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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Scheinwerfer auf den Klingendraht fielen, wirkte die Basis noch furchterregender und unwirtlicher als beim ersten Mal.
    Sobald wir am Kontrollpunkt vor der Basis standen, ließ Najib die Gebetskette durch seine zitternden Finger gleiten. Ein afghanischer Wächter kam zu unserem Auto, warf einen Blick auf mich und kündigte uns über Funk an. Dann bat er uns, den Motor auszustellen und zu warten. Nach einer Weile sah ich die Scheinwerfer eines Fahrzeugs näherkommen. Ein kleiner Pick-up hielt neben unserem Auto. Captain Mindy und Shiaraqa saßen darin.
    »Salaam, Zulaikha!«, rief Captain Mindy. Najib sah mich an. Ich zuckte mit den Schultern, und wir stiegen aus. »Salaaaaaaam!«, wiederholte sie und hielt meinemBruder die Hand hin. Najib zögerte kurz, dann gab er ihr die Hand. »Wie Name?«, fragte Captain Mindy. Ihr Dari war so gebrochen wie immer. Najib sah mich wieder an.
    »Das ist Captain Mindy«, erklärte ich leise. »Ich glaube, sie will wissen, wie du heißt.«
    Mein Bruder senkte den Blick und sagte: »Najibullah.«
    Captain Mindy lächelte. »Najibullah?« Dann sagte sie etwas auf Englisch.
    Shiaraqa übersetzte. »Sie freut sich sehr, dass ihr die Frage nach dem Namen verstanden habt.« Najibullah zuckte mit den Schultern. Shiaraqa übersetzte erneut. »Sie heißt euch in der Basis Farah willkommen.«
    Captain Mindy hockte sich hin und reichte mir die Hand. Ich schüttelte sie brav. Immerhin hatte sie sich zuerst an meinen Bruder gewandt. Sie lernte wohl langsam dazu. »Tashakor!« Sie klang, als würde sie einem Baby zureden.
    Shiaraqa übersetzte weiter. »Sie sagt, dass sich alle Soldaten hier in der Basis auf diesen Tag gefreut haben.« Er lächelte, schien den Worten der aufgeregten Amerikanerin aber kaum folgen zu können. Er wandte sich an meinen Bruder. »Euer Auto ist hier in Sicherheit. Wir fahren im Pick-up. Ihr könnt hinten sitzen. Captain Mindy und ich sitzen vorn.«
    »Bale«, sagte Najib nur. Er klang wie ich, nachdem Malehkah mit mir geschimpft hatte.
    Wir fuhren los. Als wir uns dem Haupttor näherten, erklärte Shiaraqa, dass die Soldaten so früh am Morgen noch keine Wache schieben würden. Captain Mindy sei zwar verpflichtet, uns zu durchsuchen, fügte er hinzu,aber sie habe keine Lust dazu und vertraue uns. Wir fuhren schnurstracks in die umwallte Basis und hielten nur kurz, damit Shiaraqa das Tor schließen konnte. Schließlich stiegen wir aus und wurden zu einem Gebäude geführt.
    Captain Mindy sagte etwas. »Das ist das schönste Gebäude in der Basis, sagt sie«, übersetzte Shiaraqa.
    Ich musste mich drinnen erst an das grelle Licht gewöhnen. Zu meiner Überraschung war dieser Raum ganz anders als das kleine Behandlungszimmer, in dem ich mich bei meinem ersten Besuch aufgehalten hatte. Hier sah es viel afghanischer aus, denn auf dem Fußboden lagen hübsche Teppiche und neben einem gerahmten Foto von Präsident Hamid Karzai hing die rot-grün-schwarze afghanische Flagge an der Wand.
    Captain Mindy bat uns mit einem Wink, auf einer der Polsterbänke Platz zu nehmen, die einen niedrigen Holztisch umringten. Sie zeigte auf ein Tablett mit verschiedenen Nüssen und sagte etwas, wobei sie bedauernd dreinschaute. Ich drückte den Tschador gegen meinen Mund und hoffte, dass sie keine schlechten Neuigkeiten hatte. Shiaraqa erklärte: »Najibullah kann sich gern ein paar Nüsse nehmen, aber Zulaikha darf vor der Operation nichts essen. Das ist eine Anweisung des Arztes.«
    Ich legte die Hände auf meinen knurrenden Magen. Wie lange würde es bis zur Operation noch dauern? Ich setzte mich dicht neben meinen Bruder, ohne den Tschador vom Gesicht zu nehmen. Captain Mindy beugte sich zu mir hin und sagte etwas. Sie klang aufgeregt und als sie lächelte, krauste sich ihre sommersprossige Nase. Shiaraqa warf ihr einen Blick zu, bevor er übersetzte. »Sie möchte wissen, ob du nervös bist.«
    Ich rutschte auf meinem Platz herum. Dann antwortete ich mit gesenktem Blick: »Bale.«
    Captain Mindy lächelte wieder und ließ uns durch Shiaraqa mitteilen, das Wetter sei gut und der Flug werde wie geplant stattfinden. Offenbar kannte niemand in Farah die genaue Ankunftszeit des Hubschraubers. Manchmal kam er früher, manchmal später. Aber Captain Mindy war guter Hoffnung, dass er kommen werde.
    Nachdem Shiaraqa übersetzt hatte, spürte ich die Nervosität im Magen und befürchtete, mir könnte schlecht werden. Baba und Hajji Abdullah hatten jetzt zum zweiten Mal viel Mühe wegen meiner

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