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Inside Aldi & Co.

Inside Aldi & Co.

Titel: Inside Aldi & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Straub
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Spitzenliga der Discounter katapultiert. Mit «bester Qualität, regionaler Vielfalt und günstigen Preisen» ist die Edeka-Tochter mittlerweile Nummer drei in Deutschland. Mit seinem über 3500  Artikel umfassenden Sortiment und dem «Netto-Erfolgsrezept» konkurriert der Discounter jedoch nicht nur mit Aldi und Lidl, sondern auch mit manchem Edeka-Markt, was intern regelmäßig zu Unruhe führt. Viele Edeka-Kaufleute, denen die «rot-gelbe Ramschbude» letztlich über die genossenschaftliche Struktur mit gehört, profitieren zwar von den Gewinnen, sind aber wenig erfreut über die selbstgemachte Konkurrenz. Und kommen Machenschaften bei Netto ins Gerede, wird der Eignername Edeka automatisch mit genannt.
    So berichtete die
Wirtschaftswoche
in einer Titelgeschichte im Jahr 2010 über die Region Verden, in der die Verkaufsleiter, die meistens sechs bis acht Filialen betreuen, per E-Mail aufgefordert wurden, die jeweils drei problematischsten Mitarbeiter ihres Bezirks zu melden, ergänzt um «von Ihnen geplante Schritte, wie Sie die Freisetzung erreichen wollen». In einem weiteren Schreiben forderte Netto die «Umbesetzung von Problemmitarbeitern in Filialen, bei denen Sie die Unterstützung des Marktleiters haben, um eine Freisetzung zu unterstützen». Das bedeutete offensichtlich eine Aufforderung zum gezielten Mobbing, um unerwünschte Mitarbeiter aus dem Unternehmen zu drängen. Das bestritt der Discounter gegenüber der Zeitschrift jedoch. Der umfassende Bericht löste heftige Reaktionen besonders im Internet aus, die
Wirtschaftswoche
selbst sprach sogar von einem «Online-Aufstand».
    Auch mir liegt eine Reihe von Berichten vor, zum Beispiel:
    «Ich bin Mitarbeiterin von Netto in Ostdeutschland. Regulär arbeite ich von 7 bis 14  Uhr, aber von mir wird verlangt, spätestens um 6  Uhr im Laden zu sein und durchzuarbeiten bis 14  Uhr. Dann kriege ich eine Pause und darf anschließend noch bis 17 oder 18  Uhr weiterarbeiten, kostenlos natürlich. Als ich mich einmal darüber beschwerte, hieß es: ‹Wenn es Ihnen nicht passt, können Sie ja gehen.›» Hier im Osten gebe es schließlich genügend Arbeitslose, erzählt zum Beispiel eine Verkäuferin.
    Anfang 2011 enthüllte eine NDR -Doku den ausufernden Einsatz von geringfügig Beschäftigten, oft zu Löhnen von 6 , 00 oder 6 , 50  Euro pro Stunde, obwohl der Tarifvertrag im Einzelhandel das Doppelte vorsieht. Viele Mitarbeiter, die aus Angst in dem Fernsehbeitrag nur anonym auftraten, monierten extremen Druck und Mobbing, bis hin zum Psychoterror. Sie würden mit langen Mängellisten gegängelt und müssten diese in unbezahlten Überstunden abarbeiten. Im Juli 2013 dokumentierte der MDR noch einmal, wie etwa 30 000 geringfügig Beschäftigte weit unter Tarif entlohnt werden. Netto wies in beiden Fällen die Vorwürfe zurück.
    Im Juni 2012 berichtete das
Hamburger Abendblatt
darüber, wie Lehrlinge und über Bildungsträger geförderte Praktikanten als billige Arbeitskräfte benutzt werden. Außer «Packen, Putzen und Kassieren», sagte eine Betroffene, lerne sie nichts. Netto wollte die Vorwürfe prüfen.
    Anfang Juli 2013 thematisierte
Report Mainz
in der ARD viele unbezahlte Überstunden bei Netto. Mitarbeiter, die aus Angst wieder alle nur anonym aussagten, berichteten von zwei bis drei Stunden Mehrarbeit pro Tag. «Wir mussten es freiwillig machen», sagt eine Verkäuferin im Originalton. Ein Gewerkschafter rechnet aus, dass damit die Bezahlung der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit etwa ein Drittel unter dem vorgesehenen Tarifentgelt liegt. Durch die nicht bezahlten Stunden entgeht dem Fiskus Einkommenssteuer, vor allem aber entgehen den Sozialversicherungsträgern, nach Schätzung eines Experten, zweistellige Millionenbeträge. Netto dementierte im Beitrag mit schriftlichen Stellungnahmen. In einem internen Brief «aus aktuellem Anlass» an alle Mitarbeiter eine Woche nach Ausstrahlung des Berichts nimmt die Vertriebsleitung ein «sehr positives Arbeitsklima» wahr, das sich entwickelt habe. Lediglich Medienberichte versuchten, «diese gute Stimmung schlechtzureden».
    Ein Hauptvorwurf der TV -Doku: Mitarbeiter müssten oft ein, zwei Stunden vor dem offiziellen Arbeitsbeginn in den Läden sein, oft schon um fünf Uhr, und kostenlos vorarbeiten. Netto schreibt in dem internen Brief, man erkenne gesetzliche und tarifliche Regelungen «grundsätzlich» an, und: «Grundsätzlich ist der Arbeitsbeginn auf 6 .30  Uhr festgelegt.»
    Ich erhielt das

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