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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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Ende reichten aber die Beweise nicht aus. Sein Staranwalt Götz v. F. handelte einen Deal aus. Das heißt im Klartext: Nach einer Geldzahlung an die Staatskasse stellte die Justiz das Verfahren ein. Nur einmal reichten bisher die Beweise. Ende 2001 verurteilte das Landgericht Hannover Frank H. wegen gefährlicher Körperverletzung zu dreieinhalb Jahren Haft. Bei internen Streitigkeiten hatte er einen Hells Angel seines eigenen Charters verprügelt und lebensgefährlich verletzt.«
    »Ich hab von der Geschichte gehört ...«
    »Beim Boxtraining?«, unterbrach ihn Uwe schmunzelnd.
    »Ja, wo sonst!? Es betraf ein Hells Angels (HA) Member, das selbst mehrere Puffs besitzen soll. Es soll ein Typ mit ziemlich großer Klappe sein. Er nervte den Big Boss wohl so penetrant, dass dieser ihm eine ordentliche Abreibung verpasst hat.«
    »Abreibung? Na ja, der Typ war reif für die Intensivstation und hat die Schläge wohl nur wegen seiner robusten körperlichen Konstitution überlebt. Immerhin war er selbst Bodybuilder und Karatemeister.
    Diese unverhoffte Gelegenheit ließ sich die Staatsmacht natürlich nicht entgehen, das Strafmaß war hart und hoch. Es sollte den Rockerboss abschrecken und vor Augen führen, dass auch ihm lange Gefängnisstrafen drohen, wenn er seinen eingeschlagenen Weg weiterführen sollte.
    Aber was ist danach geschehen? Hat er sich dadurch beeindruckt gezeigt oder geläutert? Hat er öffentliche, pressewirksame Auftritte vermieden? Mitnichten. Er hat seine Gefängnisstrafe abgesessen und dann mit gestiegener Reputation in der Szene dort weitergemacht, wo er aufgehört hatte. Er hat seine Macht weiter ausgedehnt und noch verfestigt. Als der Rockerkrieg in Deutschland zwischen den Bandidos MC und den Hells Angels MC in den letzten Jahren eskalierte und Tote auf beiden Seiten zu beklagen waren, gewährte er zahlreichen Reportern sogar Interviews.
    Als ob das Gewaltmonopol des Staates für ihn und seine Jungs nicht existierte, inszenierte er einen Friedensgipfel mit dem Bandidos-MC-Chef Peter M. Von Dutzenden Fernsehkameras in alle Wohnzimmer der Republik übertragen, demonstrierte er der Öffentlichkeit und dem Staat, wer wieder Ruhe und Ordnung auf Deutschlands Straßen herstellte. Nicht die Polizei, sondern die Rocker selbst. Die Höllenengel annektierten offiziell das staatliche Gewaltmonopol und brachten diese Kampfansage live auf die Flachbildschirme der Nation. Eine Blamage, ja eine Demütigung für den Staat und seine Ermittlungsbehörden. Er forderte den Staat mit diesem Verhalten regelrecht heraus. Er erzwang geradezu eine Reaktion, einen öffentlichen Gegenstoß. Frank H. wurde auf diese Weise auch zum Symbol eines schwachen, eines scheinbar wehrlosen Staates. Die Innenminister der Länder ließen dies natürlich nicht lange auf sich sitzen. Sie waren es leid, bei Pressekonferenzen von Journalisten vorgeführt und der Untätigkeit bezichtigt zu werden. Erst versteckten die höflicherweise diese Vorwürfe noch zwischen den Zeilen, aber nach der Häufung der Vorkommnisse und der Schwere der Straftaten nahm die Journaille keinerlei Rücksicht mehr.«
    Christian: »Ja, ja die liebe Presse ...«
    Uwe: »Die Minister reagierten so, wie Politiker immer reagieren. Sie reichten den Ärger und Druck an ihre Behördenleiter weiter und die wiederum an ihre Untergebenen. Gleichzeitig wurde der polizeiliche Fokus neu ausgerichtet und das Budget in die gewünschten Bereiche umgelenkt. Personal, Logistik und finanzielle Ressourcen, um gegen Outlaw Motorcycle Gangs (OMCGs) vorzugehen, standen nun in ausreichendem Maß zur Verfügung. In Deutschland rechnet man den OMCGs vier Motorradclubs zu: Hells Angels, Bandidos, Gremium und Outlaws. Unsere Arbeitgeber werfen diesen Vereinigungen vor, sich bewusst außerhalb der Gesetze zu bewegen. Laut Interpol (International Criminal Police Organization) gehören die OMCGs zu den gefährlichsten und am schnellsten expandierenden Banden innerhalb der weltweit agierenden organisierten Kriminalität. Interpol mit Sitz im französischen Lyon bringt diese Rockergruppierungen mit dem halben Strafgesetzbuch in Verbindung: Prostitution, Drogen, Schutzgeld, Glücksspiel, Menschen- und Waffenhandel. Aus diesem Grund häufen sich die Einsätze in diesem Bereich. Und die Politik fordert endlich Ergebnisse. Interpol hat auch auf die Parallelen zwischen der heutigen Situation in Deutschland und dem skandinavischen Rockerkrieg Mitte der 90er-Jahre Jahre in Dänemark, Schweden und Finnland

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