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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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sie vor sich hatte, war offensichtlich. Trotzdem reichte sie Mamma Carlotta freundlich die Hand.
    Â»Ich bin die Nonna von Carolina und Felice! Die Schwiegermutter von Hauptkommissar Wolf! Sie erinnern sich?«
    Nun ging endlich ein Lächeln über das hübsche Gesicht der Referendarin. »Natürlich erinnere ich mich! Wie geht es Ihnen? Gefällt es Ihnen auf Sylt?«
    Dazu hatte Mamma Carlotta einiges zu sagen. Ausgiebig und mit großen Gesten beschrieb sie, wie sie mit der Kälte auf der Insel zurechtkam, dass ihr von einem Besuch zum anderen der Wind immer weniger ausmachte und wie sehr sie sich darauf freute, zum ersten Mal das Osterfest auf Sylt zu erleben. Dann endlich ging ihr auf, dass Alina Olsteds Interesse bereits nachließ, dass ihre Augen über den Platz wanderten, als suchte sie jemanden. Mamma Carlotta konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Referendarin das Gespräch abkürzen wollte. Was hatte sie überhaupt hierher geführt? Und warum war sie ohne Weiteres auf das Gelände gelassen worden?
    Aber noch bevor Mamma Carlotta diese Frage gestellt hatte, fiel ihr schon die Antwort ein: »Sie wollen nach Ihren Schülern sehen? Tut mir leid, das Casting ist längst vorbei.«
    Â»Wie schade! Ich hätte den Kindern gern beigestanden.«
    Mamma Carlottas Herz floss über vor Sympathie! So stellte sie sich eine Pädagogin vor. Nicht nur Wissensvermittlerin, sondern Beraterin der Kinder, die sogar ihre Freizeit opferte, wenn es darum ging, die Schüler auf einem wichtigen Weg zu begleiten. Mamma Carlotta berichtete ausführlich über Carolins Freude an »Minna von Barnhelm«, ließ auch den Namen des Dichters einfließen, der ihr inzwischen flott über die Lippen kam, und versicherte Alina Olsted, ihre Enkelin verdanke ihre Komparsenrolle ausschließlich dem hervorragenden Deutschunterricht. Dann machte sie den Vorschlag, den Rückweg gemeinsam anzutreten und bei dieser Gelegenheit auch über Felix’ Leistungen im Deutschunterricht zu sprechen, der leider der Ansicht war, dass ein zukünftiger Fußballprofi ohne Schulabschluss auskam.
    Aber Alina Olsted winkte ab. »Ich habe ein Gespräch mit Bruce Markreiter verabredet. Wenn ich Glück habe, stellt er sich für einen Workshop zur Verfügung. Meine Schüler wären sicherlich begeistert.«
    Mamma Carlotta wusste nicht, was wichtiger war: sich nach der Bedeutung des Wortes »Workshop« zu erkundigen oder darüber zu staunen, dass es Alina Olsted gelungen war, den großen Bruce Markreiter für ihre Arbeit zu interessieren.
    Noch ehe sie mit dem Staunen richtig angefangen hatte, fügte Alina Olsted erklärend an: »Meine Mutter war früher mit Bruce Markreiter bekannt. Deswegen ist er bereit, sich meinen Vorschlag anzuhören.«
    Mamma Carlotta gratulierte ihr zu diesem wunderbaren Zufall, schenkte der jungen Lehrerin wortreich Anerkennung, weil sie bereit war, die alte Freundschaft ihrer Mutter zum Wohle ihrer Schüler zu nutzen, und verabschiedete sich mit großer Herzlichkeit. Sie sah Alina Olsted nach, wie sie auf die Kulissenhalle zuging. Wie hübsch sie war! Eigentlich sah sie eher wie ein junges Mädchen aus, nicht wie eine Respektsperson. Wenn Mamma Carlotta da an ihre eigene Jugend dachte! Ihre Lehrerinnen waren allesamt das gewesen, was man in Italien una zitella nannte. Alte Jungfern, die sich in den Lehrerberuf geflüchtet hatten, als es mit Ehe und Familie nicht klappen wollte.
    Vor der Tür der Kulissenhalle zog Alina Olsted ein Handy aus der Jackentasche. Anscheinend wagte sie nicht, an die Tür von Markreiters Wagen zu klopfen, sondern meldete sich vorher telefonisch an. Eine junge Frau mit exzellenten Manieren – wie gut, dass es solche Pädagoginnen gab!
    Mamma Carlotta wandte sich ab. Nun wurde es Zeit, dass sie das Versprechen einlöste, das sie Tanja Möck gegeben hatte. Una bettola! Sie musste nun unbedingt der Kaschemme einen Besuch abstatten, von der sie ihr erzählt hatte.
    Es war reiner Zufall, dass sie sich noch einmal umdrehte. Oder Intuition? Mamma Carlotta liebte es, für alles, was schwer zu erklären war, das Schicksal zu bemühen, dem ihre Intuition als Handlanger diente. Ja, es musste wohl ihre Intuition gewesen sein, die sie bewogen hatte zurückzuschauen, das Schicksal, das wollte, dass sie etwas sah, was sonst unbemerkt geblieben wäre.
    Gerade steckte Alina Olsted ihr

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