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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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und der Wind frech und übermütig. Die Wellen leckten nur kurz über den Sand, sodass er nicht auf seine Schuhe achten musste. Ein perfekter Morgen für einen Spaziergang am Strand!
    Unterhalb der Luftmessstation des Umweltbundesamtes war er dann auf den Mann in den Dünen aufmerksam geworden. Weit entfernt von einem der Wege, auf denen Touristen sich durch die Dünen bewegen durften, hockte er da, offenbar mit etwas beschäftigt, das er in seinem Schoß hielt. Er reagierte nicht auf Eriks Gesten, nicht einmal auf sein Rufen.
    Wütend stapfte Erik zum Fuß der Dünen und schrie zu ihm hinauf: »Das Betreten der Dünen ist verboten!«
    Nun endlich wurde der Mann auf ihn aufmerksam. Vorsichtig erhob er sich und blickte auf Erik hinab, als traute er weder seinen Augen noch seinen Ohren. Aber Anstalten, Eriks Anweisung zu folgen, machte er nicht.
    Erik riss seinen Dienstausweis aus seiner Tasche. »Polizei! Kommen Sie sofort aus den Dünen heraus!«
    Er wusste, dass er sich lächerlich machte. Aber immer wenn er auf Touristen aufmerksam wurde, denen der Dünenschutz egal war, reagierte er unverhältnismäßig. Wenn jemand auf einen Sylter Bürger nicht hören wollte, dann musste eben der Kriminalhauptkommissar her!
    Tatsächlich schien der Mann nun einzusehen, dass er mit Ignoranz nicht weiterkam. Vorsichtig setzte er sich in Bewegung und folgte Eriks Anweisung. Während er die letzten Meter zum Strand hinabrutschte, musste Erik die Augen schließen, als er sah, wie kostbarer Sand unter den Füßen des Mannes hinabrieselte und Pflanzen mitbrachte, die nun am Fuß der Düne verrotten würden. Wann wurden die Touristen endlich vernünftig? Wann begriffen sie, dass die Dünen geschützt werden mussten?
    Â»Das Betreten der Dünen ist verboten!«, wiederholte er, als der Mann vor ihm stand. »Mit jedem Tritt wird die empfindliche Grasnarbe beschädigt.« Er zeigte auf die Füße des Mannes, die in ledernen Slippern steckten. »Schauen Sie sich das an! Diese Pflanzen! Das sind Strandhafer und Strandroggen. Sie halten den Sand in den Dünen. Sonst würde er sich im Laufe der Zeit verteilen, und die Dünen gäbe es irgendwann nicht mehr.«
    Der Mann sah tatsächlich so aus, als hätte er sich keine Gedanken über sein Verhalten gemacht. Das besänftigte Erik jedoch keineswegs. Wenn der Kerl jetzt noch etwas von seiner Gästekarte erzählte, die teuer genug gewesen sei, um mit ihr den Dünenschutz zu sichern, dann würde er sich vergessen.
    Aber so weit ging der Mann mit der Wollmütze zum Glück nicht. Er schob sie sich noch ein Stück tiefer in die Stirn und korrigierte den Sitz seiner Sonnenbrille. Bei dieser Gelegenheit stellte Erik fest, dass er dünne lederne Handschuhe trug. Obwohl er sie abzog und in seine Jeanstasche steckte, hatte er damit Eriks Antipathie bis ins Unermessliche gesteigert. Wenn er eins nicht leiden konnte, dann waren das eitle Kerle, die sich mit überflüssigen Accessoires schmückten. Ob dieser Mann es schick fand, trotz des angenehmen Wetters Handschuhe zu tragen, oder ob er um den Zustand seiner manikürten Nägel fürchtete, war egal. Erik hatte gleich mehrere Gründe, ihn nicht zu mögen.
    Â»Tut mir leid«, sagte er. »Das war gedankenlos von mir. Kommt nicht wieder vor.«
    Erik betrachtete ihn genauer. Der Mann kam ihm bekannt vor. Irgendein Ganove, den er schon mal dingfest gemacht hatte? Der einen neuen Coup plante und deshalb von ihm nicht erkannt werden wollte? Warum sonst sorgte er mit seiner Mütze und den großen dunklen Brillengläsern dafür, dass so wenig wie möglich von seinem Gesicht zu sehen war? Und dass er die Sonnenbrille nicht abnahm, während er mit ihm sprach, erschien Erik ebenfalls verdächtig. Aber so intensiv er auch nachdachte, es fiel ihm nicht ein, wo er diesen Mann schon einmal gesehen hatte.
    Als Erik zur Wasserkante zurückgegangen war, drehte er sich um. Der Mann stand noch immer dort, wo er mit ihm gesprochen hatte, am Fuß der Dünen. Er sah nun aufs Meer hinaus, als hätte er viel Zeit, den herrlichen Anblick zu genießen. Ein harmloser Tourist, der sich in die Dünen zurückgezogen hatte, um mit der Natur allein zu sein? Oder wartete er nur ab, bis Erik sich entfernt hatte, um später erneut in die Dünen zu steigen, weil er nicht einsehen wollte, wie wichtig der Dünenschutz

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