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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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hatte ihn über die Ergebnisse der Vernehmung mit Claire Wilms informiert. Als er sich wieder beruhigt hatte, zog er Schielin zu sich ins Büro und schloss die Türe. »Was denkst du, wie schaut es aus … kommen wir mit dem Fall überhaupt weiter oder stecken wir nun total fest?«
    Schielin sah ihn verblüfft an. »Wir sind gerade mal drei Tage dran und die Sachlage stellt sich wirklich schwierig dar. Sicher, wir haben keine aussagekräftige Spurenlage, aber von feststecken kann man nicht reden … noch nicht.«
    Kimmel winkte ab und sprach leise, fast verschwörerisch weiter. »Ist schon gut, ist gut, Conrad, weißt du … wenn du nachdenken musst … ist kein Problem. Nimm deinen Esel und geh wandern. Mach nur. Ich weiß doch, dass du über alles besser nachdenken kannst, wenn du mit deinem Esel unterwegs bist – also …«
    Schielin kniff die Augen zusammen. »Dienstliches Eselwandern?«
    »Für mich wäre es Dienstsport – rein abrechnungstechnisch, verstehst du. Wenn du da also besser nachdenken kannst, ist doch prima, dann auf und los. Echt kein Problem.«
    »Sag mal, was ist eigentlich los?«, fragte Schielin.
    Kimmel druckste herum, bevor er antwortete. »Die aus Kempten haben nachgefragt, ob wir Unterstützung gebrauchen könnten.«
    Schielin hustete gekünstelt. »Hilfe? Aus Kempten?«
    Kimmel kniff die Lippen zusammen. »Genau. Und jetzt noch diese Politikersache mit der Wilms. Was muss die auch mit so einem rummachen, Mensch. Das macht es uns wirklich nicht einfacher.«
    »Politiker hin oder her. Wir werden ihn einvernehmen müssen wie jeden anderen auch. Scheint doch ein menschenfreundlicher, offener, kommunikativer und engagierter Mensch zu sein.«
    Kimmel redete mehr mit sich selbst. »Genau. Du sagst es. Ein Lump eben. Tut jetzt blöd rum. Wenn’s wenigstens ein Grüner wär, das tät nichts machen, wär ganz normal – irgendwie. Aber muss der Säckel auch grad noch in der Regierung hocken, he! Ahhh. Auf der anderen Seite können sie uns den Fall auch nicht wegnehmen, denn dann wäre es möglich, dass sein Name ins Spiel kommt. Irgendwie ist er nun auf uns angewiesen. Ach, es ist ein Elend. Ich hoffe jedenfalls nur, der Dohmen geht uns bald ins Netz. Dann haben wir erst mal Ruhe. Ich glaube auf den läuft es raus, mhm, nicht, oder?«
    Schielin ließ sich nicht zu einer Antwort bewegen. Er war sich über gar nichts sicher. Beide gingen in den Besprechungsraum, wo die anderen schon warteten.
    Jasmin Gangbacher gab sich locker, obwohl sie aufgeregt war.
    Kimmel fasste die Ermittlungslage auf bissige Art und Weise zusammen: Sie hatten eine ermordete Frau, keine vernünftigen Spuren und eine laue Auswahl an Verdächtigen: Grohm, Wilms, Bernd Dohmen. Gegen die beiden Ersteren reichten die Beweise nicht für einen Haftbefehl, den Letzteren hatte man überhaupt nicht verfügbar. Wenigstens wusste man inzwischen einiges mehr über die tiefere Bedeutung von Kornrade, Jungfer im Grünen, Seidelbast und Augentrost.
    Lydia Naber presste die Lippen fest aufeinander, um nicht belehrend einzugreifen. Seidelbast war wirklich kein Schabab-Kraut.
    »Was hat denn die Befragung der Leute im Segelhafen ergeben?«, fragte Kimmel nach seiner Ansprache in die Runde.
    Robert Funk hatte sich darum gekümmert, räusperte sich und nahm keine Rücksicht auf Kimmels schlechte Laune. Provozierend gelangweilt sagte er: »Na ja. Die Windverhältnisse am See haben sich doch sehr verändert in den letzten Jahren. Der ehemals beständige Schönwetterwest ist inzwischen alles andere als konstant. Manchmal zeigt er sich nur noch für eine halbe Stunde, um die Erinnerung wachzuhalten, um gleich wieder zu verschwinden. Die Nord- und Nordostwindlagen haben dagegen an Bedeutung gewonnen. Von der Bregenzer Bucht her kommt jetzt viel mehr Wind. Das gab es früher nicht. Auch der typische Rheintäler, der Südwind in der Bregenzer Bucht, taucht nur noch selten auf.«
    Kimmel knurrte in sich hinein. »Gut, wissen wir auch das noch. Der Schönwetterwest ist also instabil und Augentrost macht Gewitter. Tolle Ermittlungsergebnisse. Da freut man sich in Kempten, wenn man so was zu einer Mordermittlung liest. Vielleicht schicke ich der Staatsanwaltschaft keine Ermittlungsakte, sondern ein Blumensträußchen mit Gewitterblümchen, dass da der Blitz einschlägt und wir Ruhe haben. Ja, das mache ich!«
    Mit jedem weiteren Wort taumelte Kimmels Stimmung weiter einem dunklen Abgrund zu. Der Grund dafür war nicht, dass er mit seinen Leuten unzufrieden

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