Inside Girl
Während sie so dahinspazierte, dachte sie wieder an seinen Besuch heute und was er bedeutete. Was sollte er schon bedeuten? Er war nur höflich gewesen und hatte sich nach ihrem Befinden erkundigt. Aber irgendwie war mehr dahinter, schließlich musste er das nicht, nachdem sie länger keinen Kontakt gehabt hatten. Die Gefühle, die sein Erscheinen in ihr geweckt hatten, konnte sie schwer einordnen. Eine Mischung aus Freude, Verzweiflung, Verliebtheit und Verrücktheit. Ja, es war verrückt, aber sie wollte tatsächlich wieder seine Gespielin sein. Die Erotik zwischen ihnen war wie ein Feuer gewesen, das sanft gelodert hatte. Sie wollte es wieder, wollte es neu entfachen. Sie würde sich ihm hingeben, mit aller Kraft, die sie hatte. Er würde süchtig nach ihr werden. Denn sie, sie war schon süchtig nach ihm. Ja, so war es, musste sie sich eingestehen, während sie die Dünen entlangstapfte. Das zuzugeben, erfüllte sie mit einem Gefühl der Erleichterung. Warum sich noch länger etwas vormachen? Sie war in ihn verliebt, das wusste sie seit der letzten Begegnung, bevor er die Geschäftsbeziehung beendet hatte. Sie machte sich nach wie vor keine Hoffnungen auf ein Happy End, dazu war sie zu realistisch. Aber warum nicht die Zeit mit ihm auskosten, bis es wirklich zu Ende war? Sie konnte keine Beziehung mit jemandem eingehen, dazu mochte sie ihren Job zu sehr. Und er würde nicht zu ihr stehen. Lage somit klar. Zufrieden mit ihren Schlussfolgerungen kehrte sie um, um zu ihrem Auto zurückzugehen. Mittlerweile war sie schon eine halbe Stunde unterwegs. Wenn sie nach Hause kam, wollte sie Sandy anrufen, um ihr von den neuesten Entwicklungen zu erzählen.
Als sie sie später am Telefon hatte, kreischte sie vor Überraschung wegen der Neuigkeiten zu Colin.
„Er steht auf dich, das ist doch wohl klar. Er hat gesagt , dass er dich vermisst. Oh mein Gott!“
„Ja, ich bin auch total hin und weg. Er war so süß!“
„Das kann ich mir vorstellen. Ich hab ihn neulich wieder im Fernsehen gesehen. Ein echter Leckerbissen, Jade, meine Güte. Wenn ich daran denke, dass du Sex mit ihm hattest, wird mir ganz heiß.“ Sie kicherte wie ein kleines Schulmädchen. Jade hatte, entgegen ihrer Vorsätze, Colins Identität preisgegeben. Aber sie vertraute Sandy, schließlich hatten sie denselben Job und auch Sandy musste über vieles Stillschweigen geloben.
„Was glaubst du, wie es mir geht.“ Jade lachte.
„Das müssen wir feiern. Es wird sowieso Zeit, dass du dich ausgräbst aus deinem selbstgewählten Versteck zu Hause. Du musst wieder mehr raus und leben. Ich weiß, wie schlimm das Ganze mit diesem Drecksack war, aber es ist gut ausgegangen und du kannst jetzt wieder nach vorne blicken.“
Jade nickte. „Du hast Recht. Es geht mir ja auch wirklich schon wieder gut. Ich habe die Sache schon fast vergessen, außer wenn ich morgens vor dem Spiegel stehe.“
„Das wird schon. Was hältst du davon, wenn wir am Wochenende zu Wolfgang Puck gehen?“
Wolfgang Puck war ein österreichischer Starkoch, dessen gleichnamiges Restaurant in Los Angeles sehr bekannt war. Sandy und sie gingen oft dorthin , um sich ein saftiges Steak zu gönnen.
„Ja, super Idee. Ich bin dafür. Und weißt du was, ich kaufe mir neue Klamotten, extra für den Anlass.“
„Coole Idee, lass uns zusammen shoppen gehen. Gleich morgen?“
„Geht klar. Komm doch zum Frühstück zu mir und dann ziehen wir los.“
„Ja gerne. Also, bis dann, ich komme gegen zehn Uhr, okay?“
„Passt. Küsschen.“
Jade musste schmunzeln über Sandy. Sie war die gute Laune in Person. Das liebte sie so an ihr. Mit ihr gab es kein Trübsal blasen. Sie sah in jeder noch so schlechten Situation auch immer etwas Positives.
Am nächsten Tag fuhren sie nach dem Frühstück ins Hollywood & Highland Center. Dort gab es einige tolle Boutiquen, in denen Jade immer passende Kleidung für jeden Anlass fand. Sie erstand eine mit Straßsteinen verzierte Jeans, eine weiße Bluse im Carmenstil und zum Ausgehen ein rotschwarzes Kleid in Knielänge. Sie wollte dazu rote High-Heel-Sandalen und sie gingen noch in ein angesagtes Schuhgeschäft, wo sie diese auch wirklich fand. Sandy kaufte auch einiges und so gingen die beiden Freundinnen gut gelaunt in eine Weinbar, um dort auf die Einkäufe anzustoßen. Das Rausgehen tat Jade sehr gut und sie war froh, wieder einigermaßen normal unter Leuten sein zu können. Bald würde sie auch wieder arbeiten. Sie wollte sich noch eine Woche
Weitere Kostenlose Bücher