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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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ihre Hausaufgaben?«
    Aber Mamma Carlotta erlaubte sich tatsächlich, die Schultern zu zucken und so zu tun, als gingen sie die schulischen Leistungen ihrer Enkelkinder nichts an. »Ich kann mich nicht um alles kümmern«, sagte sie zu Eriks Empörung.
    Nun war die Emanzipation also auch bei den italienischen Großmüttern angekommen! Bisher hatte Mamma Carlotta nichts anderes im Sinn gehabt, als für die Familie da zu sein, und hatte von Gleichberechtigung nichts hören wollen. Und nun? Wieder war ein Paradies von der männlichen Landkarte verschwunden, in dem es so gemütlich gewesen war!
    Er griff zum Löffel, legte ihn aber gleich wieder zurück. »Was ist mit den Kindern? Sind die etwa immer noch beleidigt? Wollen sie sich nicht mit ihrem Vater an einen Tisch setzen? Oder wissen die beiden noch nicht, dass der Chefautor tot ist?«
    Mamma Carlotta goss Sahne zu den Zwiebel- und Speckwürfeln, ehe sie antwortete: »Hast du vergessen, dass heute Dienstag ist? Felice hat Sport und kommt später nach Hause.«
    Erik wischte diesen Einwand verdrießlich zur Seite. Tatsächlich vergaß er das Pensum der Kinder, sobald Mamma Carlotta auf Sylt war, und befasste sich nur mit seiner Arbeit, wie er es damals getan hatte, als Lucia sich noch um die Stundenpläne der Kinder kümmerte.
    Â»Und Caro?«
    Â»Ich habe ihr gesagt, dass der Chefautor tot ist«, antwortete seine Schwiegermutter, und am Ton ihrer Stimme war zu erkennen, dass sie auf eine Rückäußerung Carolins vergeblich gewartet hatte. »Ob sie es zur Kenntnis genommen hat, weiß ich nicht. Geantwortet hat sie mir jedenfalls nicht. Sie hat sogar ihre Tür abgeschlossen. Das hat sie noch nie getan. Wenn ich ihre Stimme nicht gehört hätte, wüsste ich nicht mal, ob sie da ist.«
    Â»Hat sie Selbstgespräche geführt? Oder telefoniert?«, fragte Erik. »Oder lernt sie weiter ›Minna von Barnhelm‹ auswendig?«
    Mamma Carlotta sah ihn bekümmert an. »Einen Satz habe ich verstanden und behalten: ›Vielleicht würde mir Ihr Mitleid gewährt haben, was mir Ihre Liebe versagt‹.« Ihr Blick wurde ängstlich. »Wenn sie das zu ihrer Freundin gesagt hat, mache ich mir ernsthaft Sorgen.«
    Erik winkte ab. »Das ist eindeutig ›Minna von Barnhelm‹. Anscheinend lernt sie die Rolle immer noch auswendig. Trotzdem möchte ich, dass sie zum Essen kommt.« Erik machte Anstalten, sich zu erheben, um ein Exempel zu statuieren, aber seine Schwiegermutter kam ihm zuvor. Immer wenn er sich einmal zum Durchgreifen entschlossen hatte, unterband sie seine Strenge, weil sie sich selbst für diplomatischer hielt und das Ergebnis seiner Erziehungsarbeit fürchtete, die nicht selten alles noch schlimmer machte, als es vorher gewesen war.
    Flink erhob sie sich, und die Frage, die sie auf dem Weg zur Tür stellte, klang derart beiläufig, dass Erik sie automatisch beantwortete, weil er weder Neugier noch außergewöhnliches Interesse dahinter vermutete: »Wie kommst du in den beiden Mordfällen weiter, Enrico? Hat sich Bruce Markreiters Alibi bestätigt?«
    Â»Natürlich!« Sorgfältig rührte Erik die Petersilie unter die Suppe, ehe er den ersten Löffel probierte. Prompt verbrannte er sich die Zunge.
    Â»War ja klar, dass Markreiter kein falsches Alibi angibt«, ergänzte Sören, probierte ebenfalls und verbrannte sich genauso die Zunge wie sein Chef.

    Mamma Carlotta lehnte sich ans Treppengeländer und dachte nach. Wie war es möglich, dass Bruce Markreiters Alibi bestätigt worden war? Wenn es stimmte, was Fietje beobachtet hatte, konnte er unmöglich zur Tatzeit in Kampen vor dem Gogärtchen und vor dem Spielkasino von Westerland gesehen worden sein! Oder hatte Fietje sich geirrt? Hatte er mit Busso so viel Köm verkonsumiert, dass er durcheinandergekommen war, als er die Schläge der Turmuhr gezählt hatte?
    Â»Carolina! Vieni a mangiare! Ma subito!«
    Wie dumm, dass sie Erik nichts von Fietjes Beobachtungen erzählen konnte. Andererseits … wenn Markreiters Alibi bestätigt worden war, dann konnte es nur so sein, dass Fietje sich geirrt hatte.
    Â»Carolina!«
    In der ersten Etage klappte eine Tür, Carolins Füße erschienen auf dem oberen Treppenabsatz.
    Â»Ich habe Neuigkeiten, Carolina! Tanja Möck hat uns zu Filmaufnahmen bestellt. Heute Nachmittag schon!«
    Gebannt

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