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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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Drüben, am jenseitigen Ufer des Segelhafens, war es noch dunkel hinter den Fenstern. Es war erfrischend kühl. Ein leichter Wind ließ Leinen und Seile schwingen. Da und dort war ein ungleichmäßiges Klacken und Klirren zu hören. Markant hoben sich die Konturen der Dächer gegen den dunkelblauen Himmel ab. Die Oberfläche des Sees lag dämmrig und war durch die leichte Brise fein gekräuselt. Eine halbe Stunde mochte es gewesen sein, dass er dasaß. Dann sah er den Schatten, der oben am Giebel auftauchte, sich langsam am eisernen Umlauf entlangtastete – Zychner. Er öffnete den Zugang zum Turm und hockte sich hinter die Glasscheiben, die ihn vor Wind und Wetter schützten. Wenzel wartete einen Augenblick, griff dann zu der Tasche, die neben ihm auf dem Boden lag. Dann begann er mit seiner Show.
    *
    Erich Gommert hatte sich für einen frühen Termin entschieden. Bei vielen hatte er sich Rat geholt. Die Hundeführer hatte er einen nach dem anderen gefragt, in Bekanntschaft und Verwandtschaft beiläufig die Frage nach Hundeschulen eingestreut. Die Recherchelage im Internet war nachgerade erschlagend unübersichtlich und hatte sein Vorhaben nicht befördert. Letztlich häuften sich doch die Hinweise auf die Adresse in Bregenz. Einige Hundeführer hatten unabhängig voneinander den Namen genannt und ein Hundebesitzer in der Verwandtschaft, ein Typ, den er zwar nicht mochte, aber für vertrauenswürdig hielt, hatte auch den Namen erwähnt. Er hatte angerufen und schon am Telefon war es recht zielführend zugegangen. Sie hatte ein paar Fragen gestellt, er gab die Antworten. Das erste Treffen sollte ihrem Willen nach nicht in der Stadt geschehen. Wie sie es ausdrückte, wollte sie sich die Mensch-Tier-Situation zunächst ohne Umgebungsstress ansehen. Umgebungsstress. Das Wort hatte Gommert gefallen und ihn sogleich an seine Dienststelle erinnert. Das war es, was so an ihm zehrte – der Umgebungsstress. Eine Hundetrainerin musste ihn darauf bringen. Da sie vormittags in einem Andelsbucher Geschäft aushalf, hatten sie sich in der Nähe verabredet – vor dem Trachtengeschäft. Erich Gommert war voller Erwartung und Hundle spürte seine positive Angespanntheit.
    »Ja, schau nur noch so lustig drein, Hundle«, sprach er unter den Tisch, »des wird bald ein End haben mit dem faulen Leben, au weh!«

    Sie war Ende dreißig, hatte eine sehnige Gestalt und kurze schwarze Haare, die von tiefgründig roten Strähnen durchwildert waren. Die enge schwarze Lederhose spannte über die Lederstiefel. In den Taschen ihres Parkas mussten allerhand Sachen stecken, wie es von außen schien. Sie stand bereits vor dem Bodenbrunnen und verfolgte, wie Erich Gommert und Hundle aus dem Auto ausstiegen. Im Mundwinkel steckte ein Zahnstocher, der, ohne von außen ersichtlichen Grund, in die andere Ecke wanderte. Erich Gommert kam freudig strahlend auf sie zu und grüßte herzlich. Sie stellte sich als Hilde vor. »Hilde, ohne Ypsilon«, sagte sie ernst. Erich Gommert schwieg. So sahen also heutzutage Frauen aus, die Hilde hießen.
    »Wie heißt sie denn?«, fragte sie knapp.
    »Hundle«, antwortete Erich Gommert beflissen, und verkniff sich eine Replik. Hundle, ohne X. Das hätte ihm auf den Lippen gelegen.
    Sie verzog keine Miene. »Mhm. Interessant.«
    Ein Spaziergang durch die Weiden war ihr Vorschlag. Weg von der Straße, zum ersten Kennenlernen und Einschätzen des Gemütes von Tier und Halter. Mit einem Fingerschnipp holte sie ihre beiden Hunde zu sich, die bisher aufmerksam im Schatten des Gemeindehauses gelegen hatten. Ein Beauceron und Spaniel kamen eilfertig zu ihrer Chefin und setzten sich erwartungsvoll vor sie hin.
    »Do schau, Hundle, schau nur. So geht des«, kommentierte Erich Gommert das Schauspiel und schnippte auch mit den Fingern. Hilde lächelte hintergründig.
    Die Hunde beschnupperten einander und liefen anschließend neben den beiden her. Als Hundle etwas zurückgeblieben war, forderte Hilde Erich Gommert auf, ihn zu rufen. Das tat Erich Gommert umgehend. Er drehte sich Hundle zu, ging halb in die Hocke, wedelte mit den Armen und rief: »Hundle, ja braves Hundle, ja komm zum Herrchen, ja komm, Hundle! Gibt es auch was Feines, ja braves Hundle, komm! Ja komm, komm schon her. Do schaut er schon, des Hundle, gell, ja komm! Komm! Komm zum Herrchen! Na! Hundle, feines, ja komme zum Herrle. Do ist es Herrle, komm.«
    Hilde stand abseits und verfolgte das Ereignis. Hundle hatte zwischendurch zweimal aufgesehen, dann aber weiter

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