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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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leichter. In der Schulbank sitzen ist auch anstrengend, als junger Mensch. Und das mit der plötzlichen Müdigkeit kenne ich schon jetzt. Was war also mit dem Kajak?«
    »Es ist gleich unten im Hafenbecken unter dem Haus gewesen. Ich habe es erst gesehen, nur ganz kurz, als ich aufgestanden war, um nach unten zu gehen.«
    Wenzel überlegte. »Sie haben nicht gesehen, von wo es gekommen ist?«
    »Nein. Es lag da unten. Es saß auch jemand drinnen und hielt das Paddel. Ein durchgängiges Paddel, nicht wie bei den anderen Booten … Kanu, so heißen die dann. Ja, es war ein Kajak.«
    »Sie sind gegangen, als die Sonne gerade aufgegangen war und haben nichts weiter erkannt? Farbe und so?«
    »Nein! Was meinen Sie denn, wie lange die Schlagschatten am Morgen sind!? Dieses Kajak im Dunkeln nahe der Mauer. Ich habe es auch nur erkannt, weil sich das Paddel bewegte und ein kleiner Lichtblitz aufschien. Ich glaube, es ist in Richtung Spielbank davongefahren, aber genau kann ich dazu nichts sagen. Ich habe dem Ganzen keine Bedeutung beigemessen.«
    Wenzel machte Notizen. Sobald er zurück war, musste er lesen, was in der Vernehmungsniederschrift von Walter Zenger stand. Wann er in welchem Teil des Hafenbeckens gewesen war.
    *
    Jasmin Gangbacher hatte entgegen der sonstigen Gewohnheiten und Sitten die Türe zum Büro geschlossen. Erich Gommert hatte frei und somit war auch Hundle nicht da, den geschlossene Türen in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt hätten. Sie wollte von den anderen Vorgängen draußen am Gang auch nichts mitbekommen, um sich ganz ihren Unterlagen zu widmen. Schielin und Robert Funk waren mit der Frau befasst, die bei ihrer ersten Vernehmung gelogen hatte. Und Kimmel strich herum. Wenzel hatte sie heute noch gar nicht gesehen. Von drei der vier Personen auf dem Foto hatte sie bereits die Namen ermitteln können: Grohm, Sebald, Gahde. Letzterer war der ernst dreinblickende mit dem Paddel. Sebald hatte zunächst Biologie studiert, und dann zu Jura gewechselt. Eine seltsame Kombination, wie sie fand. Überraschend war auch, dass Grohm einen ähnlichen Weg genommen hatte. Er war von Biologie auf Psychologie umgestiegen und nach einigen Semestern in der Schweiz verschwunden, wo er vermutlich sein Studium abgeschlossen hatte. In Deutschland tauchte er wieder auf, als er zusammen mit Sebald die Kanzlei eröffnete. Der war bis zum Abschluss seiner Doktorarbeit in Konstanz geblieben. Ebenso dieser Frederic Gahde, der Pharmakologe war. Da ihr nichts Besseres einfiel, begann sie, die jeweiligen Wegmarken im Lebenslauf der drei ihr bekannten Männer zu erfassen und tabellarisch gegenüberzustellen. Es musste ja einen Grund gegeben haben, dass sich Agnes Mahler mit der Vergangenheit Grohms beschäftigt hatte. Sie saß ein wenig frustriert am Tisch und gab die Namen nur mit der Rechten ziellos in das Fahndungssystem ein. Bei Gahde meldete das Fahndungssystem einen Treffer. Nichts Aktuelles. Aber Körperverletzung, Betrug, Nötigung, Zeugenbeeinflussung und ein Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz waren aufgelistet. Sie klickte alle Informationen herbei, die sie über den Sachverhalt erhalten konnte. Telefonierte lange mit der Aktensammlung der Würzburger Kripo, um noch mehr Erkenntnisse zu bekommen. Danach fütterte sie Google mit den Daten. Jetzt wurde aus der Tabelle mit Bezugsdaten zu jeder Person, die sie zuvor angelegt hatte, etwas Sinnvolles und Brauchbares. Ohne es zu merken, geriet sie wie in ein Fieber, tippte, telefonierte, las und stellte einen Bericht zusammen, der vom Umfang her eher einem Dossier glich und der über den Namen Gahde wieder zu Grohm führte. Und tatsächlich stieß sie nun, nachdem sie sich erneut mit Grohm befasste, auf einen interessanten Widerspruch in dessen Vergangenheit.
    So intensiv sie auch suchte und telefonierte, die Ungereimtheit blieb. Mehrmals prüfte sie ihre Ergebnisse. Sie lehnte sich zurück und entspannte sich. Die anderen würden Augen machen.
    *
    Claire Wilms hatte darauf verzichtet, ein Taxi kommen zu lassen. Sie wollte das gute Wetter nutzen, um die sommerlich gelassene Stimmung zu genießen, die am Vormittag eines Wochentags bedächtiger und entspannter daherkam. Der Mangturm, mit seinem expressionistisch anmutenden Zackenmuster in Gelb, Grün und Rot, hob sich geradezu überspannt vom tiefblauen Himmel ab. Nur wenige Tische in den Cafés waren besetzt und selbst das heisere Geschrei der Möwen klang heute dezenter. Alle Bewegungen glichen dem sanften Gleiten

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