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Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Möwennest«, rufe ich meiner verdutzt dreinblickenden Kollegin zu und stürme nach nebenan, um Nele die frohe Botschaft zu überbringen. Vor lauter Aufregung habe ich weiche Knie und renne fast einen Gast über den Haufen, der gerade das Café verlassen will.
    »Nun ma nich so stürmisch, min Deern!«, ernte ich einen vorwurfsvollen Kommentar, aber momentan ist mir alles egal!
    Nele ist gerade in der Küche und dekoriert einen Salatteller. Der ist sicherlich für Olaf Müller, der nach der Schule immer ins Möwennest geht, weil er nicht gerne allein isst und nicht kochen kann. Im Grunde habe ich ihn aber in Verdacht, in meine Freundin verliebt zu sein, so wie fast alle Männer, die tagtäglich hier sitzen, um einen freundlichen Blick oder ein nettes Wort von ihr zu erhaschen.
    »Nele«, rufe ich atemlos und verscheuche damit Blairwitch, die auf einem Tisch sitzt (was sie eigentlich nicht darf) und ihrem Frauchen interessiert bei der Zubereitung des Essens zusieht. Vermutlich spekuliert sie auf ein Stück Thunfisch.
    »Um Himmels willen, hast du mich erschreckt!«, ruft Nele und sieht mich mit großen, runden Augen an. »Was ist denn los? Ist was mit Bea? Ist die Bücherkoje abgebrannt?«
    »Nein, nein, keine Sorge«, antworte ich und schnappe mir eine halbe Möhre vom Schneidebrett. »Im Gegenteil: Ich habe wundervolle Neuigkeiten, und sie betreffen dich!«, sage ich und versuche die Worte möglichst wirkungsvoll zu betonen. Ich genieße die Sekunden, in denen meine Freundin sichtbar ratlos überlegt, worum es sich handeln könnte, und knabbere an meiner Karotte.
    »Lissy, mach es bitte nicht so spannend! Die ersten Mittagsgäste stehen hier gleich im Café, und ich bin noch nicht ganz fertig. Also, spuck es aus, und mime hier nicht die Geheimnisvolle, ich habe zu tun!«
    Mit diesen Worten sinkt meine gute Laune schlagartig, und ich habe plötzlich gar keine Lust mehr, ihr von dem Verlagsangebot zu erzählen. SO habe ich mir das Ganze nicht vorgestellt, denke ich beleidigt, während Nele hektisch Möhren raspelt und eine Gurke hobelt.
    »Der Sternenreiter Verlag hätte dich gern als Illustratorin für eines seiner Kinderbücher«, teile ich ihr kurz und knapp mit und sehe meine Freundin triumphierend an.
    »Was ist los?«, fragt sie leicht genervt, und ich merke, dass sie kaum bei der Sache ist. »Ich versteh nicht ganz. Welcher Verlag und welche Illustrationen?«
    »Na, welche Illustrationen wohl?«, frage ich und fühle Ärger in mir aufsteigen. Nele ist doch sonst nicht so begriffsstutzig. »Du hast ein Buchdummy bei dir im Atelier mit dem Titel
Das Gespenst im Wohnzimmer.
Dein Gesellenstück. Du erinnerst dich? Dieses Buch habe ich mehrfach kopiert und aufbinden lassen, dann habe ich es den Vertretern der Kinderbuchverlage gezeigt, die in den letzten Wochen in der Bücherkoje waren, um ihr Programm zu präsentieren, und habe sie um eine Einschätzung gebeten. Fünf von ihnen waren spontan so begeistert, dass sie die Kopien ans Lektorat ihres Verlags weitergeleitet haben. Nach ein paar Absagen hat nun endlich jemand Interesse, und zwar ein hochkarätiger Verlag. Der Sternenreiter Verlag in Hamburg. Du weißt schon, der mit dem erfolgreichen Fantasy-Roman
Kinder des Lichts,
der seit Wochen auf den Bestsellerlisten steht, auch wenn das Buch eigentlich für Kinder geschrieben wurde und nicht für Erwachsene. DIESER Verlag hat dir zwar eine Absage für dein Buch erteilt, weil es nicht ins Programm passt, hätte dich aber gern als Illustratorin. Ist das nicht wundervoll? Die Lektorin fragt an, ob sie dich bald kennenlernen können, damit du ihnen deine Mappe zeigst. Da habe ich mir gedacht, dass du mich nach Hamburg begleiten könntest, wenn ich Bea im Krankenhaus besuche. Danach gehen wir schön essen und feiern, vorausgesetzt, Bea ist in einem einigermaßen guten Zustand. Was hältst du davon?«, frage ich und bin überzeugt davon, dass Nele gar nicht anders kann, als begeistert zu sein.
    Doch leider sieht meine Freundin alles andere als erfreut aus. Genau genommen bilden sich gerade steile Zornesfalten auf ihrer Stirn, wie ich sie bereits ein paarmal gesehen habe, wenn Nele richtig wütend ist. Nur gilt ihre Wut diesmal offensichtlich mir, auch wenn ich gerade keine Ahnung habe, womit ich sie erzürnt haben könnte. »Du hast WAS getan?«, kreischt sie plötzlich derart laut, dass Blairwitch aus der Küche flüchtet. »Du hast einfach mein Buch genommen, es kopiert und irgendwelchen Idioten geschickt? Du hast mein

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