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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sagte er zu ihr. »Dieser Anzug ist passender als jeder altmodische Salwar Kamiz. Tahir ist ein gewiefter Geschäftsmann. Er hat die Amerikaner zur Hochzeit eingeladen.« Er strich mit der Hand über den albernen Stofffetzen, der an seinem Hals hing und den er ›Krawatte‹ nannte. »Aber sie werden sicher nicht erscheinen, unhöflich wie sie sind.« Er zupfte am Aufschlag seiner Jacke. »Und wenn doch, werde ich ihnen zeigen, dass ich genau der Richtige für ihre Schweißarbeiten bin. Ha!« Er klatschte in die Hände. »Na, Schluss mit dem komplizierten Männergerede. Höchste Zeit, meinen Liebling Zeynab zur Arusi zu bringen.«
    Malehkah blieb draußen auf dem Hof stehen, einen Arm um jeden ihrer Jungen gelegt. Sie sah Baba an. »Wo ist Tahir?«
    Baba zuckte mit den Schultern. »Er ist mit Hajji Abdullah vorausgefahren. Er wollte unbedingt zu Hause sein, bevor gewisse Gäste eintreffen.« Er tat ihre Frage mit einem Wink ab. »Es ist rein geschäftlich. Nur keine Sorge. Versuch, dich zu freuen.« Er lachte.
    Malehkah verschränkte die Arme vor der Brust. »Keine Geschenke?«
    Baba hob die Hände, so weit es der enge Anzug erlaubte. »Malehkah! Zeynab heiratet keinen armen Bauern, der keine Mitgift zu bieten hat. Natürlich gibt es Geschenke. So viele Geschenke, dass Tahir es für besserhielt, sie bei der Arusi zu präsentieren. Sie warten in seinem Haus auf Zeynab und das wird ihren Tag noch schöner machen!«
    Malehkah schien nicht zufrieden zu sein. »Die Tradition …«
    Baba lächelte starr und zischte durch zusammengebissene Zähne: »Die Tradition sieht nicht vor, dass ein Mann am Tag der Hochzeit seiner Tochter in seinem eigenen Haus zur Rede gestellt wird – vor allem nicht, wenn er dafür gesorgt hat, dass seine Tochter in die beste aller Familien einheiratet.« Damit ging er zum Auto und winkte uns, ihm zu folgen. Niemand widersprach.
    Gleich würde der zweite Teil der Hochzeitsfeier beginnen, die Arusi. Sie fand für gewöhnlich im Haus des Bräutigams statt, aber Hajji Abdullah hatte sein prachtvolles neues Haus für die Feier angeboten. Wir saßen dicht gedrängt im Auto. Als wir uns dem Grundstück der Abdullahs näherten, das sich in einem neuen Viertel befand, zeigte Baba lächelnd darauf. »Na, was sagt ihr? Schaut euch dieses Grundstück an. Keine Lehmziegelmauern. Oh nein. Nur Betonblöcke. Seht ihr die farbigen Kacheln am ersten Stockwerk? Dort oben gibt es eine große Veranda mit Blick auf Garten und Berge. All das wurde im Laufe des letzten Jahres gebaut. Seit der Hajji für die Amerikaner arbeitet!«
    »Und du baust jetzt auch für die Amerikaner, Babajan«, sagte Khalid.
    Babas Grinsen war kaum zu übersehen. »Ja. Und meine wunderbare Tochter heiratet heute einen großen Mann.« Er drückte auf die Hupe und lachte.
    Ich bildete mir ein, dass Malehkah verächtlichschnaubte, aber ich konnte ihr Gesicht hinter dem blauen Tschadri nicht erkennen. Das war typisch: Wenn alle fröhlich waren, musste sie immer jedem die Laune verderben. Wie gut, dass sie einen Tschadri trug. Ich wollte nicht, dass sie uns mit ihrer mürrischen Miene ansteckte.
    Wir parkten den Toyota vor dem Grundstück der Abdullahs am Rand der Holperpiste. Dann stiegen wir aus. Ich glättete mein frisch gewaschenes Festkleid und lächelte Zeynab so strahlend wie möglich an. Sie konnte mich nicht sehen, weil das kleine rechteckige Netz in ihrem Tschadri wegen der kunstvoll aufgetürmten Frisur zu hoch hing. Ich nahm sie bei der Hand und führte sie zur Grundstücksmauer. Habib blieb mit offenem Mund stehen und starrte das große Haus an, bis Khalid ihn am Handgelenk mitzog.
    Am Tor klopfte Baba gegen eine bunte Tür. Ich war nicht auf die Person vorbereitet, die nach dem Öffnen erschien.
    »Salaam. Ich heiße euch bei uns willkommen.« Anwar. Er legte beim Sprechen die rechte Hand auf sein Herz und verneigte sich vor meinem Vater und Najib. Er grinste wie immer, wenn er etwas besonders Gemeines angestellt hatte. Dann nahm er uns kurz in Augenschein, wobei sein Blick ein winziges bisschen länger auf mir verweilte. Ich bedeckte meinen Mund mit dem Tschador, während Anwar zurückwich und uns mit einem Wink zum Eintreten aufforderte. »Bitte kommt herein.«
    Alle gingen durch das Tor und Anwar verneigte sich wieder vor Baba. »Wenn Sie mir folgen wollen? Die Männer feiern im Haus, weil es dort kühler ist. Die Frauen können durch diesen Flur zum hinteren Hof gehen.«
    Baba-jan dankte Anwar, der durch einen anderen Flur

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