Inselzirkus
die Schulter. »Jetzt nur noch die Szene, wenn du in die Kaschemme reingehst. Sobald die Sonne noch einmal durchkommt, drehen wir. Du bist ja begabt. Wahrscheinlich kommen wir wieder mit einem einzigen Versuch aus.«
Mamma Carlotta sah, dass auch Sandra Zielcke zu frieren begann. Sie trug bereits das leichte Kleid, mit dem sie später in Käptens Kajüte an der Theke sitzen und einen Streit mit ihrem Filmpartner beginnen sollte, der ihren Bruder darstellte. Sie ging zum Lieferwagen und holte eine Jacke heraus. Dabei schien sie zu spüren, dass sie beobachtet wurde. So unerwartet sah sie auf, dass Mamma Carlotta es nicht schaffte, ihren Blick rechtzeitig abzuwenden.
Diesmal hatte Erik den Autoschlüssel nicht seinem Assistenten überlassen. Aber da sein Chef ziemlich tatkräftig wirkte, belieà Sören es dabei, ohne zu murren. Doch kaum waren sie in die KjeirstraÃe eingebogen, da bereute er es schon. Denn er hatte Erik unvorsichtigerweise gefragt, was er sich von einem Besuch bei Alina Olsted erhoffte. »Sie werden ihr doch nicht etwa ihre Vergangenheit vorhalten?«
Schon nahm Erik den Fuà vom Gas. »Warum nicht?«, fragte er zurück. »Wenn das was mit unserem Fall zu tun hat â¦Â«
»Hat es nicht«, entgegnete Sören scharf. »Garantiert nicht!«
»Aber diese Frau unterrichtet meine Kinder!«
»Sie gehen nicht als Vater zu ihr, sondern als Polizeibeamter!« Sören schlug sich mit der Faust auf die Schenkel. »Vielleicht hätten wir doch warten sollen, bis Markreiter wieder im Hotel auftaucht. Oder bis der Stuntman mit dem Dreh fertig ist.«
Aber Erik war sich seiner Sache sicher. »Es besteht die Chance, dass wir Markreiter bei Alina Olsted antreffen. Die müssen wir nutzen.«
»Und der Stuntman?«
»Den wird Mierendorf kassieren, sobald er den Drehort verlässt, und mit ins Kommissariat nehmen.«
Sören schien nun doch einverstanden zu sein. »Dann können die drei sich nicht untereinander verständigen.«
Ein kurzes Schweigen trat ein, in dem Erik das Fahrtempo behutsam steigerte. SchlieÃlich sagte er sehr langsam und nachdenklich, wie zu sich selbst: »Zuerst dachte ich, Alina Olsted wäre die Stalkerin, von der Sandra Zielcke gesprochen hat. GroÃ, schlank, dunkelhaarig, mit einem Leberfleck auf der Oberlippe! Aber sie hatte ja offenbar Unterricht, als die Zielcke sie gesehen haben wollte.«
»Max Triebel soll auch erwähnt haben, dass die Stalkerin aus Berlin stammt. Wissen Sie, woher Alina Olsted kommt?«
Erik schüttelte den Kopf. »Das spielt keine Rolle. Wenn wir das Foto richtig interpretieren, kommt sie als Stalkerin nicht infrage.«
»Wie wird sie auf das Foto reagieren?«, überlegte Sören.
»Wir müssen vorsichtig sein. Ein Beweis ist das Foto nicht.«
»Wenn Bruce Markreiter wirklich den Mord an Max Triebel begangen hat, wird sie nichts von dem verraten, was sie weiÃ. Erst recht nicht, wenn sie mit ihm unter einer Decke steckt.«
»Wenn Markreiter nicht mehr bei ihr ist, müssen wir dafür sorgen, dass sie keinen Kontakt zu ihm aufnimmt, bevor wir mit ihm geredet haben. Noch kann er sich sicher fühlen. Das muss so bleiben, bis wir mehr wissen.«
Sören nickte und sah einer Möwe hinterher. »Ich bin gespannt, wie Markreiter sich rausredet, wenn wir ihm sein Alibi um die Ohren hauen.«
»Wir müssen ihn überrumpeln, dann wird er sich vielleicht verraten. Mit einer Geste, einem unbedachten Wort â¦Â«
»Ich fürchte, Markreiter wird ein harter Brocken für uns. Vielleicht fällt der Stuntman eher um. Für den geht es nicht um Mord, sondern nur um Geld. Wenn er clever ist, lässt er sich nicht mal Beihilfe nachweisen. Der wird behaupten, er habe nicht gewusst, warum er sich als Bruce Markreiter ausgeben sollte.«
Erik steigerte das Tempo und fuhr mit waghalsigen sechzig Stundenkilometern nach Wenningstedt hinein. »Eigentlich hätte ich gerne Genaueres gewusst«, murmelte er und lieà den Wagen prompt ausrollen. »Nicht nur diese Mailboxnachricht. Aber Carolin und meine Schwiegermutter sind ja mit Dreharbeiten beschäftigt.«
»Finden die nicht vor Käptens Kajüte statt?« Sören wies zur Einmündung in den Hochkamp. »Vielleicht können wir mit den beiden reden. Und wenn wir Glück haben, sehen wir sogar den Stuntman.«
Nun erwies sich Eriks bedächtige
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