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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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gekommen?« »Ich bin ein Hacker«, brüstete sich William. »Ich werde in deine Accounts bei Facebook und bei Photobucket einbrechen. Ich werde sämtliche Fotos von dir, die ich online finde, runterladen und weiterverbreiten.« Er fasste sich kurz, um bedrohlich zu wirken. »Was muss ich machen, damit du’s nicht tust?«, fragte sie, offenbar zu allem bereit, um die Veröffentlichung ihrer Fotos zu verhindern.
    William grinste. Seine jahrelange Erfahrung im Hacken der Internet-Accounts von Frauen sagte ihm, dass sie definitiv Nacktfotos hatte, die sie als Lösegeld einsetzen wollte. »Gib mir alle Nacktaufnahmen von dir, und ich verhindere, dass irgendjemand anders deine Accounts hackt«, schrieb er. »Im Moment versuchen das gerade ein paar Dutzend Leute.« Jen hatte keinen Grund, ihm zu misstrauen, und schickte ihm die Adressen und Passwörter. »Nimm dir, was du willst«, schrieb sie dazu.
    Jen hatte etwa dreihundert Bilder auf Photobucket, die meisten von Freunden und Familienmitgliedern; Strandfotos; die Familie in einem Ruby-Tuesday-Restaurant, alle hielten den erhobenen Daumen in die Kamera. Und etwa siebzig Nacktfotos. William lud sie eines nach dem anderen für seine Privatsammlung herunter.
    »Schon fertig«, meldete er sich über die Chat-Funktion von Jens Facebook-Seite. »Schön, dass du so kooperativ warst. Es hätte viel schlimmer kommen können.« Er riet ihr, die Datenschutzeinstellungen auf Facebook zu verschärfen und vor allem die Sicherheitsfrage zu deaktivieren. Mit der Sicherheitsfrage kann man auf vielen Accounts an sein Passwort kommen, wenn man es vergessen hat. Man muss eine vorher festgelegte Frage beantworten, meistens in der Art von »Wie hieß Ihr erstes Haustier?« Ein böswilliger Angreifer kann die Antworten auf solche Fragen mit etwas Smalltalk leicht herauslocken, sich damit einloggen und so an das eigentliche Passwort gelangen. Diesmal warnte William sein Opfer davor, anstatt es selbst zu tun.
    Kaum eine Stunde später hatte Jen ihm sein seltsames Verhalten schon vergeben. Der »Hacker«, der sie vor einer großen Peinlichkeit gerettet hatte, interessierte sie sogar ziemlich. Die beiden unterhielten sich freundlich und harmlos über Dinge wie Facebook und ihre Freunde. Dann kam William eine Idee. »Wenn du willst, kann ich rausfinden, wer dein Foto auf 4chan gepostet hat.« Jen war einverstanden. »Wenn du ihn findest, schicke ich dir noch ein paar Bilder – nur für dich.« »Wen hast du auf deinem Facebook-Account blockiert?« »Insgesamt sechs Leute, glaube ich.«
    William sah sich ihre Profile an. Inzwischen war es sechs Uhr morgens. Als sein Blick auf das Foto eines Joshua Dean Scott fiel – ein unrasierter, verächtlich dreinschauender Mann mit Augenbrauenpiercing und löchrigem Jeanshemd –, wusste er sofort, dass er der OP von 4chan sein musste. Er sah wirklich gemein aus. Eine lächelnde Frau mit Punkfrisur, die auf mehreren Fotos auftauchte, war wahrscheinlich Joshs Verlobte. Von seinem fiktiven Kaylie-Account aus, komplett mit dem Porträt einer lächelnden Frau und hundertdreißig echten Freunden, schrieb William eine Nachricht an Josh: »Hallo, OP.« Er klickte auf »Senden«.
    Dann schrieb er weitere Nachrichten an sechs Facebook-Freunde von Josh, die er willkürlich ausgewählt hatte, und fragte, ob jemand ein Hühnchen mit Josh zu rupfen habe und ihm vielleicht helfen wolle. Einer von Joshs Kumpels, ein Mann namens Anthony, meldete sich. William erklärte, was Josh auf 4chan versucht hatte – dass er sich an einer Frau rächen wollte, indem er /b/ als Privatarmee missbrauchte. Wie sich herausstellte, war Anthony selbst ein langjähriger 4chan-User und zeigte sich empört über Joshs Bruch der Etikette.
    »Ich helfe dir«, schrieb Anthony, »er hätte das nicht tun sollen«, und gab William Joshs vollen Namen, die Mobiltelefonnummer und den Wohnort. Manchmal bestand Social Engineering einfach nur darin, dass man freundlich um etwas bat. William fing an, weitere Nachrichten an Josh zu senden. In der ersten stand Joshs Wohnort, in der nächsten die Mobiltelefonnummer. Er unterschrieb mit »Anon«, um Josh glauben zu machen, er habe es mit einer ganzen Gruppe von Gegenspielern zu tun. Josh schrieb ziemlich schnell zurück und flehte um Gnade. »Bitte hackt mich nicht«, bat er. William schrieb ihm, was er tun musste, um das zu verhindern: Als Erstes sollte er ein Foto von sich selbst schießen, auf dem er in einer Hand ein Schild »Ich bin Jens Sklave« in die

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