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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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ein Großteil des Geldes weiterhin mit Prostitution, Drogen, Glücksspiel und Schutzgeld verdient wurde. Und bei aller Sympathie, eine Straftat würde immer eine Straftat bleiben. Wie aber sollten sich Polizisten in einer zugespitzten Situation verhalten? Wegschauen oder gar eine Straftat vertuschen?
    Uwe: »Habt ihr schon von den armen Schweinen gehört, die sie in Hessen erwischt haben? Fünf Kollegen sollen die Angels mit Informationen versorgt haben als Gegenleistung für Geld, Kokain und Nutten.«
    Markus widersprach: »Da kann ich nur begrenzt Mitleid empfinden. Eine Plauderei im Falle von persönlicher Sympathie kann ich ja noch nachvollziehen, wer aber Internes gegen Geld verrät, der braucht sich über die Konsequenzen nicht zu beschweren.«
    Uwe: »Ja, aber solche Situationen entstehen doch meist ganz unverfänglich über Jahre hinweg. Man trainiert im gleichen Fitnessstudio, verkehrt in den gleichen Bars, Discos oder meinetwegen auch Puffs. Man kennt sich, man grüßt sich, nächstes Mal prostet man sich über die Theke zu, und zum Schluss trinkt man einen zusammen. Und irgendwann dann, nachts um zwei, mit einigen Drinks intus, wird die entscheidende Frage gestellt. ›Hast du mal was über XY gehört?‹ Schon hängt man am Haken, wird weiter hofiert oder hat sich schlimmstenfalls erpressbar gemacht.«
    Markus: »Na, Herr Spezialeinsatzkommando, das hört sich aber alles sehr realistisch an, wurde unser Kollege vielleicht schon mal Adressat eines Anwerbungsversuches? Genug zu erzählen hättest du ja bei deinen zahlreichen Einsätzen gegen die Angels.«
    »Nein, ich nicht, aber wie ihr wisst, Polizisten brauchen immer Geld, gerade nach einer Scheidung, also bestimmt jeder Zweite«, bemerkte Uwe mit einem breiten Grinsen in die Runde. » Diverse Jungs unseres Kommandos verdienen sich, ohne Wissen der Dienststelle, als Türsteher oder Bodyguards etwas dazu. Entweder auf die Lohnsteuerkarte der Frau oder direkt in die Tasche. Aber wenn du heute als Türsteher arbeitest, dann kommst du zwangsläufig mit Hells-Angels-Mitgliedern in Kontakt, so dominant sind die in diesem Bereich geworden.«
    Christian: »Wie viele Einsätze gegen die Angels sind bei dir schon angefallen?«
    Uwe: »Ach, ein halbes Dutzend bestimmt. Die ersten Zugriffe waren noch interessant und polizeilich unerlässlich. Nicht so wie heute, wo Spezialeinheiten und Hundertschaften von der Polizeiführung und der Politik missbraucht werden, um der Öffentlichkeit und Presse Handlungsstärke und Entschlossenheit zu demonstrieren. Eine halbwegs bedeutende Schlägerei reicht ja schon aus, um einen länderübergreifenden Großeinsatz mit Hunderten Beamten und Spezialeinheiten auszulösen. Man fühlt sich wie ein Bauernopfer, das in einer publikumswirksamen Inszenierung hin und her geschoben wird mit dem Ziel zu zeigen, wer der konsequenteste Rockerverfolger Deutschlands ist.
    Razzien in Hells-Angels-Vereinsheimen sind bei allen unbeliebt. Man weiß von vornherein, dass eine Durchsuchung dort ergebnislos verlaufen wird. Die Rocker haben sich längst auf die härtere Gangart des Staates eingestellt und rechnen mit solchen Aktionen. Das Einzige, was dort noch zu finden ist, sind vielleicht ein paar Joints und einige Schlagwaffen, die aber niemandem zugeordnet werden können. Aber Hauptsache, die Politik kann durch diesen nutzlosen Aktionismus der Bevölkerung ein höheres Sicherheitsgefühl suggerieren, und ganz zufällig stehen dann morgens um sechs zwei Kamerateams und Pressefotografen neben den Vereinsheimen und transportieren die Bilder des entschlossenen Polizeieinsatzes in die Republik. Diese Einsätze sind echt lästig, und niemand hat darauf mehr Bock.«
    Christian: »Hat sich nicht einer deiner ersten Einsätze gegen das Charter der Hells Angels in Düsseldorf gerichtet?«
    Uwe: »Ja, da war ich noch aufgeregt und eine richtige Heißkiste. Neben meinem Kommando waren noch zwei weitere Spezialeinsatzkommandos beteiligt, dazu zig Einsatzhundertschaften, insgesamt 900 Polizisten. Die Razzia erfolgte zeitgleich frühmorgens in Düsseldorf, Köln, Duisburg, Essen, Wuppertal, Krefeld, Aachen, Oberhausen und weiteren Städten, dazu wurden mehrere Bordelle, eine Anwaltskanzlei und selbst Gefängniszellen von bereits inhaftierten Hells-Angels-Mitgliedern durchsucht. Ich war beim Sturm auf das Clubhaus eingesetzt. Die Rocker verfügten in Düsseldorf über ein riesiges Areal in einer Kleingartenkolonie. Das Vereinsheim glich einer Blockhütte aus dem

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