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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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dass sie ein Fan von Markreiter ist?«
    Â»Weil sie ihn ständig beobachtet. Und sie folgt ihm oft. Bruce Markreiter geht gern zu Fuß ins Hotel. Dann setzt er sich eine Mütze und eine Brille auf, und schon erkennt ihn kein Mensch. Aber kaum ist er weg, folgt ihm diese junge Dame. Unauffällig, versteht sich. Immer mit großem Abstand.«
    Mamma Carlotta richtete sich auf. »Behalten Sie die Frau im Auge«, flüsterte sie Busso zu, obwohl niemand in der Nähe war, der sie belauschen konnte. Aber solche Aufträge wurden immer geflüstert, in jedem Krimi, in jedem Fernsehfilm. »Und wenn Sie was Auffälliges bemerken, dann sagen Sie mir Bescheid.«
    Busso glotzte sie an, als verstünde er kein Wort. »Wie?«, fragte er dann, griff in seine Hosentasche und holte ein Handy heraus. »Wie soll ich Ihnen Bescheid geben? Bei Ihnen zu Hause anrufen? Dann brauche ich Ihre Nummer.«
    Mamma Carlotta erschrak. Das fehlte noch, dass ein Obdachloser im Süder Wung anrief, um mit ihr zu sprechen! »Ab morgen habe ich auch ein Handy«, sagte sie schnell. »Ich gebe Ihnen dann die Nummer. Und ich verspreche Ihnen, dass Sie nicht nur Antipasti, sondern auch Bruschette, Crostini und Insalata mista bekommen.«
    Ãœber Bussos Gesicht ging ein Leuchten. Ob er so genau wusste, was ihm in Aussicht gestellt wurde? Vermutlich war er die italienische Küche nicht gewöhnt, aber dass es köstlich sein musste, daran bestand für ihn kein Zweifel. »Ich werde die Dame im Auge behalten«, versicherte er. »Sie können sich auf mich verlassen, Signora.«

    Sören liebte sein teures Rennrad. Er sicherte es immer derart gründlich, dass er eine ganze Weile brauchte, bis er erst das Zahlenschloss am Hinterrad und dann das Schloss geöffnet hatte, das das Vorderrad mit dem Gartenzaun verbunden hatte. Besonders das Zahlenschloss machte ihm diesmal Schwierigkeiten. Er musste es mit mehreren Zahlenkombinationen versuchen, bis es endlich aufschnappte.
    Währenddessen hatte Erik sein altes Rad aus dem Schuppen geholt, das er den ganzen Winter nicht benutzt hatte. Entsprechend schlaff waren die Reifen, aber es schien verkehrstüchtig zu sein.
    Â»Können Sie mir die Reifen aufpumpen?« Erik hielt Sören die Luftpumpe hin. »Ich sage währenddessen meiner Schwiegermutter Bescheid, dass es bei uns später wird.«
    Sören nahm ihm schweigend die Pumpe aus der Hand und machte sich an die Arbeit. Er sah nicht, dass sein Chef grinste. Normalerweise beklagte Sören sich bitterlich, wenn er durch die Arbeit daran gehindert wurde, Mamma Carlottas Kochkunst zu genießen. Diesmal schien der Gedanke an Antipasto, Primo, Secondo und Dolce seinen Appetit jedoch nicht anzuregen. Hoffentlich waren die Vorbereitungen des Abendessens noch nicht weit fortgeschritten. Erik wollte seine Schwiegermutter bitten, an diesem Abend nur einen kleinen Imbiss zu machen. Und er würde sie darauf vorbereiten, dass Sören möglicherweise selbst den zurückweisen würde. Der Geruch von Knoblauch, Olivenöl und gebratenem Speck hätte ihm vermutlich den Rest gegeben.
    Als Erik wieder aus dem Haus trat, sah er ratlos aus.
    Â»Ist sie verärgert?«, fragte Sören besorgt.
    Erik schüttelte den Kopf. »Die Kinder sagen, sie ist noch nicht von diesem Casting zurückgekehrt.«
    Sören glotzte seinen Chef an. »Carolin und Felix wollten sich doch bewerben und nicht Ihre Schwiegermutter, oder?«
    Â»Sie kennen doch meine Schwiegermutter. So was lässt die sich nicht entgehen.«
    Sören grinste breit. »Und jetzt hat sie die Hauptrolle bekommen?«
    Erik winkte ab. »So schlimm nun auch wieder nicht.« Er schwang sich auf den Sattel und fuhr langsam auf die Westerlandstraße zu. »Genau habe ich es nicht verstanden. Carolin sitzt in ihrem Zimmer und heult. Anscheinend hat meine Schwiegermutter eine Sprechrolle bekommen. Und das findet Carolin ungerecht. Schließlich hat sie ›Minna von Barnhelm‹ auswendig gelernt.«
    Sie überquerten die Hauptstraße und wechselten kurz darauf auf den Radweg, der am Dorfteich entlangführte. So lange brauchte Sören, bis er die Zusammenhänge einigermaßen verstanden hatte. »Und Carolin heult, weil sie auch eine Sprechrolle haben wollte?«
    Â»Nein, sie heult, weil meine Schwiegermutter sich mit dem Chefautor angelegt hat.«
    Sören vergaß vor lauter Verblüffung zu treten

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