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Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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spricht.
    »Nachdem wir damit fertig waren, hat Alexander mich im Verlag herumgeführt und mit allen Mitarbeitern bekannt gemacht, die ebenfalls mit dem Buch zu tun haben werden, also Vertrieb, Marketing, Presse und Herstellung.« Begeistert schildert Nele die Verlagsräume, die Angestellten und die Philosophie, der sich der Sternenreiter Verlag verschrieben hat.
    Das alles klingt sehr gut und passt für mein Empfinden auch zu meiner Freundin, die zehn Zentimeter über dem Boden zu schweben scheint. Vermutlich muss ich sie gleich festhalten, sonst entschwindet sie noch mir nichts, dir nichts im Osterhimmel und ward nie wieder gesehen.
    »Und das Essen?«, frage ich und pirsche mich damit vorsichtig an das Thema Alexander Herzsprung heran. »War es nett? Und wo wart ihr?«
    »Im Eisenstein, also nahe beim Verlag. Die Pizza dort ist der Hit, davon kann ich mir bestimmt einiges für das Möwennest abschauen, und der australische Wein war ultralecker!«, schwärmt sie.
    Ich muss schmunzeln, weil Nele mal wieder in einen Slang verfallen ist, der mitnichten geeignet ist, die Qualität des Weins zu beschreiben, den sie dort getrunken hat. »Und euer Gespräch? Worüber habt ihr euch unterhalten?«, bohre ich weiter nach und finde mich mal wieder leicht penetrant.
    »Ach, über dieses und jenes«, antwortet meine Freundin gedehnt. »Über den Verlagskatalog, für den ich übrigens noch ein richtig tolles Foto brauche, über den Text dafür und über mögliche weitere Projekte. Dann hat jeder noch ein bisschen von sich erzählt, von seinem beruflichen Werdegang. Dies und das, worüber man sich eben so unterhält bei einem Geschäftsessen. Um zehn ist Renata Baumgarten nach Hause gegangen, und Alexander und ich sind noch Richtung Kiez weitergezogen. Erst waren wir in der Bar vom East-Hotel, haben einen Martini getrunken und sind später noch tanzen gegangen. Anschließend hat er mich zum Hotel gebracht und ist über Nacht geblieben.«
    Mist, denke ich, ich hab es gewusst! Die ganze Geschichte riecht bereits jetzt meilenweit nach Ärger. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Nele wieder die ganze Insel mit ihrer Liebeskummer-Musik beschallen wird! Weshalb tut sie sich das bloß immer wieder an?
    »Bevor du jetzt mit mir schimpfst, Lissy: Ich habe mich NICHT in Alexander verliebt, keine Sorge, und ich weiß sehr wohl, was ich da tue!«
    Hoffentlich weiß es dieser Lektor auch, denke ich und bin wütend. Wütend auf einen Mann, den ich zwar nicht kenne, der sich aber gegenüber einer Illustratorin seines Verlags in höchstem Maße unprofessionell verhalten hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die strenge Vorgesetzte, als die ich Renata Baumgarten erlebt habe, es guthieße, dass ihr Mitarbeiter bei der erstbesten Gelegenheit mit seiner neuen Illustratorin in die Kiste steigt. Angesichts dieser Formulierung rufe ich mich selbst zur Ordnung. Das ist Neles Vokabular in Liebesdingen, nicht meines. »Ich dachte, Alexander ist verheiratet oder hat zumindest eine Freundin? Hast du mir nicht etwas von einem Ring und dem Foto von einer Blondine erzählt?«, frage ich und hoffe gleichzeitig, dass mich mein Erinnerungsvermögen getrogen hat.
    »Die Blondine heißt Judith, und die beiden leben gerade in Trennung«, erklärt Nele.
    Ich frage mich, ob man allen Ernstes das Bild eines Menschen auf dem Schreibtisch stehen hat, von dem man sich scheiden lassen will, und ob man dann noch seinen Ehering trägt. Schweigend gehen wir beide weiter, jede in Gedanken versunken, und ich pfeife Timo zurück, der gerade im Begriff ist, unter einem Stacheldrahtzaun hindurchzukriechen und die Bewohner der Koppel einer näheren Betrachtung zu unterziehen.
    Als wir Archsum erreicht haben, beschließen wir, im Hotel Christian der Achte noch einen Kaffee zu trinken, und stehen kurz danach vor der renommierten Parkresidenz, die mit ihrem edlen und gediegenen Ambiente so gar nicht zur bäuerlichen Umgebung von Archsum passt.
    »Komm, ich spendiere uns einen Prosecco zum Kaffee«, ruft Nele fröhlich.
    Ich hoffe, dass wir Timo mit hineinnehmen dürfen – durchaus keine Selbstverständlichkeit in edlen Sylter Hotels! Wir dürfen, und so machen wir es uns Minuten später vor dem offenen Kamin gemütlich, schlürfen einen Espresso und einen Prosecco.
    »Wie geht es jetzt mit euch beiden weiter?«, erkundige ich mich. »Wann seht ihr euch das nächste Mal?«
    »Alexander will mich in den nächsten Wochen irgendwann besuchen und ich ihn später in Hamburg«, antwortet

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