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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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einem hohen Anstieg des Verbringens der radioaktiv verstrahlten Brennelemente aus den abgeschalteten Atomkraftwerken. Diese müssen zuerst mindestens fünf Jahre im Abklingbecken abkühlen, bevor sie überhaupt in einem Castor-Behälter zwischengelagert werden können. Bis zur Endlagerung der Hinterlassenschaften der 17 deutschen Atomkraftwerke werden weitere Jahre vergehen, denn zuerst müssen die glühenden Brennstäbe überhaupt erst transportfähig werden, und es fehlt nach wie vor ein offizielles Endlager.
    Eines ist allerdings sicher: Marius und seinen Kollegen wird ihr Containerdorf in Lüneburg noch bei vielen Einsätzen Unterschlupf gewähren müssen.
    »The same procedure as every year!«

6. Nicht pressefrei –
Der Zensur zum Opfer gefallen
    »Wer die Wahrheit nicht weiß,
der ist bloß ein Dummkopf.
Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt,
der ist ein Verbrecher.«
    Bertolt Brecht
    Das Telefon läutete. Der Wachhabende registrierte mit geschultem Blick auf dem Display den Anrufer. Internes Netzwerk. Dienstgruppenleiter der Einsatzleitstelle. Der höchste weisungsbefugte Polizeibeamte der Frühschicht dieser Großstadt. Es gab drei Möglichkeiten für diesen Anruf: ein harmloser Plausch unter Kollegen, Nachfragen zu einem abgeschlossenen Einsatz oder die Erteilung eines neuen heiklen Auftrages. Denn dazu vermeiden Polizeibeamte die Nutzung ihrer hoffnungslos antiquierten Zwei- und Vier-Meter-Funkgeräte, wann immer es möglich ist. Denn in Internetforen tauschen sich interessierte Funkexperten und solche, die es werden wollen, über polizeiliche Rufnamen, ihre verwendeten Kanäle und technische Möglichkeiten, den Polizeifunk abzuhören, seit Jahren aus. Funkrufnamen der unterschiedlichen Polizeibehörden wie beispielweise »Union« für Dortmunder Einheiten und »Gruga« für Essener Polizeikräfte sind dort nachzulesen.
    Vor einigen Jahren ordnete eine Kommission sämtliche Polizeirufnamen um. Einsatzhundertschaften eines Bundeslandes erhielten alle denselben Rufnamen und unterscheiden sich nur noch durch ihre zugeteilte Nummerierung (z. B. Jupiter 17/10, wohinter sich der Hundertschaftsführer der Münsteraner Kräfte verbirgt). Bei allein 18 bestehenden Hundertschaften in NRW nimmt diese Regelungswut schnell chaotische Züge an. Andere Bundesländer bekamen die Rufnamen »Venus«, »Mars« oder »Planet« verordnet. Die Spezialeinsatzkommandos (SEK) behielten auch bei der Namenszuteilung ihren besonderen Status. Die sechs SEK-Teams aus NRW teilen sich beispielsweise den Rufnamen »Titan«. Ob die GSG 9 von dieser bürokratischen Regulierung verschont wurde und ihre zutreffende Funkkennung »Wotan« gemäß dem germanischen Kriegsgott behielt, ist nicht bekannt.
    Im Internet werden oftmals die zugewiesenen Kanäle gleich mitveröffentlicht sowie Bezugsquellen von Funkscannern mitgeteilt, technische Manipulationen an Radiogeräten erläutert und neu entstandene Abhörmöglichkeiten durch das World Wide Web diskutiert.
    Die hoffnungslos veraltete analoge Funktechnik der BOS-Systeme (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) sollte ursprünglich zur Expo 2000 von einem abhörsicheren, digitalen bundesweiten Funknetz abgelöst werden. Der nächste anvisierte Termin betraf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Doch auch diese Großlage mussten Tausende Polizeibeamte mit teilweise 30 Jahre alten Funkgeräten bewältigen. Ersatzteile dafür sind so gut wie nicht mehr vorhanden, die Tüftler in den Polizeiwerkstätten sind daher dazu übergangen, aus zwei, drei kaputten Geräten ein funktionierendes Gerät zusammenzuschrauben und -zulöten. Diese Flickschusterei wird irgendwann an ihre Grenzen stoßen. Hoffentlich nicht bevor die Übergangszeit zu einem nun endlich im Aufbau befindlichen Digitalnetz abgeschlossen ist.
    Innenminister und Polizeiführer lassen sich indessen gerne öffentlich feiern für das neu entstehende Netz, das momentan stückchenweise in ersten Abschnitten und Städten verwendet wird. Eingesetzte Polizisten berichten währenddessen von städtischen Funklöchern und einem Komplettausfall bei Überlastung der Funkzellen wie bei dem großen Testversuch, dem Castor-Transport 2010 in Niedersachsen.
    Derweil geben Hamburger Kollegen viel positives Feedback über ihr neu verfügbares Kommunikationsführungsmittel. Das bundesweite Netz befindet sich aber immer noch im Aufbau mit einem jahrelangen zeitlichen Verzug und daraus resultierenden schwerwiegenden Konsequenzen. Einzig und

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