf. »Also los. Ein Wort.«
»Ja und wenn es Hundle nicht kommt?«
»Dann haben Sie wenigstens viel Energie gespart. Wenn er dann aber kommt, dann müssen Sie ihn loben. Er wird irgendwann genau wissen, was die Befehle bedeuten, aber es ist noch ein gutes Stück Arbeit. Ach ja, und noch was. Wann wurde zuletzt gefüttert?«
»Ja vorhin.«
»Mhm. Das lassen wir zukünftig sein. Hundle soll ruhig etwas Hunger haben, wenn Sie mit ihm kommen, und ab sofort Handfütterung.«
»Um Gottes willen, was!?«, rief Erich Gommert erschrocken.
Sie verzog keine Miene. »Das bedeutet, dass Hundle ab sofort sein Futter nicht mehr in der Schüssel hingestellt bekommt, sondern das Futter aus Ihrer oder der Hand Ihrer Frau. Und zwar immer nur dann, wenn er einen Befehl ausgeführt hat. Verstehen Sie. Der Hund muss Sie akzeptieren – und zwar als Chef.«
»Ja, aber …«
»Es gibt kein Ja, aber ,«, unterbrach sie ihn, »die Hunde halten das aus. Nur die Menschen sind bedauerlicherweise oft zu schwach. Er wird unter Umständen ein wenig abmagern.« Sie zuckte mit den Schultern und sah Erich Gommert streng an. Der nickte ihr zu.
»Also los dann!«, gab sie den Befehl.
Fast zwei Stunden kreuzten und querten sie die Wege und Weiden um Andelsbuch. Hilde hatte Erich Gommert immer im Blick, kritisierte, lobte, trieb an, bremste, forderte, bestätigte. Als sie wieder in Richtung Auto liefen, sollte Hundle an die Leine genommen werden, was auch geschah. Hundle zerrte so stark, dass Erich Gommert sich kaum mit Hilde unterhalten konnte. Sie fragte unbeeindruckt: »Gefällt Ihnen das?«
»Was?«
»Ja, wie der Hund Sie an der Leine ausführt.«
»Hat halt noch Energie«, lachte Erich Gommert gequält.
»Der Hund schon noch«, kam es trocken. »Was meinen Sie, aus welchem Grund der Hund so zieht?«
»No, er will zum Auto.«
»Soll er das wollen?«
»Ja, da wollen wir doch hin.«
»Wir schon. Aber hat der Hund vielleicht zu entscheiden, wo er in welcher Geschwindigkeit hinwill!?«
»Mhm«, Erich Gommert wusste mit der Frage nichts anzufangen. Sie half ihm. »Kehren Sie um!«
»Was?«
»Laufen Sie in die entgegengesetzte Richtung. Ihr Hund zieht sie nach vorne, weil er Richtung und Geschwindigkeit bestimmen will. Lassen Sie ihn erkennen, dass Sie es sind, der bestimmt, wie schnell es in welche Richtung geht! Seien Sie dominant! Jedes Mal, wenn Hundle in die Leine zieht, kehren Sie um. Das ist eine weitere Aufgabe, die Sie zur Erziehung Ihres
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