Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Geschwister?«
    Wollte sie wirklich, dass ich mit ihr sprach? Ich legte eine Hand vor den Mund und hob den Blick, bis ich die Pistole sehen konnte, die am Gürtel der Frau hing.
    »Zulaikha«, sagte Baba mit fester Stimme. »Sie hat dir eine Frage gestellt. Antworte.«
    »Ich habe zwei kleine Brüder«, sagte ich leise.
    Der Dolmetscher übersetzte. Die Frau lächelte wieder und nahm einen Karton von dem Mann entgegen,den sie zum Fahrzeug geschickt hatte. Ich sah ihn überrascht an. Warum tat er alles, was Captain Mindy ihm befahl? Ärgerte er sich nicht, weil sie ihn herumkommandierte? Ich fand es unangenehm, dass er mich anstarrte, obwohl er lächelte.
    Der Karton war ziemlich groß und bis zum Rand mit buntem Plastikspielzeug, glänzenden Spielzeugautos aus Metall und glitzernd verpackten Süßigkeiten gefüllt.
    »Nimm ein paar Spielzeuge für dich und deine Brüder. Und auch Süßigkeiten«, forderte der Dolmetscher mich auf.
    Ich sah zu Baba, der unmerklich zu lächeln schien. Er nickte mir zu und ich kramte in der Kiste, ohne wirklich zu wissen, was ich nahm. Ich zog eine Art Spielzeugsoldat heraus – aber einen, über den Khalid seine ganze Armee kleiner, brauner Soldaten vergessen würde. Dieser war bestimmt acht Zentimeter groß und hatte bewegliche Arme und Beine. Dann suchte ich noch einen Soldaten für Habib, wobei ich darauf achtete, nicht zu hastig zu sein. Ich wollte nicht, dass die Amerikaner mich für gierig hielten, und ich wollte auch nicht, dass Baba zu viel Geld ausgeben musste.
    Shiaraqa betrachtete die zwei Plastiksoldaten, die ich in den Händen hielt. »Ist das wirklich alles? Sie sagt, du sollst noch mehr nehmen.« Er nickte in Richtung Captain Mindy.
    Aber ich hatte schon so viel! Ich zuckte mit den Schultern und senkte den Blick, zwang mich zur Geduld. Vielleicht würde man mich nach Hause gehen lassen, wenn ich nur lange genug wartete.
    »Baksheesh.« Captain Mindy meinte offenbar, dass die Spielzeuge ein Geschenk waren. Also würde Babanichts dafür bezahlen müssen. Sie drückte mir fünf glitzernde Haarclips in unterschiedlichen Farben in die Hand. Dann holte sie noch eine lila Haarbürste aus der Kiste. Ich konnte die Sachen kaum tragen. Sie sagte wieder etwas. Dieses Mal übersetzte Shiaraqa sehr leise und ohne mich anzusehen. »Sie sagt, es ist ein Geschenk für dein schönes Haar.« Dann reichte er mir eine Plastiktüte für die Sachen.
    Captain Mindy wollte in mein Haar greifen, aber ich zuckte zurück. Sie lächelte. Fand sie es komisch, ein Mädchen wie mich zu zwingen, das Haus zu verlassen, um mich dann in aller Öffentlichkeit wie ein Püppchen mit Haarclips auszustaffieren?
    Sie sagte etwas zu dem Soldaten, der sie begleitete, woraufhin er ein kleines Funkgerät aus der Tasche zog und hineinmurmelte. Die anderen Soldaten begannen sofort, ihre Waffen zu überprüfen und sich zu den Fahrzeugen zurückzuziehen. Wenn die Frau mit den Soldaten sprach, klang sie so herrisch wie Malehkah. Nein, eher wie Baba. In ihrer Stimme schwang große Autorität mit. Und wenn sie etwas sagte, gehorchten ihr die anderen Amerikaner aufs Wort.
    »Khudafiz.« Sie lächelte mich an und nickte meinem Vater zu.
    Dann gaben Captain Mindy und die Soldaten, die sie befehligte, allen Männern die Hand. Ich sah verblüfft zu, wie die Frau Babas Hand schüttelte. Sie fand es offenbar ganz normal, einem Mann die Hand zu geben, mit dem sie nicht verheiratet war und der auch nicht zur Familie gehörte. Ein paar Zuschauer in der Menge begannen zu tuscheln.
    Die Amerikaner, die breit und dümmlich lächelten,stiegen in ihre Fahrzeuge und wiederholten dabei ständig etwas, das wie ›khudafiz‹ klang. Als sie abfuhren, riefen die Männer an den Geschützen immer noch Abschiedsworte und ein Dutzend Kinder rannte hinterher.
    Während wir ihnen nachsahen, legte Baba eine Hand auf meine Schulter. Seine Miene war mir neu: Er hatte den Mund zu einem seltsamen Lächeln verzogen, in seinen Augen entdeckte ich wechselnde Gefühle. Zuerst Glück und dann … Ja, was? Keine Furcht, aber auch keine Freude.
    Ich blickte zu Najib, der mit den Achseln zuckte, dann auf uns zukam und Baba eine Hand auf den Arm legte. »Was wollten sie, Baba-jan? Wozu das alles?« Najib bewegte den Kopf hin und her, um Baba auf sich aufmerksam zu machen. »Was wollten sie von Zulaikha, Baba?«
    Baba schreckte auf, als hätte Najib ihn gerade aus einem tiefen Schlaf geweckt. Er wandte sich zu ihm um. »Ist das zu glauben? Eine Frau. Ein

Weitere Kostenlose Bücher