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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Handy in die Tasche zurück, da huschte jemand hinter dem Zirkuswagen hervor, in dem Bruce Markreiter verschwunden war. Eine junge Frau mit langen blonden Haaren. Sie blieb stehen, sah sich um … und ihr Blick fiel auf Alina Olsted. Trotz der Entfernung konnte Mamma Carlotta ihr Erschrecken erkennen. Sie wirkte wie erstarrt. Aber nur wenige Augenblicke, dann zog sie sich vorsichtig hinter den Zirkuswagen zurück. Schritt für Schritt, ohne Alina Olsted aus den Augen zu lassen. Sekunden später war sie nicht mehr zu sehen.
    Langsam drehte sich Mamma Carlotta um. Was hatte Sandra Zielcke hinter Bruce Markreiters Wagen zu suchen? Zwischen der Rückseite und dem Zaun gab es einen Grünstreifen von mehreren Metern, hinter dem Zaun dorniges Gestrüpp, in das sich kaum ein Neugieriger verirren würde. Hatte sie den Schauspieler dort belauscht oder beobachtet? War sie gar aus dem Wagen geflüchtet, als Bruce Markreiter ihn betrat? Mamma Carlotta dachte an das, was der Wirt gesagt hatte: »Nehmt euch vor der in Acht!« Er hatte behauptet, sie benähme sich wie eine Privatdetektivin, die sich als Schauspielerin getarnt hatte. Womöglich hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen? War Sandra Zielcke einer Sache auf der Spur, der sie sich leichter annähern konnte, wenn sie sich in die Produktion von »Liebe, Leid und Leidenschaft« einschlich?
    Nachdenklich ging Mamma Carlotta auf die Schranke zu, die ihr eilfertig geöffnet wurde. Vielleicht war Sandra Zielcke von Bruce Markreiters Frau hier eingeschleust worden? Vielleicht wollte sie ihren Mann der Untreue überführen? Nach dem, was Mamma Carlotta in der Kantine erlebt hatte, konnte sie nicht mehr daran glauben, dass die Pflanze der ehelichen Treue im Showgewerbe lange frisch blieb.
    Â»Moin, Signora! Hat’s geklappt mit der Komparsenrolle?«
    Busso Heinemann legte die Zeitung zur Seite, die er anscheinend aus einem der Container gezogen hatte, die in der Nähe standen. Sie war schon älter und die Schlagzeile auf dem Titelblatt längst nicht mehr aktuell: »Bruce Markreiter freut sich auf seine Arbeit auf Sylt!« Darunter ein Bild des Stars, der einem anderen freundschaftlich den Arm um die Schulter legte.
    Mamma Carlotta beugte sich vor, um die Bildunterschrift zu entziffern. »Martin Eidam ist glücklich und stolz, weil er den Star für eine Gastrolle in ›Liebe, Leid und Leidenschaft‹ gewinnen konnte!«
    In diesem Moment fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Der Wirt hatte sich geirrt! Nein, Sandra Zielcke war keine Privatdetektivin. Sie spielte einer Zeitung ihr Wissen zu! Wahrscheinlich war ihr gutes Geld dafür geboten worden, dass sie Bruce Markreiter beobachtete und pikante Details seines Privatlebens herausfand und weitergab. Kaum hatte der Star dann der Insel den Rücken gekehrt, würde er in jeder Zeitung lesen können, dass er wenig gegessen und zu viel getrunken habe, dass er eitel und selbstgefällig sei, dass er jede Nacht mit einer anderen ins Bett gegangen sei und Sonderwünsche durchgesetzt habe, die ihn die Sympathie seines Publikums kosten konnten. Vielleicht sogar Schlimmeres!
    Busso Heinemann schien mit Vorwürfen zu rechnen, als er sah, wie die Freundlichkeit aus Mamma Carlottas Gesicht verschwand und einer Empörung Platz machte, von der er nicht wissen konnte, dass sie nichts mit ihm zu tun hatte.
    Â»Die Zeitung ist uralt«, verteidigte er sich. »Die lag im Papiercontainer.«
    Mamma Carlotta beugte sich zu ihm herab. »Sie sitzen doch immer hier, vero? Tag und Nacht?«
    Busso rappelte sich hoch, ehe er antwortete: »Tagsüber, ja. Nachts nur, wenn es nicht zu kalt ist. Am Eingang von Feinkost Meyer gibt es ein windgeschütztes Plätzchen. Da gehe ich hin, wenn der Wind vom Meer kommt.«
    Â»Haben Sie schon mal eine junge blonde Frau beobachtet? Sehr hübsch und schlank, etwa Mitte zwanzig, mit langen glatten Haaren?«
    Â»Eine Schauspielerin? Die kenne ich.«
    Â»Ist Ihnen was an ihr aufgefallen? Verhält sie sich merkwürdig?«
    Busso zupfte an seinem Pullover herum, in dem sich einige Blätter verfangen hatten. »Tja, wenn ich’s mir recht überlege … Die schleicht gern rum. Erst habe ich gedacht, die wäre ein Fan. Eine, die sich in den Markreiter verknallt hat …«
    Â»Aber dann?«
    Â»Dann habe ich mitgekriegt, dass sie Schauspielerin ist.«
    Â»Warum haben Sie geglaubt,

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