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Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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unterbrechen.
    »Na los, geh schon. Du kannst dich doch sowieso nicht konzentrieren«, sagt Bea.
    Ich haste nach oben, nehme zwei Treppen auf einmal. Wie ein blöder verknallter Teenie, schimpfe ich mich, während ich mein Mobiltelefon aufklappe.
    »Hast du morgen Abend Zeit?«, lautet die Frage, jedoch stellt sie mir nicht Marco, sondern Nele.
    Enttäuscht lasse ich das Handy sinken. Auch im Zeitalter der mobilen Kommunikation hat sich im Grunde nichts geändert, wenn man auf die Nachricht eines Menschen wartet, den man ins Herz geschlossen hat. Man ist zwar nicht mehr zu Hause angekettet und starrt wie hypnotisiert auf das Telefon, aber das Prinzip ist dasselbe: Derjenige, der sich zuerst meldet, hat verloren. Weil er als Erstes zeigt, dass der andere ihm wichtig ist. Ab da sind dann auch meist die Rollen verteilt …
    »Klar, komme im Café vorbei«, tippe ich als Antwort und gehe wieder nach unten zu Bea.
    Sie sieht mich belustigt an. »Na, hat Marco sich gemeldet?«, erkundigt sie sich.
    Ich bemühe mich, auf die Frage nicht ärgerlich zu reagieren, weil ich mich ertappt fühle. »Nein, hat er nicht«, antworte ich nur knapp und wende mich wieder dem Grundriss zu.
    »Schade, ich finde ihn nämlich ausgesprochen nett und charmant. Und begabt noch dazu. Ich würde mich freuen, wenn du nach Stefan endlich mal wieder ein bisschen Spaß hättest. Muss ja nicht gleich etwas Ernstes sein. Aber ein kleiner Sommerflirt würde dir sicher guttun.«
    Bea ist jetzt schon die Zweite innerhalb von wenigen Tagen, die mir eine Affäre oder dergleichen wünscht. Ich fasse es nicht. Dass Nele, die die Männer offensichtlich braucht wie die Luft zum Atmen, so denkt, ist mir klar. Aber meine Tante?
    »Wie war das denn bei dir?«, frage ich und funkle Bea angriffslustig an. »Wann hattest du denn deine erste Verabredung mit einem Mann nach Knuts Tod? Soweit ich mich erinnern kann, hast du bislang keinen Menschen näher als zehn Meter an dich herangelassen, außer Vero und mir. Okay, Stefan ist zwar nicht tot, aber in gewissem Sinne dennoch für mich gestorben. Es ist gerade mal fünf Monate her, dass wir uns getrennt haben. So schnell geht das nicht!«
    »Ach, apropos Stefan«, sagt meine Tante und erhebt sich von ihrem Stuhl. Etwas, das ihr noch immer Mühe bereitet, wie ich an ihrer steifen Körperhaltung erkennen kann. »Heute ist Post von ihm gekommen, fast hätte ich es vergessen.« Mit diesen Worten überreicht sie mir einen rosafarbenen Briefumschlag.
    Rosa?, denke ich alarmiert und öffne das Kuvert, auch wenn ich mir im Prinzip anhand der Farbe denken kann, was darin steckt.

    Liebe Larissa,
    wir freuen uns sehr, dir mitteilen zu können, dass unser Sohn Max am 10. Mai gesund und munter das Licht der Welt erblickt hat.

    Ich lasse den Brief sinken und lese den Rest nicht, weil es mich im Grunde genommen nicht interessiert, wie groß, lang und breit dieser Max ist und ob seine Augen blau oder braun sind. Ich will auch das Foto nicht sehen und lege den Bogen auf den Tisch.
    Da habe ich fünf Monate nichts von dem Mann gehört, den ich mal heiraten und mit dem ich eine Familie gründen wollte, und nun schwebt hier auf einmal dieses rosa Etwas in mein Leben und verhagelt mir die Laune.
    »Dann ist es also so weit, Stefan ist Vater geworden«, kommentiert Bea den Brief, den sie nun ebenfalls liest. »Sei nicht traurig, Lissy«, sagt sie und nimmt mich in die Arme. »Du wirst sehen, es dauert nicht mehr lange, und wir bekommen eine solche Karte von dir. Falls nicht, dann wirst du sicher andere Dinge finden, die dich genauso sehr erfüllen, wie ein Kind und einen Mann zu haben.«
    »Ach, Bea«, antworte ich und schniefe ein wenig. »Ich weiß gar nicht, woher du immer deine Zuversicht nimmst. Momentan habe ich doch so gut wie gar nichts Eigenes. Meine Möbel und meine Bücher stehen bei Stefan und warten darauf, dass ich sie abhole. Aber ich habe weder einen Wagen, um sie zu transportieren, noch eine Wohnung, um sie dort unterzustellen. Im Grunde habe ich auch keinen Job, um die Miete für eine Wohnung zu bezahlen, die ich noch nicht mal habe. Es ist auch weit und breit kein Mann in Sicht, mit dem ich dieses Kind produzieren könnte, von dem du gerade gesprochen hast. Mein Leben ist im Augenblick nichts weiter als ein einziger Schwebezustand. Ich hänge irgendwo zwischen dieser Insel und dem Festland. Aber wo meine wirkliche Heimat ist, weiß ich nicht.«
    Just in diesem Moment passiert es: All die zurückgehaltenen Tränen der

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