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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nicht bemerken können.«
    Ich schlug sie mit der Wäsche und wir kicherten. Manchmal fand ich es unfassbar, dass dieses Mädchen meine Schwester war. Sie konnte so frech sein! Ich grinste. »Der Tschadri soll die Unbeflecktheit einer zukünftigen Braut bewahren«, mahnte ich, während ich sie mit der freien Hand an der Seite kitzelte. Sie zuckte zusammen, lachte und stieß mich weg. »Und nicht dazu dienen, gefährlichen Soldaten verführerische Blicke zuzuwerfen.«
    Zeynab lachte. »Vielleicht mag ich ja gefährliche …« Sie verstummte.
    Als ich mich umdrehte, sah ich Malehkah. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und beugte sich zurück, um das Gewicht ihres schwangeren Bauches besser tragen zu können. »Wenn etwas gefährlich ist, dann dein dreckiges Gerede. Du riskierst einen schlechten Ruf. Und dann wird dein Vater keinen Mann für dich finden. Glaub ja nicht, dass deine Heirat noch lange hin ist.«
    »Oh, ich weiß , Mada«, erwiderte Zeynab strahlend. Sie drückte meine Hand. Ich erwiderte den Druck. »Wir reden doch nur darüber, wie großartig es sein wird, wenn Baba und Najib ihre neue Arbeit antreten.«
    Malehkah musterte Zeynab. »Zulaikah.« Aus ihrem Mund klang mein Name wie ein Fluch. »Geh auf den Basar. Wir brauchen Reis. Kauf außerdem Orangen oder Bananen, falls sie noch frisch sind.«
    »Ich kann zum Basar laufen«, bot Zeynab an.
    Malehkahs Lächeln war nicht wirklich freundlich. »Tashakor, Zeynab. Aber für eine hübsche, junge, unverheirateteFrau gehört es sich nicht, allein durch den Ort zu laufen. Zulaikha kann gehen.«
    Ich drückte noch einmal die Hand meiner Schwester, dann reichte ich ihr die saubere Wäsche. Ich war nicht dumm. Malehkah hatte noch genug Reis, und ich wusste, dass Orangen und Bananen nicht für unser heutiges Abendessen gedacht waren. Dennoch griff ich nach den aufgerollten Geldscheinen, die sie in der Hand hielt.
    Sie sah auf mich herab und zwang sich ein Lächeln ab, das Falten um ihre Augen warf. »Halt dich von den Soldaten fern, Zulaikha. Man kann ihnen nicht über den Weg trauen. Und sagst du Khalid bitte, dass er nach Hause kommen soll, falls du ihn triffst?« Ihre Worte klangen wie eine Bitte, aber sie waren ganz eindeutig nicht als solche gemeint.
    »Bale, Mada«, antwortete ich leise und verließ unser Grundstück zum zweiten Mal an diesem Tag.

An Daral war relativ groß. Die Straßen schlängelten sich zwischen Mauern aus Lehmziegeln oder Feldsteinen durch den Ort. Wegen der vielen Mauern musste ich auf der Suche nach Khalid immer wieder Gärten und Grundstücke umgehen. Auf dem leeren, staubigen Fußballplatz spielten nur kleine Windhosen.
    Ich wusste, dass Khalid nicht an den beliebten tieferen Stellen des Flusses badete, dennoch beneidete ich wegen der Hitze alle, die sich ins Wasser gewagt hatten. Ich war froh, dass ich keine Soldaten sah, obwohl sie mir bei der Suche nach Khalid vielleicht hätten helfen können.
    Als ich den Basar erreichte, ließen mehrere Händler gerade die Rollläden hinunter. Während der Mittagshitze machten sie ihre Geschäfte dicht. Ich hatte Glück, dass noch nicht alle geschlossen waren, denn ich hatte keine Zeit zu warten, bis sie abends wieder öffneten. Bis dahin wäre Khalid sowieso wieder zu Hause – wenn er nicht schon längst da war. Er würde sich totlachen, weil ich bei dieser Hitze überall im Ort gesucht hatte.
    Ich feilschte lange mit dem Obsthändler. Er hielt mich sicher für dumm, weil ich nicht wusste, was andere Frauen für die Orangen bezahlt hatten. Als ich endlich einen annehmbaren Preis ausgehandelt hatte, warentatsächlich bereits die meisten Geschäfte zu. Ich packte meine Einkäufe in die kleine Plastiktüte, die ich beim Reishändler bekommen hatte, und ging zu dem letzten Ort, wo Khalid noch sein konnte, in der stillen Hoffnung, ihn dort nicht zu finden.
    Ich musste an den Fleischern vorbei. Bienen und Fliegen umsummten Rindfleisch und Hammelfleisch, das seit dem morgendlichen Schlachten an Haken hing. Das auf den Boden getropfte Blut brutzelte in der Sonne; sein süßsaurer Gestank biss in Augen und Nase. Schließlich trat ich aus der Gasse auf den weiten Platz mit der Zitadelle.
    Sie war doppelt so hoch wie jedes andere Gebäude in An Daral, eine riesige, aus Lehmziegeln erbaute Festung, die seit Jahrhunderten in der afghanischen Sonne schmorte. Gut möglich, dass früher Könige darin gelebt hatten, aber jetzt beherbergte sie nur noch Militärschrott, den man von den sowjetischen

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