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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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ein bundesweites Verbot der Bruderschaft münden könnten. Dieser Auftritt in Hannover würde dann sicherlich auch als ein entscheidender Beleg für eine landesweite Struktur der Rocker dienen.
    Noch scheut der Staat den Gang nach Karlsruhe und das Risiko eines blamablen Scheiterns so wie im Fall des NPD-Verbotsverfahrens. Aber was genau hält ihn davon noch ab? Verfügen LKA und weitere Dienststellen mittlerweile vielleicht über so viele V-Männer in der Rockerwelt, die sie nicht gefährden und offenlegen wollen?
    Interessant wäre dieses Verfahren auf jeden Fall, dann würden alle Ermittlungen und Erkenntnisse über die Hells Angels auf dem Richtertisch des Bundesverfassungsgerichts liegen, und das wäre bestimmt eine beeindruckende Sammlung.
    Der Kampf um Macht und Geld würde von Deutschlands Straßen in den Gerichtssaal getragen werden. Den Ausgang dieser Konfrontation zwischen den Rockern und dem Staat entschieden nicht mehr Schusswaffen, Messer und tätowierte Muskelberge, sondern Rechtsanwälte und Juristen. Und egal, wie die juristische Auseinandersetzung ausgehen würde, auch wenn sie Jahre dauern und viel Geld kosten würde, für diese Zeit dürfte in den Rotlichtbezirken der Großstädte Ruhe herrschen. Vielleicht wäre das der Anfang vom Ende der Macht der Rocker.«
    »Ich glaube eher, dass das Gegenteil eintreten würde«, bemerkte Christian. »Verteilungskämpfe und neue Gruppierungen würden die Amüsierviertel der Städte überfluten. Viertel, die größtenteils befriedet und aufgeteilt sind und gut funktionieren. Die Folgen könnten dann drastischer sein als die des bisherigen Rockerkriegs. Denn bei aller archaischen Gewalt, die unter den Rockern herrscht, bis jetzt trafen die Gewaltakte nur ihr eigenes Milieu oder in Einzelfällen einschreitenden Polizisten. Unbeteiligte, Frauen und Kinder waren meines Wissens noch nicht unter den Verletzten. Wer weiß, ob dies so bliebe, wenn neue Banden – welche auch immer – in das entstehende Machtvakuum stießen. Schlimmer kann es schließlich immer werden.
    Man sollte ferner auf keinen Fall vergessen, dass auch eine Polizeibehörde jeden Euro nur einmal zur Verfügung hat. Das LKA und andere Dienststellen erhalten ja keinesfalls mehr Geld und Personal, es erfolgt lediglich eine Umschichtung. Die jetzt drei- und vierfach erhöhten Anstrengungen im Rockermilieu fallen dann in anderen Bereichen ganz weg.«
    Markus schaltete sich in die Diskussion ein: »Genau die Gefahr, dass an anderen Stellen zu wenig Mittel und Personal zur Verfügung stehen, sehe ich auch. Im Rauschgiftdezernat landet man, wenn es um größere Mengen und mafiöse Strukturen geht, fast ausschließlich bei türkisch-arabischen Familienclans. Da existiert dieser kurdisch-libanesische Miri-Clan. 15 000 Angehörige sind in den Achtzigerjahren aus dem Südosten der Türkei als vermeintliche Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Libanon nach Deutschland eingewandert. Nicht jedoch, bevor sie ihre Pässe weggeschmissen und sich neue Identitäten erschlichen hatten. Die leben jetzt hauptsächlich in Bremen, Berlin und Essen von staatlichen Transferleistungen und kriminellen Aktivitäten. Allein von den 2600 in Bremen lebenden Miris liefen schon gegen 1200 polizeiliche Ermittlungen. Darunter fallen auch fast 70 Intensivtäter, die es auf über 100 bis 120 Straftaten bringen – pro Person. Der Clan steht außerdem hinter der Gründung des Chapters der Mongols MC in Bremen und positioniert sich damit in direkter Konkurrenz zu dem schon bestehenden Charter der Hells Angels.
    Das Rauschgiftdezernat schätzt, dass diese Sippe, die den Bremer Rauschgiftmarkt beherrscht, allein damit einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro erzielt. Ein Bremer Kollege erzählte mir, dass sich die Herren überwiegend in hoch motorisierten Sportwagen fortbewegen, obwohl sie sämtliche Sozialleistungen, welche die unterschiedlichen Behörden offerieren, kassieren: Wohngeld, Heizungs- und Bekleidungszuschüsse und Kindergeld für 800 Clan-Kinder. Ihre Rechtsanwälte zuzüglich der erforderlichen Dolmetscher werden selbstverständlich auch vom deutschen Steuerzahler bezahlt. Etwa zehn Millionen Euro Sozialtransfers beziehen sie so jährlich neben ihren kriminellen Geschäften ganz offiziell.«
    Christian: »Genau so ist es, aber davon wollen Politik und Presse nichts wissen. Abgeschoben kann und wird so gut wie niemand von denen. Erstens gelten sie ohne Papiere als Staatenlose – mittlerweile erhalten jedoch immer mehr von ihnen

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