Inshallah - Worte im Sand - Roman
tragen, an dem wir beide so lange genäht hatten. Sie würde einen wunderbaren Mann und ein schönes Haus haben, in dem sie eine glückliche Familie gründen konnte.
»Das ist …« Ich wischte mir eine Glücksträne aus dem Auge und verdrängte den unguten Gedanken daran, wie einsam ich nach ihrem Auszug wäre. Sie war meine Schwester und ich musste mich für sie freuen.
Das tat ich tatsächlich. »Oh, Zeynab!« Ich umarmte sie. »Bist du aufgeregt?«
»Natürlich«, entgegnete Zeynab atemlos. »Aber ich bin … auch ganz durcheinander. Ich habe nicht erwartet, dass es so schnell gehen würde. Als ich gehört habe, wie Baba über den Brautpreis gesprochen hat, habe ich gedacht, er würde von Najibs Hochzeit reden. Ich hätte nie geglaubt, dass ich gemeint war.«
Ich konnte es nicht abwarten. »Wer ist es? Baba-jan hat sicher den perfekten Mann für dich gefunden.«
»Er ist ein sehr guter Mann. Wohlhabend. Geachtet.« Zeynab wedelte zur Abkühlung mit der Hand vor ihrem Gesicht und prustete erschöpft.
Ich führte sie zur Veranda, wo ich mich neben sie setzte und einen Arm um sie legte. Schließlich fuhr Zeynab fort. »Es ist Hajji Abdullahs Bruder. Er heißt Tahir.«
Ich riss die Augen weit auf. Hajji Abdullah war alt. Laut Baba hatte er einen langen weißen Bart.
Zeynab war mein Entsetzen nicht entgangen. »Keine Sorge. Tahir ist Hajjis jüngster Bruder. Er ist bestimmt nicht älter als fünfundvierzig.«
»Nicht älter als fünfundvierzig?!«
Ich spürte, wie Zeynab mit den Schultern zuckte. »Dann ist er wenigstens kein Grünschnabel mehr. Das heißt, dass er genau weiß, was er will, und besser für mich sorgen kann. Er ist weise und stark und nett, und ich werde die jüngste und hübscheste seiner Frauen sein.«
»Hat er etwa …«
»Noch zwei Frauen.« Zeynab stand auf. Sie drehte sich, sodass sich der Saum ihres hübschen, mit rosa und lila Blumen verzierten Kleides bauschte. »Aber mein Ehemann wird mich lieben. Seine anderen Frauen und ich werden gut befreundet sein. Wir werden einander helfen.«
Ich war verwirrt. Diese Neuigkeit kam so überraschend! Sie war sowohl verstörend als auch wunderbar. »Ich freue mich sehr für dich, Zeynab.«
»Noch zwei Wochen. In zwei Wochen werden wir heiraten.«
»Wie bitte? So schnell?«
Zeynab ließ ihre Hände kreisen. »Es hat mit den Verträgen für die Bauprojekte der Amerikaner zu tun.« Sie zuckte mit den Achseln. »So habe ich mir … das nicht vorgestellt. Es gibt keine Verlobungsfeier.« Sie schob eine Strähne hinter ihr Ohr. »Aber Hajji Abdullah hat in seiner Großzügigkeit zugesagt, eine richtig große Hochzeit für seinen Bruder und mich auszurichten.« Sie lächelte. »Außerdem weiß Baba, was das Beste ist.«
»Er liebt dich«, bestätigte ich. »Er würde dich nur einem rundum guten Mann zur Frau geben.«
»Sehr richtig!«, sagte Zeynab.
Ich stand auf, lief zu meiner Schwester und drückte sie an mich. »Ich liebe dich.«
»Bale, Schwester. Ich liebe dich noch mehr.«
»Geh rein und zieh dich um, Zeynab. Hilf mir beim Abwasch, Zulaikha.« Die Gäste waren offenbar gegangen. Malehkah hatte das Wohnzimmer verlassen. Inzwischen war es so dunkel, dass ich sie im Schatten kaum erkennen konnte.
Meine Schwester drehte sich zur Frau meines Vaters um. Sie rieb sich die Augen. »Bale, Mada.«
Früh am nächsten Morgen, bevor die furchtbare Hitze des Tages einsetzte, putzten Zeynab und ich schon wieder das Wohnzimmer. Im Gegensatz zu Malehkah und ihren zwei Gästen hatte Zeynab am Abend zuvor nichts essen dürfen. Unfassbar, dass drei Frauen so viel Dreck machen konnten. Sie hatten unglaublich viel von der gewürzten Hammelsoße verkleckert. Doch noch schlimmer war, dass Kuchenkrümel und Apfelsinenschalen die Ameisen anlockten.
Zeynab tauchte ihren Lappen in den Eimer mit schaumigem Wasser und ließ ihn auf den Fußboden klatschen. »Die Frauen erzählen immer, dass Verlobung und Hochzeit etwas Magisches hätten, aber ich mochte die Fragerei nicht. Diese Frau hat mich angestarrt und gelöchert, ob ich eine gute Köchin und Muslimin sei. Ich habe Malehkah gehorcht und nichts darauf erwidert. Sie hat für mich geantwortet.«
»Tja.« Ich tunkte meinen Lappen in die dreckige Seifenlauge und schrubbte auf einem Klecks trockener roter Gewürzsoße herum. »Malehkah kennt sicher die richtigen Antworten.«
Zeynab strich eine Locke aus ihrem Gesicht. »Immerhin muss ich nicht diesen schrecklichen Anwar heiraten.« Sie lachte.
Ich runzelte die
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