Inside Polizei
Wilden Westen, im unmittelbaren Umkreis waren mehrere Lauben von Vereinsmitgliedern bewohnt, und zur Freizeitbeschäftigung diente ein Swimmingpool. Die Ruine einer alten Lackfabrik wurde zur Schrauberwerkstatt für Harleys umfunktioniert. Das gesamte Anwesen war mit einem stabilen Zaun und einem meterhohen Eisentor gesichert. Beim Zugriff rammte ein Panzerfahrzeug das Tor auf, und Männer eines anderen Kommandos stürmten als Erste rein und erschossen einen auf sie zurennenden Rottweiler mit einer Pumpgun. Türen wurden eingetreten und Glasscheiben zerschlagen. Was für ein Szenario! Was für ein Höllenlärm! Vier Angels schliefen im Hauptquartier und ließen sich dank der Überrumplung widerstandslos festnehmen. Insgesamt kam es zu 17 Festnahmen. Das Angels Place durchsuchte eine Hundertschaft mithilfe von Metalldetektoren und Spürhunden nach Waffen und Rauschgift. Stunden später wurden sie fündig, halbautomatische Gewehre, eine Pumpgun und in einem Erddepot eine größere Menge Munition. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf warf den Hells Angels neben der Bildung einer kriminellen Vereinigung illegalen Besitz von Sprengstoff vor, zudem Raub, Drogen- und Waffenhandel. Des Weiteren die Erpressung von Schutzgeld bei Wirten und anderen Geschäftsleuten sowie das Aufdrängen von Türstehern der eigenen Sicherheitsfirma. Weiterhin soll ein Düsseldorfer Motorradhändler nach Drohungen und Schikanen zur Geschäftsaufgabe gezwungen worden sein. Dem 44-jährigen Präsidenten warfen sie zusätzlich die zweifache Vergewaltigung einer Frau vor.
Die Ergebnisse des Gerichtsverfahrens nutzte der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, um das Düsseldorfer Charter der Hells Angels wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung aufzulösen. Das Clubvermögen der Rocker wurde beschlagnahmt, und ihre Patches, ihre Abzeichen, wurden eingezogen. Das Verbot hat bis heute Gültigkeit, leidet nur unter einem Schönheitsfehler, der gerne unter den Tisch gekehrt wird. Das Düsseldorfer Hells Angels Charter war erst drei Wochen vor der Razzia von den Bones MC zu den Rot-Weißen gewechselt. Die Ermittlungen und die meisten Straftaten lagen schon ein Jahr zurück. Die Rocker hatten diese als Mitglieder des Bones MC begangen, nicht als Hells Angels, aber dieser Umstand schien niemanden weiter zu stören.«
Christian: »Na, man braucht kein Prophet zu sein, um bei der Berichterstattung der letzten Zeit zu erahnen, was auf die Angels in den nächsten Jahren zukommen wird. Ich habe mir mal das Positionspapier ›Rockerkriminalität‹ des Landesvorsitzenden Rheinland-Pfalz vom Bund Deutscher Kriminalbeamter zu Gemüte geführt. Der fährt wahrlich große Geschütze auf. Der fordert, eine bundesweit einheitliche Verfolgung von allen Verfahren gegen die Rocker ausschließlich von den Schwerpunktstaatsanwaltschaften ›organisierte Kriminalität‹ durchführen zu lassen. Alle Delikte sollen einer konsequenten Verfolgung unterzogen werden, ganz gleichgültig, wie langwierig, personal- und kostenintensiv sich diese gestalten. Die üblich gewordenen Absprachen zwischen Verfahrensbeteiligten, um Geld, Personal und Arbeit nicht auf Jahre zu blockieren – den Deal –, will er in diesem Bereich ganz abschaffen.
Das Verkehrsrecht will er so weit in Anspruch nehmen, dass bei allen verwendeten Motorradteilen der Rocker rückwirkend die Einhaltung der Zollbestimmungen bei der Einfuhr kontrolliert wird. Da jedes Hells Angel Charter als Verein firmiert, fordert er eine intensive steuerliche Überprüfung an, jährlich. Er verlangt eine offensive ordnungsrechtliche Kontrollwahrnehmung der Behörden aller Vereinsheime und Gaststätten, die den Rockern nahestehen. Gewerbeanmeldungen im Bereich von Sicherheitsdienst, Erotikbranche und Tattoo-Studios sollen einer hohen Kontrolldichte unterliegen. Selbst das Baurecht soll bei der bereits genehmigten Nutzung von Vereinshäusern restriktiv angewendet und überprüft werden. Gruppenmitglie-
der, die bereits seit Jahren legal einen Waffenschein besitzen, droht nur aufgrund ihrer Vereinszugehörigkeit eine automatische Ungeeignetheit zum Führen einer Schusswaffe. Auch beim lieben Geld hört der Eifer des wackeren Leitfadenverfassers nicht auf. ›Durch ermittlungsbegleitende und professionell durchgeführte Maßnahmen müssen die finanziellen Möglichkeiten dieser Gruppierungen und ihrer Akteure nachhaltig ausgetrocknet werden.‹«
Markus schüttelte ungläubig den Kopf. »Mann, Mann, Mann, da scheint ja jemand
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