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Inside Aldi & Co.

Inside Aldi & Co.

Titel: Inside Aldi & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Straub
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bekommt schnell Schwierigkeiten.
    Dabei orientiert sich Edeka letztlich zurück auf seine Wurzeln, die im Unternehmertum liegen. Die Satzung der Genossenschaft regelt, dass genau dieses gefördert werden soll. Heute ist nur noch die Minderheit der Edeka-Beschäftigten durch Betriebsräte vertreten und tariflich bezahlt. Arbeitnehmerorganisationen schwimmen in ihrer, für Einzelhandelsverhältnisse, einstigen Hochburg seit geraumer Zeit die Felle davon.
    Diese sogenannte «Privatisierung» ist oft Lohndumping! Denn Minijobs, Befristungen, Werkverträge und bis zu 40  Prozent weniger Gehalt führen zu teilweise mehr als schwierigen Arbeitsbedingungen», moniert die Gewerkschaft ver.di auf ihrer speziell für Edeka und seine selbständigen Unternehmer eingerichteten Website mit dem etwas gewöhnungsbedürftigen Namen EDEKA nns-besser.de.
    Wenngleich Edeka den Privatisierungskurs nicht mit dem primären Ziel vorantreiben dürfte, Mitbestimmung zu vermeiden und Personalkosten zu senken, resultiert er doch in niedrigeren Löhnen und einem Abbau von Arbeitnehmerstandards. Der Konzern erhöht damit seine Gewinne, reduziert das Risiko und versucht sich im Wettbewerb, der über mehr Handelsflächen, niedrigere Preise und längere Öffnungszeiten ausgetragen wird, besser zu positionieren. Selbständige Eigner legen sich mehr ins Zeug als angestellte Filialleiter, nimmt man an. Insgesamt steigen durch diese Strategie die Erträge, wovon der unternehmenseigene Großhandel profitiert.
    Was sich bei Edeka Privatisierung nennt, heißt bei Rewe übrigens «Partnerschaftsmodell». Allerdings werden bei Rewe deutlich weniger Märkte von selbständigen Kaufleuten betrieben. Während die Selbständigen-Quote bei Edeka in manchen Regionen schon jenseits der 90  Prozent liegt, sind es bei Rewe gerade einmal 30  Prozent. Fraglos sind darunter viele, die ihre Geschäfte ehrbar führen und ihre Angestellten mit Respekt behandeln. Doch die Richtung ist eindeutig, und eine Zahl verdeutlicht schon heute, weshalb die Gewerkschaften aktiv werden: Laut einer ver.di-eigenen Umfrage gibt es in den 8000 von Selbständigen betriebenen Filialen mit 250 000  Beschäftigten, beide Lebensmittelkonzerne Edeka und Rewe zusammengerechnet, gerade einmal 60  Betriebsräte.

[zur Inhaltsübersicht]
    Qualen, Selbstzweifel und ungeheure Wut
    Wie Netto mit «Problemmitarbeitern» umgeht
    «Um 18  Uhr kam der Anruf vom Chef, um 20  Uhr trafen wir uns alle in der Zentrale in Ponholz. Die Atmosphäre war eisig. Wir saßen gebannt auf unseren Stühlen, wahlweise bei Netto-Mineralwasser oder Netto-Apfelschorle, die Köpfe eingezogen. Es ging um Kosten, über Plan liegende Personalkosten. Die wurden brüllend vorgetragen. Wir wurden so lange festgehalten und unter Druck gesetzt, bis wir versprochen hatten, die überzogenen Plankosten wieder hereinzuholen. Die Sitzung ging bis nach Mitternacht. Wer sein Versprechen bis zum Jahresende nicht erfüllt hatte, wurde entlassen», erzählt ein ehemaliger Manager von Netto Markendiscount.
    Es klingt nicht nach einem gemütlichen Beisammensein, das die Führungsspitze da in der Zentrale in Ponholz bei Regensburg ausrichtete. Bereits im September 2010 berichtete die
Wirtschaftswoche
über Veranstaltungen mit ähnlich überschaubarem Geselligkeitswert. Sowohl Netto-Chef Franz Pröls persönlich als auch Vertriebsleiter Rudolf Mauser statteten Filialen regelmäßige Kontrollbesuche ab, Alarmstimmung inklusive. Die Ergebnisse ihrer Visiten, akribisch mit der Digitalkamera festgehaltene Mängel, präsentierten sie, einem der «Vorgeladenen» zufolge, gerne in legendärer Lautstärke samstags ab sieben Uhr früh in der Netto-Zentrale. Das waren die sogenannten «Frühstücke in Ponholz».
    Die Furcht vor den Herren aus der Zentrale und den weniger verbreiteten Widerspruchsgeist nutzte in etwa zehn Fällen ein korpulenter Herr im hellen Trenchcoat bei einer «unangekündigten Überfallübung» aus: der angebliche Revisor aus der Zentrale zückte eine Waffe, und die Mitarbeiter der Filialen kauerten sich wie befohlen auf den Boden, während er das Bargeld plünderte und so insgesamt 200 000  Euro – gleichsam brutto wie netto – erbeutete.
    Ende 2011 betrieb der Discounter laut Geschäftsbericht knapp 4100  Märkte, beschäftigte 65 500  Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Jahresumsatz in Höhe von 10 , 7  Milliarden Euro. Die Plus-Übernahme im Jahr 2008 sowie eine aggressive Expansionspolitik haben Netto in die

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