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Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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vergangenen Wochen, während derer ich immer wieder über meine ungewisse Zukunft gegrübelt habe, kullern mir nun über die Wangen, ohne dass es ein Halten gibt. Ich schwimme im wahrsten Sinne des Wortes in Selbstmitleid und sehe überhaupt keine Perspektive mehr.
    Bea betrachtet mich besorgt und streicht mir übers Gesicht. »Ich wusste gar nicht, dass es dir immer noch so schlechtgeht, Mäuschen«, sagt sie und wiegt mich dann in ihren Armen, wie sie es früher getan hat, wenn ich mir die Knie aufgeschlagen oder mir sonst irgendwie weh getan habe. Mit dem Unterschied, dass gerade meine Seele verletzt wurde und nicht mein Körper. Wieder einmal!
    »Es geht mir auch nicht wirklich schlecht«, schluchze ich an ihrer Brust und tränke ihre Bluse mit meinen Tränen. »Im Grunde genommen ist alles in Ordnung. Ich bin gern hier, die Arbeit in der Bücherkoje macht mir Spaß, ich habe Freunde gefunden, und ich kann mit dir zusammen sein. Aber dieses Leben hier ist nun mal zeitlich begrenzt, und ich habe schlicht und einfach Angst davor, was ab September aus mir wird. Ob ich einen neuen Job bekomme, ob ich eine Wohnung finde. Eigentlich muss ich auch in Hamburg wieder komplett von vorne anfangen. Das wäre dann das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit. Dazu habe ich im Augenblick weder Lust noch die Kraft, verstehst du?«
    »Ja, Kindchen, das verstehe ich«, antwortet Bea und schenkt mir ein Glas Rotwein ein. »Komm, trink einen Schluck, und lass uns mal sehen, wie wir dieses Problem lösen können. Schließlich verdankst du deine Sorgen zu einem großen Teil der Tatsache, dass du mir geholfen hast.« Meine Tante legt ihre Stirn in Falten und starrt vor sich hin, während ich mir die Nase putze und einen Schluck Wein trinke.
    Welch ein Kontrast! Gestern um diese Zeit lag ich noch in Marcos Armen, und die Welt war rosarot. Heute habe ich das Gefühl, dass sie durch und durch grau ist und nie wieder heller werden wird.
    »Wie ist das eigentlich?«, hebt Bea zu einer Frage an und mustert mich intensiv über den Rand ihrer Lesebrille. »Könntest du dir vorstellen, deinen Job als Hotelfachfrau an den Nagel zu hängen und Buchhändlerin zu werden?«
    Buchhändlerin werden? Ich verstehe nicht ganz. Irritiert sehe ich meine Tante an.
    »Schließlich habe ich nicht vor, den Rest meines Lebens die Bücherkoje zu leiten. Natürlich möchte ich die Buchhandlung gerne behalten, aber ich habe in meinem langen Berufsleben genug Bücher verkauft und genug Kundengespräche geführt. Vielleicht ist es langsam an der Zeit, die Buchhandlung zu übergeben. Und zwar nicht an Birgit Stade, wie ich immer gedacht habe, sondern an dich. Du musst jetzt nicht sofort etwas dazu sagen, aber lass dir meinen Vorschlag mal durch den Kopf gehen. Ich fände es schön, wenn ich wüsste, dass die Bücherkoje in der Familie bliebe. Und ich hätte Spaß daran, im Hintergrund noch ein paar Fäden zu ziehen.«
    Mein Herz klopft, und ich bin völlig durcheinander. Die letzten Tage haben es wirklich in sich. Momentan weiß ich gar nicht mehr, was ich will oder nicht will und wo mir der Kopf steht. »Aber ich kann doch die Bücherkoje nicht leiten, wie stellst du dir das denn vor?«, frage ich, während ich gleichzeitig merke, dass mir diese Aufgabe durchaus gefallen würde. Vielleicht wäre das ja die Lösung!
    »Wieso denn nicht, wo ist dein Problem?«, fragt Bea und streichelt Timo, der gerade aus seinem Schlaf erwacht ist und offensichtlich seine Schmuseeinheiten braucht. »Du hast in den vergangenen fünf Monaten eine Menge gelernt, du hast gute Ideen, du hast Neuerungen eingeführt, die sich bewährt haben, du kommst gut bei den Kunden an, und du hast den nötigen Background, weil du immer schon gern und viel gelesen hast. Das bisschen Buchhaltung, vor dem du wahrscheinlich gerade Angst hast, kann ich doch erledigen. Irgendetwas muss ich auch noch zu tun haben, sonst werde ich unausstehlich, wie du weißt.«
    »Was wird Birgit Stade dazu sagen?«, wende ich ein, denn ich will auf keinen Fall meiner Kollegin im Weg stehen, die sich gewiss bereits Hoffnungen gemacht hat.
    »Das ist allerdings ein Problem«, antwortet Bea nachdenklich. »Wir haben zwar nie eine Vereinbarung darüber getroffen, aber im Grunde war es immer klar, dass sie die Buchhandlung eines Tages übernehmen würde. Ehrlich gesagt stehst du mir aber näher als sie, und ich würde sie ja nicht entlassen. Ihr seid doch im Großen und Ganzen ein ganz gutes Team, oder?«
    Ich nicke und schenke mir

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