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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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Sprechen überschlagen hatte, normalisierte sich wieder halbwegs. »Die Tierärztin hat festgestellt, dass die Verletzungen oberhalb der Hufe durch Fesselungen verursacht wurden, danach oder vorher wurden die Pferde umgeworfen und vaginal und anal schwer verletzt. Die eine Stute ist so schwer verwundet und leidet so große Schmerzen, dass sie sofort eingeschläfert werden musste. Die zweite wird noch untersucht, wird aber wahrscheinlich auch nicht mehr zu retten sein.«
    Stille breitete sich unter den Polizisten aus, nur das Ausstoßen des Rauches war zu hören, aber Franks Ausführungen waren noch nicht beendet. »Die Tierärztin hat einen Verdacht geäußert. Sie hat derartige Verletzungen und Tatabläufe schon einige Male gesehen. Insgesamt dreimal. Die Vorgänge konnten in diesen Fällen rekonstruiert werden, da eine Tätergruppe ermittelt wurde. Mehrere Männer hatten damals die Beine der Pferde straff gefesselt und quälend fest zusammengebunden. Bei dem folgenden Martyrium wanden sich die Pferde und versuchten dadurch, die Fesseln abzustreifen. Dies misslang aber, und die Stricke schnitten sich durch die hektischen Bewegungen der panischen Tiere immer tiefer ins Fleisch. Die umgeworfenen Stuten wurden dann fixiert und von einem der Männer vergewaltigt.«
    »Vergewaltigt?!« Stefan war fassungslos. »Wer vergewaltigt denn ein Pferd?«
    Frank benötigte zum Stressabbau eine höhere Konzentration von Nervengift in seinem Körper und nahm etliche tiefe Züge, bevor er weitersprach. »Die damals ermittelten Täter gehörten einem albanischen Familienclan an. Ein Heranwachsender sollte durch dieses Machoritual seine Manneskraft beweisen und danach in ihrem Manneskreis aufgenommen werden. Im Anschluss an diesen Akt verletzten sie das Pferd mit den Holzstielen von Mistgabeln und abgebrochenen Ästen anal und vaginal. Dies führte zu erheblichen inneren Verletzungen und Blutungen. Die Tierärztin ist sich sicher, dass hier genau das gleiche Vorgehen stattgefunden hat, da sie die gleichen Verletzungsspuren gefunden hat.«
    Stille. Niemand sprach.
    Stefan ging einige Schritte zur Seite und starrte in die vom Wind bewegten Baumgipfel. Sein Gehirn ratterte, und er murmelte vor sich hin: »Aber warum dann diese Geheimniskrämerei? Keine Funksprüche. Keine Anmeldung. Keine Statusberichte.«
    Frank zog tief an seiner Zigarette.
    »Tja, die Leitstelle hat mich angewiesen, direkt nach dem Einsatz in die Dienststelle zu fahren und telefonisch Bericht zu erstatten. Den schriftlichen Bericht darf ich nicht in die normale Tagesablage heften, sondern er wird in einem verschlossenen Umschlag zum Präsidium geschickt.«
    »Wem soll denn diese behördliche Vertuschung nutzen?«, bohrte Stefan aufgebracht nach.
    »Die Bürokraten in den Amtsstuben treibt wohl die Sorge um, dass dieser Vorfall Vorurteile und Ressentiments gegen bestimmte ethnische Gruppen schüren und verstärken könnte. Außerdem könnten rechtspopulistische Parteien und Initiativen diese Meldung nutzen, um Stimmung gegen Gruppen von Migranten zu schüren, und zusätzlich fällt diese Art von Report wohl nicht unter die politisch korrekten Vorgaben der Führungsbeamten im Hinblick auf die Pressearbeit.«
    »Die Realität ist also entweder politisch korrekt oder wird verheimlicht«, bemerkte Stefan lakonisch.
    »So ist es, diese Vergewaltigung und die Verstümmelung werden in keinem Polizeibericht erscheinen, kein Journalist wird darüber aufgeklärt, und du wirst in keiner Zeitung jemals davon lesen. Am besten, junger Kollege, gewöhnst du dich ganz schnell an Political Correctness, Zensur und Vertuschung, darauf wirst du nämlich ständig stoßen.«
    Die Kollegen verharrten eine Zeit lang wortlos.
    Weitere Frauen gingen weinend und verstört zu ihren Fahrzeugen. Einige verließen fluchtartig den Ort, andere waren nicht in der Lage zu fahren und ließen sich schluchzend in ihre Autositze fallen. Die anwesenden Pferdebesitzer waren offensichtlich finanziell gut situiert, lebten in Straßenzügen mit Einfamilienhäusern am Rand der Großstadt und abseits von Gewalt, Kriminalität und Brutalität. Diese Idylle hatten sie auch für ihre Pferde erhofft und sie aus diesen Gründen hier untergebracht. Doch der Albtraum, die Schattenseiten einer Großstadt hatten sie doch noch eingeholt.
    Auf der Wache telefonierte Frank mit der Leitstelle, informierte die Vorgesetzen über seine Erkenntnisse und den geäußerten Verdacht der Tierärztin. Die Leitstelle forderte daraufhin,

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