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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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lief zu ihr und drückte sie mit seinem starken Arm an sich.
    »Ich stinke nach Torran, Baba.« Sie kicherte.
    Da Baba ganz mit Zeynab beschäftigt zu sein schien, hielt ich mich zurück. Aber er streckte mir lachend den anderen Arm hin. »Komm her, meine Schöne.« Ich ging lächelnd zu ihm, und als er mich zu sich heranzog, lehnte ich meinen Kopf gegen ihn. Ich fühlte mich wunderbar sicher in Baba-jans Armen und wünschte mir, er würde mich für immer halten. Er küsste uns abwechselnd auf die Stirn. Immer zeigte er mir, dass er mich trotz meines Mundes mochte, und dafür liebte ich ihn umso mehr. »Hier, Mädchen.« Er holte neue Haarclips aus der Tasche, zwei für jede von uns.
    Ich steckte meine weg, aber Zeynab steckte sie sich gleich ins Haar. » Tashakor , Baba-jan.« Sie reckte sich und küsste unseren Vater auf die Wange. Ich hätte ihm auch gern einen Kuss gegeben, aber mit meinen Lippen ging das nicht.
    Najib wich in eine Ecke zurück. »Schön für dich, Najib«, sagte ich, als Baba mich und Zeynab losließ. Najib lächelte verhalten und zuckte mit den Schultern. Habib rannte zu Baba und klammerte sich an eines seiner Beine.
    »Wo …«, begann Malehkah, die auf dem Fußboden saß und ein Huhn rupfte.
    »Aber das ist noch längst nicht alles!« Babas Stimme dröhnte wie eine Kanone. Er breitete die Arme aus, als wären die Neuigkeiten unfassbar groß. »Najibullah und ich werden ein Auto von dem Geld kaufen können, das wir für den Bau der Schule in An Daral bekommen.« Seine Augen funkelten so aufgeregt, wie ich es seit den Lebzeiten von Mada-jan nicht mehr gesehen hatte.
    »Aber kein neues Auto«, fügte Najib hinzu.
    »Nein.« Baba zuckte mit den Achseln. »Kein fabrikneues. Aber ein gutes und zuverlässiges Auto.« Bei dem Wort ›zuverlässiges‹ boxte er die Luft. »Wir brauchen es für die Fahrten nach Farah.«
    »Farah?«, fragte Malehkah. »Wo ist …«
    »Ja, das ist überhaupt das Beste! Hajji Abdullah, unser guter Freund, hat ein Gebäude in der Basis der Amerikaner in Farah errichtet. Und er hat hervorragend gearbeitet. Ich habe Fotos gesehen. Aber jetzt finden diese reichen Amerikaner die Gebäude zu klein! Sie brauchen weitere Unterkünfte für ihre Soldaten. Außerdem wollen sie noch ein Gebäude für ihr Fernsehen. Hajji meint, dass eine Kinoleinwand darin Platz hätte.«
    »Eine Kinoleinwand«, wiederholte Zeynab. »Ich habe noch nie eine Kinoleinwand gesehen.«
    Malehkah runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
    »Ich schon«, erwiderte Baba. »In meiner Jugend. In Kabul. Aber das waren andere Zeiten.« Er senkte den Blick, dann sah er aus dem vorderen Fenster auf den Hof. »Das war ein anderes Afghanistan. Vor den Russen und den Kriegen und den Taliban.«
    Ich wünschte, Zeynab hätte nichts gesagt. Ihre Wortehatten Baba-jan traurig gestimmt. Einen Moment war alles still. Man hörte nur das ratschende Geräusch, mit dem Malehkah das Hühnchen vorbereitete. Habib schlenderte zu ihr und wollte nach den Fleischstückchen greifen. Ich hob ihn hoch und ließ ihn auf meiner Hüfte auf und ab wippen.
    Dann sprach Najib weiter. »Die Amerikaner verlangen von Hajji Abdullah, dass er Einheimische für die Bauarbeiten einstellt. Aber sein Schweißer in Farah taugt nichts, weil keine seiner Schweißnähte hält.«
    »Ja, dieser Schweißer ist ein pakistanischer Taugenichts.« Baba wedelte mit der Hand, als wollte er den Mann einfach wegwischen. »Und das Allerbeste ist: In einigen Monaten werden auch wir in Farah arbeiten.«
    »Die Amerikaner brauchen die besten Schweißer für ihre große Basis«, ergänzte Najib.
    »Wa-wa, Najib!«, spottete Zeynab.
    Baba gab Najib einen Klaps auf den Rücken. Er musste sich recken, denn Najib war gewachsen. »Vielleicht finde ich sogar eine neue Frau! Wer weiß? Ich bin zwar nicht mehr der Jüngste, aber heute fühle ich mich wie neunzehn. Wie Najibullah.«
    Eine neue Frau? Ich verlagerte mein Gewicht auf das andere Bein. Meinte er das ernst? Ich sah zu Zeynab, die meinen Blick erwiderte und die Nase kräuselte. Malehkah zerlegte schweigend das Hühnchen. Als sie kurz aufsah, fing ich ihren großäugigen Blick auf, aber sie wandte sich rasch wieder ab.
    »Vielleicht verdienen wir sogar genug, um einen großen Wagen kaufen zu können, einen Pick-up. Dann könnten wir hinten die ganze Ausrüstung aufladen.« Ba-ba-jan bog die Finger zu einem Rahmen. »Und auf denSeiten steht dann ›Schweißerei Frouton‹ auf Dari und Englisch!«
    Malehkah knallte das

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