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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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voranging, schob Najib nach vorn und blieb kurz stehen. »Nimm Khalid und Habib mit, Najib.« Dann sprach er lauter, damit die Jungen ihn hörten. »Mal schauen, ob sie alt genug sind, um sich auf der Feier der Männer zu benehmen.« Nachdem Najib und die Jungen gegangen waren, drehte er sich mit breitem Grinsen zu Zeynab um. »Ich bin ganz in der Nähe und denke an euch. Ich bin sehr stolz, Zeynab.«
    »Tashakor, Baba-jan«, sagte die in ihren Tschadri gehüllte Zeynab und verneigte sich leicht.
    »Kommt.« Malehkah winkte mit ihrem Schleier und ging durch den Flur zum rückwärtigen Hof. »Ich will endlich den Tschadri loswerden und mich setzen. Außerdem wollen wir die Frauen nicht warten lassen.«
    »Warum ist sie ausgerechnet heute so missmutig?«, flüsterte Zeynab.
    Ich neigte mich zu ihr hin. »Vielleicht ist sie nur eifersüchtig.«
    Das Haus der Abdullahs, eine massive, zweistöckige Burg, war vier oder fünf Mal so groß wie unser kleines Zuhause aus Lehmziegeln. Bis auf ein rundes Grün mit einer Palme war der vordere Hof ganz aus Beton. Überall standen Blumentöpfe. Der Hinterhof sah ähnlich aus, war wegen des Gartens aber nur zu einem kleinen Teil betoniert worden. Sein Herzstück bildete ein schöner, runder, bunt gekachelter Springbrunnen mit zentraler Fontäne und vielen kleineren Wasserstrahlen, die vom Rand zur Mitte sprudelten. Wenn Zeynab auch in einem solchen Haus wohnte, war es gut, dass Tahir noch zwei Frauen hatte, denn sie konnte ein so großes Anwesen nicht allein sauber halten.
    »Da seid ihr ja! Komm her, mein kleines Juwel, und lass dich anschauen.« Gulzoma trat aus einer Hintertür auf die steinerne Veranda. Sie trug ein weites blaues Kleid und breitete die dicken Arme aus. Ich wusste nicht, ob sie Zeynab oder mich gemeint hatte. »Legt die Tschadris ab und kommt alle her.« Wir gingen auf die Veranda zu Gulzoma.
    Ich half Malehkah und Zeynab beim Ablegen des Tschadris. Malehkah hatte Probleme wegen ihres Schwangerenbauches und Zeynab befürchtete, ihre Frisur durcheinanderzubringen. Gulzoma hingegen fackelte nicht lange, sondern umarmte Malehkah stürmisch. »Du siehst wunderbar aus, Malehkah. Was für ein schönes Kleid.« Sie trat zurück und stemmte die Hände in die Hüften. »Bist du etwa heimlich bei meiner Schneiderin gewesen? Meena ist sehr begabt. Sie hat mein Kleid extra für diese Hochzeit genäht.« Gulzoma drehte sich im Kreis, um ihr wehendes blaues Kleid vorzuführen. Mir stieg das Blut in den Kopf, als sie von heimlichen Besuchen bei der Schneiderin sprach. Eine Frau wie Gulzoma konnte nicht ahnen, wie begabt Meena tatsächlich war.
    Malehkah wollte etwas antworten, aber Gulzoma wandte sich an meine Schwester. Es war, als wäre Malehkah plötzlich von einem Wind weggepustet und durch Zeynab ersetzt worden. Gulzoma japste und drückte ihre gespreizten Wurstfinger auf ihren ausladenden Busen. Dann strich sie über die Ärmel von Zeynabs langem grünen, mit Spitzen und Glitzerplättchen besetzten Kleid. »Ah. Die Braut. Mir fehlen die Worte.« Ich hatte den Verdacht, dass Gulzoma durchaus ein paar Worte hätte finden können. Stattdessen küsste sie Zeynab aufbeide Wangen. »Du gleichst der Sonne. Der strahlenden Sonne.«
    »Tashakor.« Zeynab verneigte sich knapp.
    »Oooh!«, stieß Gulzoma hervor, als sie meine Hände nahm. Ich hatte zuerst ein schlechtes Gewissen, weil ich Gulzoma von der Braut ablenkte. Aber Zeynabs Lächeln verriet mir, dass sie froh war, Gulzomas Blick entkommen zu sein. »Ooooh, mein Kindchen! Mein kleines Vögelchen!« Sie quetschte mich gegen ihren üppigen Busen. »Wie schön du in deinem Kleid aussiehst. Trotz deines armen, armen Mundes versuchst du, hübsch zu sein.« Sie schob mich eine Armlänge von sich fort. Gut, dass noch keine anderen Gäste da waren, denn ich hasste ihren prüfenden Blick. »Oooooh!« Sie neigte sich zu mir und sagte leise: »Keine Sorge. Ich werde meinen Mann bearbeiten, damit er die Amerikaner dazu bringt, dich doch noch zu operieren.« Sie zog mich an ihre Seite und legte mir einen Arm um die Schultern. »Sie ist ein Vögelchen. Ein kleines Vögelchen. Wir werden dafür sorgen, dass ihr Mund behandelt wird. Ganz sicher.«
    Als sie Luft holen musste, nutzte ich die Gelegenheit und sagte: »Tashakor, Gulzoma. Ich bin Euch sehr dankbar.«
    »Oh, das weiß ich! Das weiß ich sehr wohl. Du süßes, kleines Ding. Du armes Vögelchen.«
    Warum musste sie mich immerzu ›Vögelchen‹ nennen?
    Gulzoma führte uns durch

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