Inselzirkus
sich überfordert zu fühlen, mochte er sich noch nicht abringen. Wenn Frau Dr. Speck neuerdings auch sehr freundlich zu ihm war â bei ihr wusste man nie â¦
Sören war kurzfristig mit der Disziplinierung anderer Verkehrsteilnehmer beschäftigt, die sich seinem Fahrstil nicht anpassen wollten, dann sagte er: »Ich glaube, Sie haben recht. Wie sollte es ihr gelungen sein, Harry Jumperz zu überwältigen? Der lässt sich nicht von einer Frau die Hose ausziehen! Wenn er auch kein athletischer Typ war, das schafft eine Frau niemals.«
»Vielleicht war es anders«, mutmaÃte Erik. »Er hat sie selber ausgezogen, weil er mit ihr â¦Â« Er unterbrach sich, ärgerte sich darüber, dass es ihm schwerfiel, für Harry Jumperzâ Absicht angemessene Worte zu finden, und konnte sich nicht darüber freuen, dass Sören ihn trotzdem verstand.
»Dennoch dürfte es für eine Frau schwierig sein, einen Mann in einen Schrank zu sperren«, sagte Sören. »Es sei denn, es war eine erotische Variante.«
Sein Chef starrte ihn verblüfft an. »Von so einer Variante habe ich noch nie was gehört. Wo, bitte schön, soll da der Lustgewinn sein?«
Sören zuckte mit den Schultern. »Ich kenne mich mit solchen Sachen nicht aus.«
»Also hat die Stalkerin Unterstützung gehabt?«
Sören runzelte die Stirn, als wäre ihm weder die eine noch die andere Variante lieb. »Stalkerin!«, wiederholte er verächtlich. »Ist das überhaupt eine Stalkerin, von der Sandra Zielcke sprach? Bei Prominenten ist dieser Begriff flieÃend. Wo hört die Verehrung für einen Star auf, und wo beginnt das Stalken?«
»Wie auch immer â sie muss Unterstützung gehabt haben.«
Sören schüttelte den Kopf. »Das ist völlig untypisch.«
Erik nickte. »Stimmt, Stalker agieren immer allein.«
Sören bog in den Süder Wung ein und hielt vor dem Hause Wolf. »Immerhin wissen wir, dass das Laptop und die Kamera wirklich Max Triebel gehörten. Der Chefredakteur der Blitz hat es bestätigt.«
»Bleibt nur zu hoffen«, brummte Erik, während er auf die Haustür zuging, »dass Vetterich Fingerabdrücke darauf findet, die uns weiterbringen. Sonst sehe ich schwarz.«
Er betrat das Haus, stieà die Küchentür auf und begrüÃte flüchtig seine Schwiegermutter, die hin und her hastete, während sie den gewürfelten Speck in der Pfanne auslieÃ, Zwiebeln dazugab, dafür sorgte, dass sie nicht zu braun wurden, und gleichzeitig das Geschirr aus dem Schrank holte.
Zum Ausgleich bemühte sich Sören um besondere Höflichkeit. »Wie das hier duftet, Signora!«, rief er. »Hatten Sie überhaupt Zeit zu kochen?«
»Das Essen war doch gestern schon so gut wie fertig«, meinte Erik und sah Mamma Carlotta herausfordernd an. »Oder hast du etwa meine Hemden gebügelt?« Unter diesen Umständen wäre er bereit gewesen, sich von der Unfähigkeit, seine beiden Fälle zu lösen, ablenken zu lassen.
Aber Mamma Carlotta würdigte diese Ungezogenheit keiner Antwort. »Ich hatte bei âºLiebe, Leid und Leidenschaftâ¹ zu tun«, gab sie hoheitsvoll zurück. »Du hättest mir übrigens heute Morgen ruhig sagen können, dass der Chefautor tot ist.«
Erik winkte ärgerlich ab. Wie kam er dazu, seine Schwiegermutter über seine Arbeit in Kenntnis zu setzen? »Vielleicht könntest du heute Nachmittag so freundlich sein, meine Hemden zu bügeln?«, fragte er anzüglich.
Mamma Carlotta füllte die Suppe in eine Terrine, ohne darauf zu achten, dass eine gehörige Portion danebenging. »Heute Nachmittag habe ich meinen ersten Einsatz. Es wird ein Stunt gedreht.« Nun blickte sie Erik an, als hoffte sie, dass er mit dem Wort Stunt nichts anfangen könne und sie die Gelegenheit bekomme, diesen Begriff zu erklären. Aber sie hatte vergeblich gehofft. »Die Wetterlage ist genau richtig«, fügte sie enttäuscht an. »Deswegen diese plötzliche Entscheidung. Und anschlieÃend muss ich in Käptens Kajüte gehen und sagen â¦Â«
»Ich weiÃ!«, unterbrach Erik sie. »Du hast es mir tausendmal vorgesprochen.«
Mamma Carlotta warf ihm vor, dass er gewaltig übertreibe, was er sonst gern ihr zur Last legte, wenn ihm ihre Erzählungen zu lange dauerten. »Carolina soll auch dabei sein.«
»Und
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