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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Operation gehabt. Wenn dieser Flug ausfiel, würde sie nie stattfinden. Ich betete im Stillen immer wieder um das Gleiche. Großer, allergnädigster Allah, bitte lass den Hubschrauber kommen. Bitte lass den Hubschrauber kommen.
    Wir warteten. Man brachte meinem Bruder eine warme Mahlzeit, aber er aß nur ein paar Kartoffeln. Ich starrte das Essen an. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und ich war froh über meinen Tschador.
    Wir warteten weiter. Immer mehr Soldaten kamen und gingen. Alle waren sehr fröhlich und man schenkte mir Spielzeug und viele Süßigkeiten. Noch mehr Spielzeugautos aus Metall. Plüschtiere. Eine Plastikpuppe mit blonden Haaren und sehr langen Beinen. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, denn ich hatte noch nie so viele Geschenke bekommen. Ich bedankte mich bei den Soldaten, während Captain Mindy die Geschenke in eine Plastiktüte tat. Najib saß die ganze Zeit schweigend und mit gesenktem Blick da. Er sagte nur etwas, wenn man eine Frage an ihn richtete. Ich drückte mich so dicht an ihn, dass ich spürte, wie seine Beine zitterten. Nachallem, was wir früher erlebt hatten, waren wir in Gegenwart bewaffneter Leute sehr unruhig.
    Als die Sonne durch die Fenster schien, fiel mir ein, dass ich mein Morgengebet versäumt hatte. Ich hatte nicht einmal den Muadhin gehört. Wenn die Amerikaner den Ruf zum Gebet in ihrer Basis nicht hören konnten, mussten sie wahrhaft ungläubig sein. Ich wiegte mich hin und her, während ich Allah im Stillen weiter um Vergebung und Unterstützung bat.
    Nachdem Captain Mindy mehrmals Soldaten losgeschickt hatte, um nach dem Hubschrauber zu sehen, meldete sich jemand in ihrem Funkgerät. Shiaraqa stand auf und reckte sich. Ich wusste auch ohne seine Übersetzung, dass der Hubschrauber endlich kam.
    Wir fuhren wieder quer durch die Basis, dieses Mal zu einem Stahltor auf der anderen Seite. Als wir aus dem Pick-up stiegen, konnte ich den Hubschrauber noch nicht sehen, ihn aber in der Ferne hören. Es war ein immer lauter werdendes Flapp Flapp Flapp . Sechs oder sieben amerikanische Soldaten standen mit Waffen und mehreren großen, grünen Säcken bereit.
    Schließlich tauchte der Hubschrauber zwischen den Bergen auf. Er war groß wie ein Lastwagen und hatte zwei Rotoren, einen vorn und einen hinten. Je näher er kam, desto lauter dröhnten sie. Er schwebte erst in der Luft, dann landete er außerhalb des Tores auf einer Betonfläche. Eine große Staubwolke wirbelte auf uns zu. Alle schlossen die Augen, senkten den Kopf und schützten sich so gut wie möglich vor dem herumfliegenden Dreck.
    Nachdem der Hubschrauber gelandet war, packte Captain Mindy meinen Arm und zog mich hin. MeinBruder wurde von Shiaraqa geführt. Ich hätte selbst dann keinen Rückzieher mehr machen können, wenn ich bei dem Gedanken an einen Flug in dieser riesigen Maschine plötzlich Angst bekommen hätte. Ich wurde unter den schwirrenden Rotorblättern durchgezerrt und auf die Rampe gehoben, die in das Innere des Hubschraubers führte. Soldaten eilten hin und her, luden Säcke und Kisten ein und aus.
    Von außen wirkte der Hubschrauber futuristisch und anmutig. Innen gab es bloßliegende Kabel und Metallrohre. Aber ich hatte keine Zeit für einen genauen Blick. Alle setzten sich mit dem Rücken zur Wand auf Stoffsitze, jeweils vier auf jeder Seite. Captain Mindy schloss einen Gurt über meinem Schoß.
    Dann hob der Hubschrauber ab und ich wurde auf den Sitz gedrückt. So etwas hatte ich noch nie erlebt! Ich beugte mich vor, um an Najib vorbeisehen zu können, der sich wiederum nach vorn lehnte, um die Amerikaner im Blick zu haben.
    Als ich aus der hinteren Luke sah, verwandelte sich die Welt: Die weißen Mauern der amerikanischen Basis schrumpften immer weiter zusammen und die großen Fahrzeuge darin wirkten noch kleiner als meine Spielzeugautos. Als der Hubschrauber in Schräglage flog, hatte ich das Gefühl, an einem Seil hin und her zu schwingen.
    Die Wälle der Zitadelle waren der höchste Ort, auf dem ich je gewesen war, aber dort hatte ich genau genommen immer noch festen Boden unter den Füßen gehabt. Nun brauste ich hoch in der Luft in dieser gewaltigen Maschine dahin. Wie konnte etwas so Großes und Schweres überhaupt fliegen? Die winzigen Bauernhöfeund Dörfer erinnerten mich an Inseln in einem Meer aus Sand und Feldern. Nach einer Weile gab es keine Felder mehr, sondern nur noch den Sand und dann die rotbraunen Klüfte des Gebirges.
    Shiaraqa rief Captain Mindy durch den

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