Inside Polizei
während seiner Arbeit über viel Zeit zu verfügen. Welcher populistische Vorschlag fällt als Nächster? Sippenhaft und Verurteilungen ohne Gerichtsprozesse? Ein individueller Schuldnachweis scheint nicht mehr vonnöten, die Clubzugehörigkeit reicht für Zuchthaus bei Brot und Wasser schon völlig aus. Fehlt nur noch, dass man Hells-Angels-Mitgliedern pauschal das Harleyfahren verbietet und deren Nachwuchs aus Kindergärten und Schulen ausschließt.«
»Du, ich glaube, so abwegig ist dies alles gar nicht«, warf Uwe ein. »Ich habe erst vor Kurzem mit einem Polizeikumpel aus Hannover telefoniert, der war außer sich. In Hannover wurde jedem Polizeibeamten nahegelegt, das Rotlichtviertel am Steintor wegen der dortigen Dominanz der Hells Angels anlässlich privater Feierlichkeiten zu meiden.«
Christian: »So weit sind wir schon gekommen, jetzt darf man als Polizist schon keine Titten-Bars oder Puffs mehr besuchen. Und das bei den vorliegenden Scheidungsraten im Polizeiapparat. Wahrscheinlich muss man sich bald auch noch jede Masturbationshandlung behördlich genehmigen lassen.«
Lautes Lachen schallte durch die Runde und verscheuchte den aufgestauten Ärger, ein Schluck gekühltes Bier half ebenfalls, gänzlich verschwinden wollte der schale Nachgeschmack jedoch nicht. Markus, der Rauschgiftermittler, ergriff wieder das Wort: »Tja, die nächsten Jahre werden für die Höllenengel kein Zuckerschlecken werden, so viel steht fest. Dieses Engagement, diese finanziellen und personellen Ressourcen würde ich mir bei der Verfolgung von türkisch-arabischen Familienclans wünschen, die den harten Rauschgiftmarkt in Deutschland seit Jahrzehnten beherrschen. Doch da herrscht Flaute, eine wirkliche, eine kompromisslose Polizeiarbeit wird dort verhindert. In Berlin dominieren sechs arabische Großfamilien den Drogenhandel, das sind libanesisch-kurdische Familien mit jeweils bis zu 500 Mitgliedern. In der Hauptstadt sind 64 000 Menschen aus Staaten der Arabischen Liga gemeldet plus über 160 000 Bewohner türkischer Abstammung. In den betroffenen Familienclans liegt die Kriminalitätsrate deutlich über jedem Vergleichswert. Obwohl die schwer kriminellen Clans überwiegend über kein geregeltes Einkommen verfügen, scheinen die Einnahmen abseits von Sozialtransfers kostspielige Autos und namhafte Berliner Strafverteidiger zu ermöglichen. Der SPD-Innensenator gibt noch zu, dass sich Teile dieser Familien durch totale Abschottung der Integration entzogen hätten, aber sein dringendster Appel richtet sich darauf, diese arabischen Familienclans nicht unter einen pauschalen Generalverdacht zu stellen.
Die Berliner Kollegen sind davon überzeugt, dass die Clans ihre Haupteinnahmen mit Drogen- und Waffenhandel, Prostitution und Schutzgelderpressung erzielen. Der spektakuläre, millionenschwere Einbruch im Luxuskaufhaus KaDeWe und der Diebstahl von Juwelen und Uhren wird genauso diesen Kreisen angelastet wie der Überfall auf das Pokerturnier im ›Grand Hyatt Hotel‹. Die dilettantischen Jungkriminellen wurden zwar bald gefasst, aber dies gilt nicht für die Hintermänner und den Großteil der 242 000-Euro-Beute, die beide in einem türkisch-arabischen Familienclan vermutet werden. Doch trotz dieser Erkenntnisse spricht sich der Innensenator im rot-rot regierten Berlin gegen eine schwerpunktmäßige Bekämpfung krimineller arabischer Großfamilien aus. Die CDU-Opposition wirft ihm zwar mangelndes Problembewusstsein und Realitätsverlust vor, aber wen kümmert das?«
Christian: »Das ist echt ein Trauerspiel, aber das passiert, wenn Realität auf Politik trifft, und dann noch in einer tiefrot regierten Stadt. Man weiß ja, in welchen Teestuben und Spielhöllen die kriminellen Clans ihre Hauptquartiere aufgeschlagen haben und Tag und Nacht anzutreffen sind. Und was passiert? Gibt es regelmäßig Razzien und Kontrollen, um die Familienstrukturen zu entschlüsseln und auf Zufallsfunde von Waffen und Rauschgift zu spekulieren? Nein, gar nichts. Es ist politisch nicht gewollt und wird genauso von den Politikern an der Spitze des Innenressorts an ihre Untergebenen kommuniziert. Armes Deutschland.«
»Tja, und im krassen Gegensatz dazu die Verfolgung von Rockern, wo dies alles ganz anders abläuft. Was glaubt ihr, wie ich meine Samstagnacht verbracht habe? Eine Razzia gegen die Hells Angels, aber immerhin habe ich Frank H. kennengelernt ...« Uwe unterbrach Christian: »Ach, erzähl mal, und wie sprechen eigentlich die Jungs vom
Weitere Kostenlose Bücher