Inside Polizei
Euro zu Buche. Hochgerechnet würde der Jahresumsatz für so einen Betrieb in dem Bereich bei einer Million Euro liegen. Und dabei wird hier noch mit einer eher schwachen Zimmerauslastung gerechnet. Berücksichtigt man die Sommermonate, in denen sich Horden von betrunkenen Männern im Rahmen von Junggesellenabschieden durch das Steintor schieben, oder die Zeit im November/Dezember, wenn so manch eine Weihnachtsfeier ihr Ende in einem dieser Betriebe findet, entstehen schon bedeutend höhere Zahlen. Und der Umsatzbringer Nummer eins bleiben Männer auf Freigang, im Rudel, betrunken und mit der Firmenkreditkarte ausgestattet … Messezeit in Hannover! Neben der weltweit führenden Messe für Informations- und Kommunikationstechnik, der CeBIT, und ihrem Pendant für Technologie der Hannover Messe finden jährlich über 40 weitere Ausstellungen in der Messestadt statt. Allein während der CeBIT strömen über 300 000 Besucher in die Stadt, dann herrscht in allen Hotels der Stadt und des gesamten Umlandes ein so reger Verkehr, dass kaum noch ein freies Laken zu buchen ist. Auch im Steintorviertel und seiner Bettenbelegung wird sich das zählbar niederschlagen.
Bei einer Kalkulation mit 30 belegten Betten erreicht man bereits einen Jahresumsatz von 1,3 Millionen Euro. Dabei wird von einen normalen Mietverhältnis ausgegangen, bei dem alle Liebesdamen ordentlich behandelt und nicht übervorteilt werden. Prostituierte, die zum Anschaffen verleitet, überredet oder gezwungen werden, erwirtschaften zusätzlich zur Mieteinnahme bis zu 100 000 Euro jährlich für ihre Zuhälter. Sollten Damen des Gewerbes aber beispielsweise regelmäßig Kokain konsumieren, um sich für ihre wahrlich nicht einfache Arbeit in Stimmung zu bringen, würde dies zusätzliche Geldströme und Gewinne auslösen.
Wem diese Zahlen zu hoch erscheinen, der sei auf den Rotlicht-Report des Berliner Tagesspiegels vom Januar 2011 verwiesen. Dieser berichtet von 400 000 Prostituierten, die deutschlandweit 1,2 bis 1,5 Millionen Männer beglücken – jeden Tag. Nach Informationen des deutschen Bundestages wird der Jahresumsatz in Deutschland im Bereich Prostitution auf 15 Milliarden Euro beziffert. Beinahe 90 Prozent des Geldes werden nicht mehr auf der Straße verdient, sondern in Bordellen und Clubs.
Diese Umstände verschaffen einem Bordell eine wahrlich üppige Rendite, zumal meist für ein eher heruntergekommenes Gebäude in einem weniger bevorzugten Viertel einer Stadt. Dazu wechselt das Geld häufig bar, ohne jeglichen elektronischen Bon oder eine Quittung, die Hände. Halleluja! Ein gut gehender Puff scheint lukrativer zu sein, als wenn man die europäische Notenpresse besäße.
Zugegebenermaßen versuchen die Strafverfolgungsbehörden schon seit zehn Jahren, den Höllenengel gerichtsfest zu beweisen, dass es sich bei ihnen um eine kriminelle Vereinigung handelt, bis auf wenige Ausnahmen jedoch ergebnislos. Und das trotz des immensen Verfolgungsdruckes des Staates, mit welchem wohl keine andere Gruppierung der zurückliegenden Dekade überzogen wurde. Dies lässt nur zwei Schlüsse zu: Die erhobenen Anschuldigungen sind unzutreffend, oder der Staat agiert zu wehrlos.
Die internationale Bruderschaft scheint voneinander zu lernen und zu profitieren. Fehler, die schwerwiegende strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, begeht die Organisation nur einmal. Die Höllenengel reagieren schnell und flexibel auf polizeiliche Ermittlungsansätze und Taktiken, so als ob sie anhand von Interna aus den Ermittlungsakten ihrer Rechtsanwälte und der Polizeibehörden informiert und geschult würden. Schon seit geraumer Zeit werden Handys, Navigationsgeräte, Street View oder Map 24 nur für das Nötigste verwendet. Niemand ist scharf darauf, sein Bewegungs- und Kontaktprofil der letzten Monate in der nächsten Akte zu lesen. Diese lassen sich problemlos anhand der GPS-Signale von den sich permanent einwählenden Handys oder Navi-Geräten in den Funkzellen erstellen.
Für heikle, geheime Informationen wird das Benachrichtigungssystem der Angels aktiviert: der Pony-Express. Dabei fährt ein vertrauenswürdiger Rocker persönlich zu dem nächstliegenden Charter und überbringt die Nachricht. Von dort reist die Botschaft zum nächsten Charter. Bei besonders dringenden Meldungen werden parallel mehrere Boten beauftragt, und die Mitteilung erreicht in kürzester Zeit den entferntesten Winkel Deutschlands oder Europas. Wie soll man in dieser abgeschotteten Welt noch
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