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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Gespräch mit Tanja Möck zu belauschen. So nah schob er sich an Mamma Carlotta heran, dass sie Gelegenheit hatte, sich über seinen angenehmen Körpergeruch zu wundern. Fietje Tiensch roch wie das Meer, frisch, salzig und ein ganz kleines bisschen nach Fischfang.
    Â»Nehmen Sie sich vor diesem Club in Acht, Signora«, sagte er. »Vor diesem Club mit dem komischen Namen. Wie haben Sie sich noch genannt?«
    Â»Sie meinen den Club der Bösen Hühner?«
    Fietje nickte. »Die sind nicht echt. Die anderen drei, meine ich.« Er rückte von Mamma Carlotta ab, als hätte er damit genug verraten.
    Aber natürlich ließ sie sich nicht so schnell abfertigen. »Das müssen Sie mir genauer erklären!«
    Wieder rückte Fietje näher, nachdem er sich mit einem Blick auf Tanja Möck versichert hatte, dass sie vollauf mit Tove beschäftigt war. »Diese drei haben zwar kräftig auf den Chefautor geschimpft, aber wenn sie mit ihm allein waren, hat jede von ihnen über die beiden anderen gelästert.«
    Mamma Carlotta wollte sich erkundigen, woher Fietje das wusste, schluckte die Frage jedoch hinunter. Nein, Fietje sollte ihr nicht gestehen müssen, dass er um die Zirkuswagen geschlichen war und Gespräche belauscht hatte oder sogar in ein Hotelzimmerfenster geblickt und etwas beobachtet hatte, was nicht für seine Augen bestimmt gewesen war.
    Â»Die sind nicht ehrlich«, raunte er Mamma Carlotta ins Ohr. »Sie sind um den Chefautor herumscharwenzelt, wenn sie mit ihm allein waren, und haben ihm Honig um den Bart geschmiert. Auch wenn sie eine Stunde später behauptet haben, sie könnten ihn nicht ausstehen! Aber gebracht hat es keiner von ihnen was. Ich habe gehört, wie der Chefautor am Telefon gesagt hat: Wir müssen das Team erneuern. Heidi, Kristin und Beate müssen weg. Sie ziehen die Quote nach unten. Unsere Zuschauer werden immer jünger, also brauchen wir mehr junge Charaktere.«
    Mamma Carlotta starrte Fietje fassungslos an. So viele Sätze auf einmal hatte sie ihn noch nie sprechen hören. Nun griff er zu seinem Jever und beschloss seine Rede mit dem gewohnten »Jawoll!«. Und das bedeutete, dass mehr aus ihm nicht herauszuholen war, dass er die Wahrheit gesprochen hatte und Mamma Carlotta gut daran tat, sich seine Warnungen zu Herzen zu nehmen.
    Die Gedanken jagten durch ihren Kopf. Waren Fietjes Beobachtungen wirklich ein Grund, den anderen Bösen Hühnern zu misstrauen? Und was war mit Sandra Zielcke? Ließ ihr merkwürdiges Verhalten nicht ebenfalls den Schluss zu, dass sie etwas auf dem Kerbholz hatte? Und dann war da noch Bruce Markreiter, der ein falsches Alibi angegeben hatte. Wer das tat, hatte etwas zu verbergen! Ob Erik mittlerweile dahintergekommen war? Beim Mittagessen musste sie unbedingt das Gespräch darauf bringen. Dann würde sie erfahren, wie Erik damit umging, dass Bruce Markreiter ihn belogen hatte. Vielleicht saß der Star längst in Untersuchungshaft?
    Sie fragte sich gerade, ob es ein Fall von Indiskretion wäre, wenn sie Fietje einen kleinen Einblick in Eriks Arbeit geben und sich seine Meinung zu Markreiters falschem Alibi anhören würde, da wurde die Tür aufgerissen, und Beate, Kristin und Heidi fielen in Käptens Kajüte ein. Dass sie Mamma Carlotta hier antrafen, hielten sie für »Supi!« und »Cool!«. Dass Tanja zugegen war, gefiel ihnen besonders, als sie hörten, dass sie sich für diese Location entschieden und damit ein Problem weniger am Hals hatte. Der Wirt war für sie nur ein notwendiges Übel, und Fietje schenkten sie keinerlei Beachtung.
    Tove musste sich notgedrungen von den Geschäftsverhandlungen lösen, die ihm ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hatten, das Mamma Carlotta noch nie an ihm gesehen hatte. Geradezu fröhlich setzte er seine Kaffeemaschine in Gang und produzierte drei Espressi, die bei einem Herzkranken zum sofortigen Ableben geführt hätten.
    Tanja folgte Tove hinter die Theke, wo er einen Stempel aufbewahrte. Der sollte neben seiner Unterschrift prangen, mit der er den Vertrag unterzeichnete, den Tanja ihm neben die Spüle legte.
    Derweil nahmen die drei Bösen Hühner an dem Tisch Platz, der am weitesten von der Theke entfernt war, und winkten Mamma Carlotta verschwörerisch zu sich.
    Sie wechselte mit Fietje einen bedeutungsvollen Blick, dann gesellte sie sich zu den dreien, streng darauf bedacht, die

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