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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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hatte mit einem vagen Nicken geantwortet und unverbindlich gelächelt. Sie hatte nur Augen für Fietje, der gerade hinter dem Lieferwagen auftauchte und herangeschlendert kam, als wäre er ein Tourist, der sich mit nichts als dem Wetter beschäftigte. Mamma Carlotta sah ihm mit gerunzelter Stirn entgegen. Was hatte er hinter dem Lieferwagen zu suchen gehabt? Hatte er etwa die drei Bösen Hühner belauscht?
    Vorsichtshalber, damit diese Indiskretion nicht ungestraft blieb, warf sie ihm einen tadelnden Blick zu, den Fietje jedoch arglos erwiderte.
    Tove betrachtete misstrauisch den dicken Schauspieler, der mit einer rot-weiß karierten Schürze vor dem Bauch seine Imbissstube betrat. »Der soll den Wirt spielen? Hoffentlich macht der mir nicht die Fritteuse kaputt.«
    Â»Selbst wenn!«, beruhigte ihn Fietje. »Dann wird sie bezahlt, und du kannst dir eine neue kaufen. So eine Produktionsgesellschaft lässt sich nicht lumpen.«
    Niemand fragte ihn, woher er das wusste, aber Tove war tatsächlich besänftigt. Seit seine Imbissstube eine »Location« geworden war – selbst wenn sie in der Produktion den Namen »Bettola« erhalten hatte –, war eine sanfte Seite an ihm zum Vorschein gekommen, die vorher niemand gekannt hatte. Fietjes Meinungen, die er sonst nur mit einer hämischen Entgegnung abtat, hörte er sich neuerdings aufmerksam an.
    Auch Fietje schien an Selbstbewusstsein gewonnen zu haben. An diesem Tag hatte er schon mehr geredet als während der ganzen vergangenen Woche. Und wenn er etwas sagte, dann druckste er es nicht heraus, sondern äußerte es frank und frei. Mamma Carlotta konnte sich nicht genug über seine Veränderung wundern. Ob Fietje in dieser Welt mal zu Hause gewesen war?
    Carolin verabschiedete sich mit einer Umarmung, die Mamma Carlotta derart glücklich machte, dass sie ihre Enkeltochter so lange herzte und küsste, bis die sich von ihr freimachte und sich verlegen die Wangen abwischte. Eigentlich wusste sie ja, dass Carolin auch in diesem Punkt nach ihrem Vater kam, der emotionale Aufwallungen nur schwer ertrug. Aber wenn Mamma Carlotta vom Glück überwältigt wurde, dann vergaß sie, dass Erik in jeder Beziehung ein Friese und Carolin sein Ebenbild war.
    Auch Busso verabschiedete sich. Er hatte seine hundert Euro erhalten und wollte nicht warten, bis der Dreh vorbei war und Käptens Kajüte wieder geöffnet wurde. Schließlich kannte er genug andere Kneipen, in denen es für hundert Euro eine Menge zu trinken gab.
    Doch Fietje hielt ihn auf. Mit einem vielsagenden Blick auf Mamma Carlotta meinte er: »Wir haben noch was mit dir zu besprechen, Busso! Mir ist nämlich gerade eine Idee gekommen.«
    Busso brummelte unwillig. Sein Flachmann war mittlerweile leer, und da er Geld in der Tasche hatte, sah er keinen Grund, die nächste Stunde ohne Alkohol auszukommen.
    Â»Die Signora wird sich freuen«, fügte Fietje hinzu und schenkte Mamma Carlotta einen weiteren vielsagenden Blick, den sie sich nicht erklären konnte.
    Immerhin war Busso daraufhin bereit, sich Fietjes Pläne anzuhören. Und als der ergänzte: »Tove gibt einen aus«, war für Busso die Sache klar: Er würde sich mit seinem alten Freund Fietje, mit Tove und der netten Signora hinter Käptens Kajüte niederlassen, wo es einen direkten Zugang zu Toves Vorräten gab, und sich erzählen lassen, was Fietje im Schilde führte.
    Mamma Carlotta nahm ihn zur Seite. »Was haben Sie vor?«
    Â»Lassen Sie mich nur machen, Signora«, meinte Fietje und grinste, wie sie ihn noch nie hatte grinsen sehen.
    Als sie jedoch hinter Käptens Kajüte saßen, auf den billigen Plastikstühlen, die sie vorher sauber gewischt hatten, und als Tove aus seinem Vorratsraum ein paar Flaschen Bier und für Mamma Carlotta den Rotwein aus Montepulciano geholt hatte und als sich schließlich drei Augenpaare fragend auf Fietje richteten, da wurde er wieder der, den Mamma Carlotta kannte. Der Fietje, der die Bommelmütze so tief ins Gesicht zog und seinen Bart so wild wuchern ließ, dass man seine Augen kaum sehen konnte. Der Fietje, der spätestens nach dem dritten Satz bereute, dass er überhaupt zu reden angefangen hatte. Dieser Fietje merkte nun, dass er sich mit seinem Plan übernommen hatte, und versuchte, sich wieder hinter seinem Jever zu verstecken. Doch da wurde er von Tove barsch angefahren: »Erst zu

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