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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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wird dazu nicht bereit sein.«
    Schielin hatte eine dunkle, sehr dunkle Ahnung, was sie damit meinen konnte. »Es gibt demnach eine Person, mit der Sie in der fraglichen Zeit zusammen waren?«
    Sie bestätigte.
    »Diese Person … sie hat doch sicher einen Namen, nicht wahr«, kam es von Funk, der schlagartig auf einen besänftigenden Ton umgeschaltet hatte und seine Worte eher verständnisvoll als sarkastisch klingen ließ, »wissen Sie … es besteht durchaus die Möglichkeit, Dinge sehr diskret zu behandeln.«
    Von Claire Wilms war ein lautes, trostloses Lachen zu hören.
    *
    Zu Hause bei Dohmen surrte das Telefon. Brachmann war dran. Schon in der gepressten, bündigen Weise, in der er sich mit Namen meldete, wurden seine Aufregung und Nervosität offenbar und kaum dass Dohmen seine tiefe, ruhige Stimme hören ließ, legte Brachmann aufgebracht und gehetzt los. »Die Polizei war bei mir. Sie haben mich nach Freitagnacht gefragt!«
    Dohmen blickte angewidert zur Wand. »Und was hast du ihnen erzählt?«, fragte er distanziert. Er ahnte, worauf das Gespräch hinauslaufen würde und hielt den vorauseilenden Zorn zurück.
    Brachmann war von Dohmens Frage irritiert. Sie brachte ihn aus seinem in Aufgeregtheit erdachten Konzept und zwang ihn dazu nachzudenken, aus welchem Grund dies so war. Was hatte er erwartet, sollte Dohmen sagen? Weshalb rief er ihn überhaupt an? Seine Unsicherheit und die Selbstzweifel erbosten ihn. Gerne wäre er gewesen wie Dohmen. Er giftete: »Ja, was hätte ich denn sagen sollen? Dass ich mit dir auf der Jagd war natürlich. Das habe ich gesagt.«
    Dohmen provozierte ihn. »Was ist los mit dir, Doktor Brachmann? Sagst du denn so selten die Wahrheit, dass es dich gleich derart aufregt?«
    Brachmann ließ ein heiseres Quieken hören. »Was!? Was sagst du da!? Ich habe keine Lust von dir in irgendwelche kriminellen Machenschaften hineingezogen zu werden. Und unter diesen Umständen ist es mir ganz unmöglich weiterhin mit dir zusammenzuarbeiten. Zumindest halte ich es für geboten Distanz zu dir zu halten, verstehst du. Am Ende käme ich noch in den Ruch …«
    »Halt das Maul!«, fuhr Dohmen brutal dazwischen. »In welchen Ruch solltest du denn kommen? Vielleicht in den, dass du als Jagdgast jedes Jahr ein oder zwei Wildsauen aus meinem Jagdrevier schießt und ein Reh zu Weihnachten? In den Ruch, im Besitz zweier Gewehre zu sein, die ein Geschenk von mir sind!? In den Ruch, die letzten Jahre immer wieder mit meinem Motorboot ein paar Tage Seetour gemacht zu haben!? Vom ein oder anderen Betriebsausflug wollen wir gar nicht reden, auch nicht vom Dom Perignon und die hübschen Kistchen vom Aufricht aus Hagnau! Falls dir diese Gerüche entgangen sein sollten, schicke ich dir gerne Fotos, Rechnungs- und Lieferscheinkopien und kleine Videofilmchen. Haben wir uns verstanden, Herr Doktor Brachmann! Und jetzt setze dich an deinen edlen Behördenleiterschreibtisch und mach was aus den Plänen. Ich habe mir nicht umsonst so viel Arbeit damit gemacht.«
    Dohmen legte auf. Seine Frau trat von hinten an ihn heran. Sie war immer noch blass. »Es wird der letzte Auftrag sein, den du von ihm bekommst.«
    Dohmen dachte da anders. Brachmann war so korrupt wie ängstlich, so brutal wie sentimental. Ein Mensch ohne Haltung. Promoviertes Mittelmaß, das in einem Beamtendasein Unterschlupf gefunden hatte. Allein der Kontakt mit der Polizei hatte sein schlechtes Gewissen aufgescheucht und ließ ihn um das unrechtmäßig Zusammengekratzte fürchten, das seine Existenz ausmachte. Sobald die Weinreserven aufgebraucht sein würden und das Jagdfieber sich meldete, war wieder mit ihm zu rechnen. Die nächste Sau, das schwor sich Dohmen, würde ihn richtig teuer kommen. Er sprach in ruhiger Stimme zu seiner Frau: »Wir haben jetzt ganz andere Probleme. Was hat der dumme Bub da nur angestellt.«
    »Nichts. Nichts hat er angestellt. Ich kann das nicht glauben. Bernd doch nicht. Du kennst ihn doch. Er kann damit nichts zu tun haben. Völlig ausgeschlossen.«
    Dohmen versuchte zu lächeln und spürte, wie es misslang. Er wollte es ja auch glauben, und es war für ihn unvorstellbar, dass sein Sohn einen Menschen erstochen haben sollte. Es war jedoch auch dieser kleine Zweifel in seinem Herzen, dieser klitzekleine Zweifel, der ihm zu schaffen machte und schmerzte wie kaum etwas anderes. Es tat richtig weh, dass er nicht völlig reinen Herzens von der Unschuld seines Sohnes überzeugt sein konnte.
    Kimmel fluchte laut. Schielin

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