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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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heraufsteigen dürfen, Mada. Wenn du gerufen hättest, wären wir gekommen«, sagte Zeynab.
    Malehkah nickte und wischte sich über die Stirn. »Geht es dir gut?«, fragte sie mich.
    Mein Mund klappte auf. »Verzeihung, aber was hast du gefragt, Mada?«
    »Geht es dir gut? Nach den Soldaten und allem?«
    »Bale, Mada.« Ich wusste beim besten Willen nicht, wann Malehkah sich zuletzt nach meinem Wohlergehen erkundigt hatte.
    Sie sah auf ihre Hände, die sie vor dem Bauch gefaltet hatte. Dann nickte sie. »Gut, denn vor dem Eintreffen der Gäste gibt es noch viel zu tun. Ihr fangt im Wohnzimmer an.«
    Zeynab zuckte mit den Schultern und ergriff meine Hand. Wir folgten Malehkah gemeinsam nach unten.
    Ich fegte den Fußboden so langsam und konzentriert wie möglich, damit der Sandstaub nicht wie bei einem Sturm herumwirbelte.
    Das Wohnzimmer war ein kleiner Raum, der außerhalb des eigentlichen Hauses an der Hofmauer lag. Es hatte einen extra Eingang, damit die Gäste nicht in unsere Privatsphäre eindrangen. Das Zimmer sollte beeindrucken, aber es war immer verstaubt, egal wie sehr wir uns bemühten, es abzudichten. Als ich meine Arbeit nach einer Stunde begutachtete, wirbelte Staub in einem Lichtkegel und legte sich wieder, als wollte er alle meine Bemühungen zunichte machen.
    »Warum versuche ich es überhaupt?« Ich schlug mit dem Besen nach dem Dreck.
    Der Besen hatte eine Spur in den feinen Sand gezogen, die mich an das Schriftzeichen alef erinnerte. Ich warf einen Blick aus der Tür, um sicherzugehen, dass ich allein war. Dann setzte ich mich und malte mit dem Finger Schriftzeichen in den Staub.
    Ich fand es herrlich, wie sich diese Linien, Bögen, Haken und Punkte zu Zeichen formten, die für bestimmte Laute standen. Ich hatte das Gefühl, etwas Eigenes zu schaffen. Ich kannte zwar noch lange nicht alle Wörter, aber als ich daran dachte, was Meena mir beibringen konnte, musste ich lächeln. Ich versuchte, mich hin und her zu wiegen wie sie, als sie das schöne Gedicht aufgesagt hatte. Vielleicht konnte ich auf diese Weise noch einmal das Gefühl dieses tiefen, uralten Wunders wecken, das mich neulich erfüllt hatte – jene Magie, die der Wind durch die Jahre trug. Ob das eine Verbindung zu Mada-jan wäre? Ich betrachtete die Schriftzeichen. Sie wurden besser, waren aber noch unbeholfen. Ich musste so bald wie möglich wieder zu Meena.
    »Was tust du da?«
    Hastig wischte ich die Schriftzeichen mit der Handweg und fuhr herum. Zeynab stand mit zwei Toshak-Matratzen unter den Armen in der Tür.
    »Ich bin gerade fertig geworden.«
    Sie sah mich genauso seltsam an wie nach meiner Begegnung mit Meena. »Malehkah braucht unsere Hilfe im Haus.« Sie trat ein und stellte die Toshaks gegen die Wand, damit die Männer sich anlehnen konnten. Dann kehrten wir über den Hof ins Haus zurück.
    »Der Reis muss ausgelesen werden.« Malehkah zeigte auf eine große Schale. »Beeilung. Danach gibt es noch mehr zu tun.« Zeynab und ich wollten uns gerade setzen, um die schlechten Körner herauszusuchen, als Malehkah rief: »Du nicht, Zeynab. Wasch dich lieber, denn nach dem Abstauben der Kissen bist du sicher schmutzig.«
    Zeynab sah mich an und zuckte mit den Schultern. Dann ging sie, um sich zu waschen.
    Ich war auch schmutzig. Schweiß vermischte sich mit dem Dreck auf meiner Haut. Warum war Malehkah so verwirrt? Es war schließlich nicht das erste Mal, dass wir für Baba ein Geschäftsessen vorbereiteten. Sie bedeuteten immer etwas mehr Arbeit, vor allem zusätzliches Putzen und Kochen, aber Malehkah war noch nie so aufgeregt gewesen. Sie hatte jedenfalls nie darauf bestanden, dass wir uns vor der Ankunft der Gäste wuschen. Die Gäste blieben im Wohnzimmer und wir bekamen sie sowieso nicht zu Gesicht …
    Ich betrachtete Malehkah, die das Hühnchen briet und Hammel und Bohnen würzte. Dann wischte ich mir Schweiß von der Stirn und machte mich wieder an die Arbeit.Stunden später rief Malehkah Khalid und mich in die Küche. Sie erklärte uns die Reihenfolge, in der die Gerichte serviert werden mussten. »Lasst das Essen hier zugedeckt stehen, damit sich die Fliegen nicht darauf setzen. Ich werde Khalid losschicken, um das zu holen, was wir brauchen.«
    »Aber Baba ist noch gar nicht zurück, Mada«, wandte ich ein.
    »Tu einfach, was ich dir sage, Zulaikha!« Malehkah tauchte ein Tuch in einen Wasserbottich und tupfte ihre Stirn ab. Dann ging sie an mir vorbei nach draußen. »Komm mit«, befahl sie. »Wir müssen das Haar

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