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Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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äußert sich vorsichtshalber erst gar nicht.

    Am nächsten Abend stehe ich in meiner ältesten Jeans, einem dicken Rollkragenpulli, meinen Boots und Beas Parka vor der Bücherkoje und warte auf Leon. Am Vormittag war er nicht in der Buchhandlung, weil er diverse Besprechungen hatte, und so hat eine Praktikantin den Pressespiegel in seinem Auftrag abgeholt. Zu meiner eigenen Überraschung bin ich ein wenig nervös, auch wenn ich mir den Grund nicht ganz erklären kann. Nun kenne ich Leon schon gute zwei Monate und sehe ihn fast täglich. Aber es ist das erste Mal nach der Lesung, dass wir verabredet sind, und das ist nun wirklich ungewohnt. Außerdem bin ich ein Mensch, der mit Überraschungen nicht immer souverän umgeht, weil ich es lieber mag, wenn ich einschätzen kann, was auf mich zukommt. Momentan bin ich natürlich noch unruhiger, weil ich jeden Moment mit einer Nachricht von Vero rechne und ständig auf mein Handy starre.
    Meine mangelnde Freude am Unvorhersehbaren würde Nele sicher als spießig bezeichnen, doch meine Art hat immerhin den Vorteil, dass ich mich nicht so ins Chaos stürze wie meine Freundin. Da Leon sich ein wenig verspätet, können meine Gedanken ungehindert schweifen. Sie wandern wieder zu Bea und Vero, die nun bald nach Hause fliegen werden – ich hoffe sehr, dass dabei alles glattgeht –, und dann zu Nele und ihren Schwierigkeiten. Es ist nur noch eine Frage von wenigen Wochen, bis ihr die Probleme tatsächlich erneut um die Ohren fliegen werden, und es ist höchste Zeit, dass etwas passiert. Was nur?, frage ich mich und bin mal wieder ratlos.
    »Na, startklar?«, unterbricht Leon meine Gedanken, während er aus dem Wagen steigt und Timo ihn freudig anspringt.
    »Ja, ich bin bereit«, antworte ich und nehme auf dem Beifahrersitz Platz.
    Es ist das zweite Mal, dass ich neben Leon im Auto sitze und keine Ahnung habe, was da auf mich zukommt. Wir verlassen Keitum und fahren Richtung Kampen. Wieder ist es eine sternklare, kalte Nacht, und ich beginne allmählich von Tropen- oder Wüstenklima zu phantasieren, so sehr fehlen mir Helligkeit, Wärme und Sonne. In drei Wochen ist Frühlingsanfang, versuche ich mir Mut zu machen, während ich froh darüber bin, dass der Wagen über eine gut funktionierende Heizung verfügt, deren Gebläse der Fahrer netterweise auch noch wunschgemäß auf meine Füße richtet. In Kampen angekommen, biegen wir auf den Parkplatz ein, der dem Strand am Roten Kliff vorgelagert ist, wo um diese Uhrzeit natürlich gähnende Leere herrscht.
    »Denkst du gerade an Bea?«, fragt Leon mit einem mitfühlenden Lächeln, während wir aus dem warmen Auto hinaus in die kalte Wirklichkeit steigen.
    Timo hüpft aufgeregt und schwanzwedelnd um uns herum, während Leon eine große, schwere Tasche aus dem Kofferraum wuchtet und mir eine kleinere, leichtere in die Hand drückt.
    »Ja, ich mache mir noch immer große Sorgen um sie«, antworte ich, während ich meinen Schal enger um mich ziehe und mich ärgere, dass ich meine Mütze zu Hause gelassen habe.
    »Das kann ich gut verstehen«, pflichtet Leon mir bei und geht in Richtung Holztreppe. »Aber du musst mir versprechen, dass du jetzt versuchst, ein wenig abzuschalten und dich zu entspannen. Momentan kannst du leider sowieso nichts tun, und wie ich Bea kenne, würde sie nicht wollen, dass du ihretwegen Kummer hast. Lass uns den Abend genießen, okay? Ich kann übrigens diesen kalten, grauen Winter nicht mehr ertragen«, fährt Leon in dem Bemühen fort, ein unverfängliches Thema anzuschneiden. »Ich liebe Weihnachten, ich mag Silvester, und bis zum Biike-Brennen halte ich es auch noch irgendwie aus. Danach ist dann aber definitiv Schluss«, erklärt er mir seinen Standpunkt zum Thema Wetter.
    Wir passieren das Häuschen, an dem sonst die Kurkarten kontrolliert werden, dann gehen wir ein Stückchen weiter Richtung Strand. Ich überlege schon, ob Leon mit mir ins Grande Plage will, als er sich unerlaubterweise links in die Dünen schlägt.
    »Das ist Naturschutzgebiet, das ist verboten!«, protestiere ich, was Leon keineswegs von seinem Plan abhält.
    Vorsichtig, um auch ja keine der Pflanzen zu zertrampeln, die dort ausgelaugt von der Kälte wachsen, folge ich ihm, bis er auf einmal stehen bleibt und seine Tasche öffnet. Heraus kommt ein Haufen Plastik, den Leon im Handumdrehen in ein Zelt verwandelt. Auf dem Boden verteilt er dicke Sitzkissen, zwei Decken, in die wir uns wickeln, und stellt ein Windlicht auf, dessen

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