Inshallah - Worte im Sand - Roman
Tschadri, drängten kichernd und schwatzend herein. Keine von ihnen nahm Notiz von mir. Sie gingen sofort ins Wohnzimmer, wo augenblicklich schrille, begeisterte Begrüßungen ertönten. Ich verriegelte die Tür zur Straße hinter ihnen.
»Zulaikha!« Malehkah klang zur Abwechslung freundlich und fröhlich. Aber in ihrer Stimme schwang die vertraute Ungeduld mit.
Die Frauen hatten schon den Tschadri abgenommen und sich gesetzt. Zeynab saß hinten in dem engen Raum auf dem Sofa, Malehkah neben der auf den Hof führenden Tür. Frauen jeden Alters hockten auf dem Boden und lehnten sich gegen die vor der Wand stehenden Kissen. Sie bildeten ein großes Oval. Ich ließ mich auf dem für mich bestimmten Platz nieder, ganz in der Nähe von Malehkah.
»Ah! Das ist sicher der kleine Engel, für den sich die Amerikaner so interessiert haben.« Eine sehr füllige Frau saß an der Spitze des Ovals, direkt gegenüber meiner Schwester. Sie beugte sich vor, betrachtete meinen Mund und strich dann ihr langes, graues Haar zurück. Sie war sicher fast so alt wie Meena. »Da muss wirklich etwas getan werden. Armes Ding. Die Amerikaner haben wirklich geglaubt, sie könnten dir helfen?«
Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Dann erinnerte ich mich an Malehkahs Anweisungen, nickte stumm und sah zu Boden. Eine andere Frau, nicht viel jünger, aber deutlich kleiner, griff nach der fülligen Frau.»Du jagst der Kleinen Angst ein, wenn du ihren Mund so anstarrst, meine Liebe.«
»Natürlich.« Die Frau lächelte. »Ich bin Gulzoma, Hajji Abdullahs Hauptfrau. Dies ist Jamila, die ältere Schwester meines Mannes.«
»Salaam«, sagte ich leise.
Jamila nickte zu einer Frau, der ein Bein fehlte und die mit der Krücke gekommen war, die neben ihr an der Wand lehnte. »Das ist meine Tochter Isma.«
Gulzoma wuchtete ihren schweren Körper zurück und zeigte der Reihe nach auf alle Frauen, stellte Hajji Abdullahs zweite und dritte Frau sowie mehrere Töchter und Nichten vor. Sie hatte einige Namen vergessen, was bei den betreffenden Müttern, die ihr auf die Sprünge helfen mussten, für verdrossene Mienen sorgte.
Malehkah begrüßte jede Frau und Zeynab versuchte offenbar, sich alle Namen einzuprägen, die Gulzoma nannte. Als ich ihren Blick erhaschte, zog ich die Augenbrauen hoch. Zeynab blickte eine Frau nach der anderen an, zuckte mit den Schultern und lächelte zart. Ich bedeckte meinen Mund und versuchte, eine ernste Miene aufzusetzen. Zeynab schien zu erraten, woran ich dachte. So viele Namen konnte man sich unmöglich einprägen!
Gulzoma beugte sich vor. »Tahirs Frauen, Leena und Belquis, lassen sich entschuldigen. Sie schaffen es weder heute noch morgen, weil sie alle Hände voll zu tun haben, das Haus für Zeynabs Ankunft herzurichten. Arme Dinger.« Sie grinste. »Ich habe Dienerinnen eingestellt, die mein Haus für die Hochzeit vorbereiten, aber jeder wird gebraucht, damit das Haus des Bruders meines Mannes für den großen Abend bereit ist!« Gulzoma lachte.
»Wir bitten um Nachsicht, Zeynab«, sagte Jamila. »Heute Abend erwarten natürlich alle, dass getanzt wird, aber die Frau meines Bruders und ich sind allmählich zu alt für die Tanzerei vor der Hochzeit.« Jamila rutschte wieder dicht neben Gulzoma. »Außerdem wird bei der Arusi sehr viel getanzt werden.«
Gulzoma stieß Jamila mit dem Ellbogen an, nickte Zeynab zu und sagte: »Aber vielleicht möchtest du deine Kräfte für die Hochzeitsnacht aufsparen?«
Alle Frauen lachten über diesen vulgären Scherz, nur meine Schwester nicht. Sie zwang sich ein Lächeln ab.
Ich spürte Malehkahs warmen Atem im Nacken. »Hol jetzt das Essen. Und sorg dafür, dass die Jungen brav sind«, knurrte sie.
Gulzoma klatschte in die Hände. »Ja, Zulaikha, wir wollen essen. Ich bin hungrig und Zeynab hat sicher ein köstliches Mahl zubereitet.«
»Natürlich.« Malehkah schien ihrem Lächeln mit einem Kopfnicken neue Kraft zu verleihen. »Beeil dich, Zulaikha.«
Als ich das Haus betrat, musste ich über meine schlafenden Brüder steigen. Das Essen wurde in mehreren auf dem Herd stehenden Töpfen warmgehalten. Ich eilte wieder ins Wohnzimmer und rollte den langen Daster Khan in der Mitte der Frauen aus. Gut, dass ich mich beeilt hatte, denn das Gespräch stockte. Sie schienen auf mich zu warten. Ich ging mit einem Wasserkrug und einem Handtuch herum, damit sich jede waschen konnte. Danach holte ich das Essen, für das wir den ganzen Tag geschuftet hatten, und stellte es auf das
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