Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)
Angriffe der Freiwilligenteams eine neue arabische Webseite. Angetrieben wurden sie von den Schwachstellen, die sie überall entdeckten, vom neu entdeckten Gemeinschaftsgefühl – und von der Aufmerksamkeit der Medien.
Besonders Kayla setzte sich unermüdlich ein, aber nicht nur, weil sie die Revolution unterstützen wollte. Die Hackerin hatte ein geheimes Abkommen mit jemandem, der behauptete, zu WikiLeaks zu gehören.
Kapitel 10: Begegnung mit dem Ninja
Während der Nahostkampagne von Anonymous Anfang Januar 2011 war Topiary mit der Organisation der Angriffe, dem Schreiben von Defacement-Erklärungen im Chatroom #propaganda und der Beantwortung von Journalistenfragen in #reporter beschäftigt. Mit #command war nicht mehr viel anzufangen – es gab zu viele Moderatoren und zu viele Streitereien. In jedem PR-Chatroom waren etwa zwanzig Anons anzutreffen, die meisten begabte Autoren, die bereits Presseerklärungen für Anonymous verfasst hatten. Hin und wieder sprach Topiary mit Tflow, der in #propaganda vorbeischaute, um eine Defacement-Erklärung abzuholen; schon kurz darauf konnte Topiary dann seinen Text auf einer amtlichen simbabwischen Webseite bewundern. Durch die Hilfe eines französischen Anon gab es bald sogar eine französische Fassung.
Topiary gefiel es, den Journalisten die Arbeit von Anonymous zu erklären und Defacement-Erklärungen zu schreiben, die Besucher und Betreiber einer Webseite entsetzten. Außerdem machte es Spaß zu lernen, wie man mit den Medien umging, um sie für eine Story zu interessieren, oder ihnen exklusive Informationen anzubieten. Er fragte sich, ob die Autoren und Sprecher in der Welt außerhalb des Kollektivs zu den einflussreicheren Anonymous-Mitgliedern gehörten. Schon bald wurde er in immer mehr verborgene Chatrooms eingeladen. Am 2. Januar bekam er eine wichtige Aufforderung, diesmal von Tflow.
Sabu war dabei, über einen einheimischen Freiwilligen die Seite des tunesischen Premierministers zu kapern, und brauchte schnell eine gute Defacement-Erklärung. »Wir hacken gleich die wichtigsten Webseiten der tunesischen Regierung«, schrieb Tflow an Topiary. »Kannst du die Defacement-Botschaft schreiben?« Topiary war sofort angetan. Es war das erste Mal, dass ihn jemand in einen bevorstehenden Hackerangriff einweihte. Eifrig besprach er mit Tflow den zeitlichen Ablauf des »Deface«, wie sie es nannten, und dann schrieb Topiary seine übliche bedrohliche Nachricht an das Unterdrückerregime in Tunis.
Während der Angriff lief und die Botschaft hochgeladen wurde, gaben Topiary und Tflow im Haupchatroom von AnonOps einen Live-Kommentar ab, um das Fußvolk ein bisschen zu begeistern.
Als alles vorbei war, überraschte Tflow Topiary mit einer erneuten Einladung in #InternetFeds. Er traute Topiary die Zusammenarbeit mit einigen der besten Hacker von Anonymous zu. Sie kannten Topiary nicht, aber langsam wurden sie auf ihn aufmerksam.
Im Laufe des folgenden Monats wurden Sabus Hackerangriffe und Topiarys Botschaften zu den Speerspitzen der Anonymous-Attacken auf die Regierungen von Libyen, Ägypten, Simbabwe, Jordanien und Bahrain. Anonymous defacete die Seiten nicht nur, sondern veröffentlichte auch E-Mail-Adressen und Passwörter der Regierung. Auch in anderen Teilen der Welt fanden Angriffe unter dem Namen Anonymous statt; zwei irische Hacker defaceten die Webseite der größten irischen Oppositionspartei Fine Gael. Dieser Ausbruch revolutionärer Aktivität ließ Anonymous plötzlich weniger wie einen Haufen gelangweilter Witzbolde und mehr wie eine echte Aktivistengruppe aussehen.
Am 5. Februar erhielt Topiary über das AnonOps-IRC-Netzwerk eine weitere private Nachricht von Tflow. Dieses Mal wurde er in einen noch geheimeren Chatroom eingeladen, zu dem nur ein harter Kern der Teilnehmer aus #InternetFeds Zugang hatte. Als Topiary sich einloggte, hatte er vergessen, ein Scherz-Skript in seinem Chatprogramm zu deaktivieren, das er geschrieben hatte und jetzt mitlaufen ließ. Es loggte jeden Teilnehmer aus dem Chatroom aus, der nicht in mindestens achtzig Prozent Großbuchstaben schrieb. Der erste Wortwechsel mit Sabu endete daher damit, dass dieser aus dem Chatroom flog. Topiary war es sehr peinlich. Er entschuldigte sich hastig und deaktivierte das Skript. Doch Sabu nahm es ihm nicht übel, und die fünf Anwesenden – Topiary, Sabu, Kayla, Tflow und Q – kamen schnell ins Gespräch. Es ging um HBGary und Aaron Barrs Artikel in der Financial Times.
Topiary schaffte
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