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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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Boxclub über den Big Boss?«
    »Nur gut, einige haben ihn noch in seiner aktiven Zeit als Boxer erlebt, als er in Niedersachsen einige Hallen gefüllt hat. Er soll über Bärenkräfte verfügen und richtig Power in seine Schläge gesteckt haben. Zwei seiner vier Profikämpfe endeten mit einem vorzeitigen K.-o.-Sieg.
    Er startete als Wirtschaftler im Bordell ins Milieu, und von da an hat er seinen Weg gemacht. Die Jungs sprechen von ihm als einem geraden, korrekten Mann, der sich durchgesetzt, der es geschafft hat. Heutzutage sieht man ihn nie mehr allein, er soll immer zwei, drei Jungs um sich herum haben.
    Eine Geschichte aus der Zeit, als die Bones zu den Angels übergetreten sind – dem Patchover –, erzählt von einer Versammlung in Hannover, in deren Rahmen Mitgliedern die Möglichkeit eines Ausstieges angeboten worden ist. Da war ein Ausstieg für sie noch möglich, später nach einem Übertritt zu den Hells Angels würde es diese Möglichkeit nicht mehr geben. Mein Boxkumpel kannte einige Bones, darunter zwei, die einen Tattoo-Shop und einen Laden mit Szeneklamotten betrieben. Der Wechsel war ihnen zu heiß, und außerdem hatten sie sich ein berufliches Standbein aufgebaut, dachten sie zumindest. Gemeinsam entschlossen sie sich also auszusteigen wie die Hälfte der damals knapp 500 aktiven Bones. Die Entscheidung kam nicht besonders gut an. Sie durften zwar gehen, aber ihre Läden waren sie los. Die Shops verblieben in Rockerhand.«
    »Raue Sitten ... aber wie war das jetzt mit Frank H.?«, bohrte Markus nach.
    »Es war Samstagnacht, wir wurden in Einsatzbereitschaft gelegt, aber niemand erhielt nähere Informationen über den Anlass, die Führung hielt ihn geheim. Treffpunkt aller eingesetzten Kräfte war das Präsidium, und da kam einiges zusammen. Die komplette Einsatzhundertschaft, ein Trupp des Spezialeinsatzkommandos, vier Diensthundeführer mit Sprengstoff- und Drogenhunden, eine technische Einheit mit Flutlichtwagen, dem Lichtmastkraftwagen und einige Zivilkräfte, die bereits zur Überwachung vor Ort eingesetzt waren. Knapp 150 Mann tummelten sich im Innenhof. Erst gegen 22.00 Uhr setzte uns die Einsatzleitung in Kenntnis, gegen wen wir ins Feld zogen: Hells Angels und Red Devils.
    Der Red Devils MC ist der weltgrößte Supporter Club der Angels, und genau diese schlugen nun ein Charter in unserer Stadt auf. Bei einer Red-Devils-Gründung kann es sich um zwei Varianten von Chartern handeln: einen reinen Unterstützerclub, der ab sofort unter dem Einfluss der Angels steht und angeordnete Aufgaben und Aufträge jeglicher Art ausführt, oder ein Kuckucksei, das noch eine bestimmte Zeit unter dem alten Namen firmiert und dann über Nacht zu einem offiziellen Hells-Angels-Charter ernannt wird. Ein Charter der Höllenengel zu werden ist oft langwierig, zutiefst anstrengend und kostspielig. Nach Aussagen von Aussteigern muss sich ein Prospect Charter bewähren, unbeliebte Arbeiten und Aufträge klaglos erledigen und bereits in diesem Stadium eine Menge Kohle einnehmen und nach oben abdrücken, um sich dann irgendwann einmal vielleicht so viel Respekt verdient zu haben, um schließlich die Kutte mit dem Deathhead tragen zu dürfen.
    Die zweite Variante, das Kuckucksei-Modell, wird nur in Ausnahmefällen angewendet. Entweder handelt es sich bei den führenden Gründungsmitgliedern des neuen Charters um altbewährte Vollmitglieder eines bereits bestehenden Hells-Angels-Charters, oder die Stadt oder das Gebiet soll schnellstmöglich unter die territoriale Herrschaft der motorradfahrenden Bruderschaft fallen. Mit dieser aggressiven Expansionspolitik soll ein Gebietsschutz reklamiert und durchgesetzt werden. Am besten gestaltet sich eine Kombination aus beiden Varianten, denn nach nur einem Jahr Bewährungsfrist wächst aus diesem Supporter-Club dann ein vollwertiges Hells Angels Charter empor. Die sichtbaren Insignien der Macht an dem Vereinshaus und den Westen der Rocker verändern sich über Nacht. Dort prangt dann nicht mehr der lachende Teufel, sondern der Totenkopf mit dem Flügel, das Emblem der internationalen Motorradbande.
    Genau diese Roten Teufel schlugen nun ihre Zelte in unserer Stadt auf. Zum ersten großen Sommerfest erwartete die Polizeiführung neben Angels aus den umliegenden Chartern auch eine große Abordnung aus Hannover und deren Präsidenten. Die Behördenleitung beabsichtigte, gleich zu Beginn von Rockeraktivitäten in der Stadt Entschlossenheit zu demonstrieren, und nutzte die Party

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