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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Italiener sei, was die ganze Angelegenheit besonders angenehm mache.
    Währenddessen hatte Erik sein Telefonat beendet. »Vetterich ist fertig mit dem Vergleich der Fingerabdrücke«, sagte er zu Sören und unterbrach sich verblüfft, als in der Diele die Marseillaise ertönte.
    Â»Mein Telefonino!«, rief Mamma Carlotta und war schon aus der Tür, ehe Erik sich darüber wundern konnte, dass sein altes Handy von der Drogerieverkäuferin zu einer Tonkreation angeregt worden war, die er selbst niemals geduldet hätte.
    Es dauerte eine geraume Weile, bis Mamma Carlotta das Handy in ihrer Jackentasche und den grünen Knopf zum Annehmen des Gesprächs gefunden hatte. »Pronto?«
    Â»Signora?«, fragte eine unsichere Stimme zurück. »Ich wusste gar nicht, dass Sie Pronto heißen.«
    Â»Mein Name ist Capella. Carlotta Capella!«
    Â»Und warum melden Sie sich dann mit Pronto?«
    Â»Das ist kein Name, das ist italienisch. In Italien meldet sich jeder mit Pronto.«
    Erstauntes Schweigen am anderen Ende, aber Mamma Carlotta wusste schon, wem die Stimme gehörte. »Herr Heinemann? Sind Sie das?«
    Busso Heinemann war nun wieder eingefallen, warum er ihre Handynummer gewählt hatte. »Sie haben gesagt, ich soll Sie anrufen, wenn was ist.«
    Mamma Carlotta zog sich ins Gäste-WC zurück und verriegelte die Tür. Obwohl sie sich damit außer Hörweite der Familie begeben hatte, flüsterte sie: »Ist was mit Sandra Zielcke?«
    Busso brummte etwas, was sich wie Zustimmung anhörte. »Ein Kumpel hat mich angerufen. Der hat gestern Morgen gesehen, wie sie Bruce Markreiter hinterhergeschlichen ist. Bis zur Luftmessstation. Da hat der Markreiter sich in die Dünen gesetzt, und sie hat ihn heimlich beobachtet.«
    Â»E poi?«, fragte Mamma Carlotta atemlos. »Was hat sie dann getan?«
    Â»Irgendwann ist sie abgehauen. Mehr hat mein Kumpel nicht gesehen.«
    Mamma Carlotta war trotzdem zufrieden. »Es stimmt also, dass sie Bruce Markreiter ausspioniert.«
    Dessen war sich auch Busso ganz sicher. »Die führt was im Schilde! Wie die dem Markreiter immer hinterherschleicht …!«
    Â»War er mit einer Frau in den Dünen? Kann es sein, dass die Zielcke Fotos von den beiden gemacht hat?«
    Doch dazu konnte Busso leider nichts sagen. »Ich weiß nur, dass sie ihn verfolgt hat.«
    Mamma Carlotta bedankte sich herzlich und versprach, ihm den Rest der Zabaione zu bringen, vorausgesetzt, es würde etwas übrig bleiben. Aber da Felix nicht am Mittagstisch saß, standen die Aussichten für Busso Heinemann nicht schlecht. Dann verabschiedete sie sich mit vielen schönen Worten und blieb noch eine Weile in dem kleinen gefliesten Raum, um nachzudenken. Was hatte Sandra Zielcke vor? Wenn sie eine Zeitschrift mit pikanten Details aus Bruce Markreiters Leben belieferte, warum war noch keine Skandalgeschichte erschienen? Hatte sie vielleicht Angst, dass es ihr genauso ergehen könnte wie Max Triebel? Sammelte sie Material, um es erst dann zu verkaufen, wenn der Mörder des Blitz-Reporters gefasst war und Sandra Zielcke nicht mehr um ihr Leben fürchten musste?

    Die Idee, Carolin nach Alina Olsteds Unterrichtsgestaltung zu fragen, schob Erik gleich wieder beiseite. Mit dem Verdacht, dass die verehrte Lehrerin ihre Schüler sich selbst überließ, um eigenen Interessen zu folgen, hätte er sich vermutlich um Carolins letzte Sympathien gebracht. Da würde es auch nichts helfen, wenn er seine Frage nicht an Carolin, sondern später heimlich an ihren Bruder richtete. Seine Tochter würde davon erfahren und ihn einen misstrauischen Spießer nennen, einen kleinkarierten Beamten, der von sich auf andere schloss, oder einen Macho, der einer Frau nicht zutraute, genauso ernsthaft berufstätig zu sein wie ein Mann. Er wusste nicht, was schlimmer war.
    Carolin hatte ihre Tomatensuppe aufgegessen und starrte nun in das Textbuch von »Minna von Barnhelm«, das sie aus dem Bund ihres Minirocks zog, wo es erstaunlicherweise Platz gefunden hatte. Eriks Bitte, ein Auge auf die Carbonara-Soße zu haben, würdigte sie keiner Antwort. Nicht mal auf seine Frage, in welchem Sylter Laden ihre ausgefallenen Klamotten zu kaufen gewesen waren, kam eine Erwiderung. Daraufhin schluckte Erik die Bemerkung herunter, dass ihr neues Outfit eine Menge Geld verschlungen haben musste. Aber ehe er seiner Tochter eine

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