Inside Polizei
spitzbübische Grinsen, und es bildete sich ein harter, angespannter Gesichtsausdruck. Mark, ein dreißigjähriger Kommissar, nahm die Sache in die Hand. Er war am kürzesten in der Einheit und schien sich vor seinen Kameraden profilieren zu wollen. Er machte zwei Schritte auf den Widersacher zu, beugte seinen Kopf und schrie gegen die hämmernde Musik an: »Freundchen, tu dir selbst einen Gefallen, und verschwinde von hier, solange du noch allein laufen kannst!«
Der Gefahrensucher blickte Mark direkt in die Augen, danach schweifte sein Blick zu der lauernden Männerrunde und wieder zurück. Er schien zwar immer noch einen Kampf zu suchen und seine Chancen auszuloten, aber lebensmüde war er augenscheinlich auch nicht. Ohne eine Miene zu verziehen, visierte er Marks Augen an, ging zwei Schritte zurück und sagte seinen Abschiedsspruch auf, während er unterstützend mit dem Kopf nickte:
»Wir sehen uns noch ...«
Immer noch rückwärtsgehend, verschwand er in der Menge und tauchte schließlich in ihr unter.
Mark drehte sich um und kehrte triumphierend zu seinen Jungs zurück, während er freudig die Schulterklopfer und zustimmenden Kommentare einheimste. Christian nahm ihn freundschaftlich in den Schwitzkasten, rubbelte ihm über seinen gegellten Kurzhaarschnitt und zerrte ihn zur Theke, um zwei Wodkas zu ordern. Mark bewunderte Christian, der einen beeindruckenden Werdegang im Polizeidienst vorweisen konnte. Erst sechs Jahre bei der GSG 9, bevor er seit nunmehr sieben Jahren beim hiesigen Spezialeinsatzkommando seine Fähigkeiten einbrachte. An zahlreichen Großeinsätzen aus der kriminellen Vergangenheit Deutschlands, die Mark nur aus der Tagesschau oder von Spiegel -Titelgeschichten kannte, war Christian persönlich beteiligt gewesen und hatte sein Leben für seine Kameraden und sein Land eingesetzt. Auch Christian war sein neuer Kamerad sympathisch, er nahm ihn daher unter seine Fittiche, protegierte ihn und fühlte sich für ihn verantwortlich.
Die Männer widmeten sich wieder ihren Getränken und den weiblichen Gästen, den Gefahrensucher verloren sie aus den Augen und dem Sinn. Ein verhängnisvoller Fehler, der das Leben einiger Beteiligter dieser Nacht nachhaltig verändern sollte.
Der Gefahrensucher dachte gar nicht daran, sich von seinem Vorhaben abbringen zu lassen, im Gegenteil, das Vorgeplänkel hatte ihn zusätzlich angespornt. Eine Stunde später, gegen halb zwei in der Vollmondnacht, wurde sein Lauern belohnt, und er erhielt seine Chance für ein Scharmützel.
Marks Handy vibrierte. Seine Freundin war dran und wollte sich vergewissern, dass alles okay war und er nicht zu heftig herumflirtete. Mark verließ die Disco und entfernte sich ein paar Schritte vom Eingang, um ungestört telefonieren zu können. Doch er war nicht allein, ein Schatten folgte ihm, der Gefahrensucher. Als sich Mark während des Telefongesprächs umdrehte, erblickte er seinen Widersacher. Der schien sich seiner Sache sicher zu sein, denn ein triumphierendes Grinsen umspielte seinen Mund. Mark würgte die Unterhaltung kurzerhand ab und verstaute das Handy in seiner Hosentasche. Er spürte, dass er bald beide Hände brauchen würde. Ihm schossen mehrere Gedanken gleichzeitig durch den Kopf, es war ihm nicht einmal mehr bewusst, wie der Ärger angefangen hatte, durch eine Rempelei oder eine abfällige Bemerkung? Egal, es würde keine Rolle mehr spielen. Die Schlägerei schien unausweichlich bevorzustehen. Der SEK-Beamte dachte kurz an berufliche Konsequenzen und die Folgen einer strafrechtlichen Ahndung seines Verhaltens, hakte dann aber diese Bedenken in Sekundenschnelle ab. Der Typ war ja selbst schuld an dem, was ihm gleich geschehen würde, schließlich kam ein Großteil der Aggressionen vom Gefahrensucher selbst. Mark verschaffte sich mit einem kurzen Rundumblick eine Übersicht über die Situation. Mist, es befanden sich viel zu viele Leute und somit Zeugen im Gastronomieviertel der Stadt. Er nahm sich nur einen kurzen Schlagabtausch vor, und danach hieß es schnellstmöglich verschwinden, damit ihn seine uniformierten Kollegen nicht erwischten. Mark war körperlich robust und hatte außerhalb des Dienstes schon so manche Schlägerei siegreich bestritten. Er taxierte seinen Gegner und schätzte ihn körperlich etwa gleichwertig ein. Sein Blick blieb an der Nase hängen, die verformt und verknorpelt war. Eine Boxernase, schoss es ihm alarmierend durch den Kopf. Den ersten Schlag sah Mark nicht kommen. Mit einer
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