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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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die Verbindung zu WikiLeaks zu unterhalten, überließ Topiary während der folgenden Tage Sabu. Assange besuchte das Chatnetzwerk von LulzSec während der nächsten Wochen noch vier oder fünf Mal.
    Topiary ließ den #IceLulz-IRC-Kanal auf seinem Laptop geöffnet und hielt ihn auch offen. Bald schon wurde dieser aber zu einem von 30 anderen Kanälen, die seine Aufmerksamkeit erforderten, zu einer von vielen Seiten, auf denen rote Textzeilen blinkten.

Kapitel 23: Ende mit Schrecken
    LulzSec hatte inzwischen so an Bedeutung gewonnen, dass es Anonymous und seinen Ursprung 4chan aussehen ließ wie harmlose Witzbolde. Auf 4chan wollte kaum jemand über die Splittergruppe reden. »LulzSec ist niemandem ein Posting wert«, meinte William. »Die Kerle holen sich den Ruhm für Dinge, für die wir sonst beachtet wurden.« Irgendwann legte Topiary einen /b/-Thread an und fragte die Runde, was sie von LulzSec hielten. Er bekam eine Fünfzig/fünfzig-Antwort, und der Thread war bei dreihundertfünfzig Beiträgen, bevor er ein paar Minuten darauf verschwand. Als Topiary bestätigte, dass die ersten Posts vom LulzSec-Twitterfeed stammten, geriet das Board in Aufruhr.
    Die Newfags aber, stets darauf erpicht, an einem auf 4chan organisierten virtuellen Überfall teilzunehmen, waren verärgert, dass LulzSec ihrer Site die Schlagkraft raubte, und wollten dem neuen Meister der Internet-Disruption eins auswischen. Als Topiary und Ryan auf /b/ einen Thread entdeckten, in dem zur »Jagd« auf die LulzSec-Hacker aufgefordert wurde, waren die vom Board – die nichts so hassten, als wenn Leute von draußen von ihrer Existenz wussten – die Nächsten, die dumm aus der Wäsche guckten.
    »Geht alle auf /b/ und postet über Boxxy. LulzSec schickt euch, und Triforce«, befahl Topiary den Twitter-Followers. Er versprach als Gegenleistung, mehrere Tausend ausgewählte E-Mail-Adressen und Kennwörter zu veröffentlichen, verschwieg dabei aber, dass diese aus seiner privaten Sammlung stammen würden. Dass man 4chan verfolgte, hieß nicht, dass man es auf Anonymous abgesehen hatte, wie man in einigen Blogs lesen konnte. »Wir erklären ja auch nicht den USA den Krieg, weil wir in einen Cheeseburger getreten sind«, kommentierte Topiary.
    Das Imageboard wurde rasch von LulzSec-Fans überrannt. »LulzSec liefert zuverlässig wie immer«, twitterte der Account. »62.000 E-Mail-Passwörter nur für euch. Viel Spaß.« Innerhalb von zehn Minuten wurde Topiarys Datenbank 3.200 Mal heruntergeladen, und die Leute nutzten sie, um beliebige Accounts bei Facebook oder World of Warcraft zu hacken. Jemand entdeckte eine E-Mail- und Passwort-Kombination, die zudem für ein Xbox-Konto, PayPal, Facebook, Twitter, YouTube und »die ganze Palette!« galt, wie er bei Twitter verkündete: »JACKPOT.« »Dank euch kann ich das Facebook-Profil von meinem Zimmergenossen unwiederbringlich zerlegen«, erklärte jemand anders. »Tut gut, so ein erfrischendes Gemetzel zu sehen«, teilte Topiary der Horde mit, die er inzwischen als »Lulz-Lizards« (Echsen) bezeichnete.
    Ihre erklärten Feinde dagegen waren »Peons« (Tagelöhner). »62.000 veröffentlichte Account-Kombinationen sind eine schöne Beute, die jetzt kreative Köpfe durchforsten können. Das muss man sich vorstellen, als bohre man einen gewaltigen Minenschacht .« Schon bald hatten mehr als 40.000 Leute die Datenbank heruntergeladen und hackten damit alle möglichen Social-Media-Accounts.
    Die 220 .000 Twitter-Followers von LulzSec waren für Topiary ebenso Community wie Publikum. In den kommenden Tagen riss er auf Twitter ununterbrochen Scherze und twitterte der Presseabteilung des FBI: »Wir haben euch in die Cornflakes gepisst.« Dazu beantwortete er Anfragen zur Lahmlegung kleinerer Websites und lotste die Twitter-Followers zu einem lustigen Video, in dem alle sehen konnten, wie die Site zusammenbrach.
    Alle, die Topiary schon einmal begegnet waren, konnten kaum eine Ähnlichkeit zwischen der wirklichen Person und der überheblichen Stimme erkennen, mit der er als Frontmann von LulzSec sprach. Das Ganze war eine Show, und für ihn war es eine Rolle. Manchmal versuchte er, wie Sabu oder Kayla zu klingen, damit es so aussah, als würde mehr als eine Person den Feed bedienen, aber meistens sprach er für den Mann mit Monokel und Zylinder. Und Dutzende fragten an, wie sie mitmachen könnten.
    »Wir bekommen viel Aufmerksamkeit«, teilte Topiary seinem Kernteam verschworen mit, »und viele wollen sich uns

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